Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Wir wenden uns nunmehr zur Betrachtung des Mondlichts undMond.

einer allgemeinen Uebersicht der Topographie des Erdtrabanten.
Die Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 51000 Meilen;
ein englisches Packetboot brauchte nur sechs mal die Fahrt von London
nach Canton hin und her zurückzulegen, um dieselbe Distanz durch-
messen zu haben.

Der Durchmesser der Mondscheibe beträgt 466 Meilen, mithin
erreicht der uns zugewendete Theil noch nicht die Größe des
russischen Reiches.

Es ist eine sonderbare Meinung, daß der Mond nicht von jeher
geschienen haben soll. In Griechenland ging man soweit die, Ar-
cadier Antiseleniten zu nennen, weil sie älter seien als der
Mond, der erst in einer Schlacht erschienen sei, die Hercules
gegen die Giganten gekämpft. Wahrscheinlich ist dieß eine An-
spielung auf die Einführung des Monddienstes, vielleicht des
Mondjahres.

Man hat häufig die Frage aufgeworfen, ob die Strahlen des
Mondes Wärme erregten?
In neuern Zeiten, wo die Instru-
mente so sehr vervollkommet sind, hat man erneuerte Versuche
darüber angestellt. Mit Arago habe ich auf der Pariser Stern-
warte die in einem großen Hohlspiegel aufgefangenen Strah-
len auf ein eigends eingerichtetes sehr empfindliches Thermo-
meter fallen lassen, wir haben aber durchaus keine Tempe-
raturerhöhung bemerkt, und Damiels, der vor einigen Monaten eine
schöne Meteorologie herausgegeben hat, hat dasselbe Resultat als
Ergebniß seiner genauen Beobachtungen gefunden.

Wir wenden uns nunmehr zur Betrachtung des Mondlichts undMond.

einer allgemeinen Uebersicht der Topographie des Erdtrabanten.
Die Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 51000 Meilen;
ein englisches Packetboot brauchte nur sechs mal die Fahrt von London
nach Canton hin und her zurückzulegen, um dieselbe Distanz durch-
messen zu haben.

Der Durchmesser der Mondscheibe beträgt 466 Meilen, mithin
erreicht der uns zugewendete Theil noch nicht die Größe des
russischen Reiches.

Es ist eine sonderbare Meinung, daß der Mond nicht von jeher
geschienen haben soll. In Griechenland ging man soweit die, Ar-
cadier Antiseleniten zu nennen, weil sie älter seien als der
Mond, der erst in einer Schlacht erschienen sei, die Hercules
gegen die Giganten gekämpft. Wahrscheinlich ist dieß eine An-
spielung auf die Einführung des Monddienstes, vielleicht des
Mondjahres.

Man hat häufig die Frage aufgeworfen, ob die Strahlen des
Mondes Wärme erregten?
In neuern Zeiten, wo die Instru-
mente so sehr vervollkom̃et sind, hat man erneuerte Versuche
darüber angestellt. Mit Arago habe ich auf der Pariser Stern-
warte die in einem großen Hohlspiegel aufgefangenen Strah-
len auf ein eigends eingerichtetes sehr empfindliches Thermo-
meter fallen lassen, wir haben aber durchaus keine Tempe-
raturerhöhung bemerkt, und Damiels, der vor einigen Monaten eine
schöne Meteorologie herausgegeben hat, hat dasselbe Resultat als
Ergebniß seiner genauen Beobachtungen gefunden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="15">
        <pb facs="#f0141" n="137"/>
        <p>Wir wenden uns nunmehr zur Betrachtung <hi rendition="#u">des Mondlichts</hi> und<note place="right"><hi rendition="#u">Mond.</hi><lb/></note><lb/>
einer allgemeinen Uebersicht der Topographie des Erdtrabanten.<lb/>
Die Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 51000 Meilen;<lb/>
ein englisches Packetboot brauchte nur sechs mal die Fahrt von London<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Canton</hi> <choice><sic>zurückzulegen<metamark>2</metamark> hin <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> her<metamark>1</metamark></sic><corr resp="#OH">hin <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> her zurückzulegen</corr></choice>, um dieselbe Distanz durch-<lb/>
messen zu haben.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#u">Durchmesser</hi> der Mondscheibe beträgt 466 Meilen, mithin<lb/>
erreicht der uns zugewendete Theil noch nicht die Größe des<lb/>
russischen Reiches.</p><lb/>
        <p>Es ist eine sonderbare Meinung, daß der Mond nicht von jeher<lb/>
geschienen haben soll. In Griechenland ging man soweit die, Ar-<lb/>
cadier Antiseleniten zu nennen, weil sie älter seien als der<lb/>
Mond, der erst in einer Schlacht erschienen sei, die Hercules<lb/>
gegen die Giganten gekämpft. Wahrscheinlich ist dieß eine An-<lb/>
spielung auf die Einführung des Monddienstes, vielleicht des<lb/>
Mondjahres.</p><lb/>
        <p>Man hat häufig die Frage aufgeworfen, <hi rendition="#u">ob die Strahlen des<lb/>
Mondes Wärme erregten?</hi> In neuern Zeiten, wo die Instru-<lb/>
mente so sehr vervollkom&#x0303;et sind, hat man erneuerte Versuche<lb/>
darüber angestellt. Mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118847767 http://d-nb.info/gnd/118847767">Arago</persName></hi> habe ich auf der Pariser Stern-<lb/>
warte die in einem großen Hohlspiegel aufgefangenen Strah-<lb/>
len auf ein eigends eingerichtetes sehr empfindliches Thermo-<lb/>
meter fallen lassen, wir haben aber durchaus keine Tempe-<lb/>
raturerhöhung bemerkt, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116023325 http://d-nb.info/gnd/116023325">Damiel</persName>s</hi><note resp="#BF" type="editorial">In <bibl>[N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] (Ms. Germ. qu. 2124), Bl. 74v.</bibl>: Daniell&#x2019;s. Online verfügbar: <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/152">Deutsches Textarchiv</ref>.</note>, der vor einigen Monaten eine<lb/>
schöne Meteorologie herausgegeben hat, hat dasselbe Resultat als<lb/>
Ergebniß seiner genauen Beobachtungen gefunden.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0141] Wir wenden uns nunmehr zur Betrachtung des Mondlichts und einer allgemeinen Uebersicht der Topographie des Erdtrabanten. Die Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 51000 Meilen; ein englisches Packetboot brauchte nur sechs mal die Fahrt von London nach Canton hin u her zurückzulegen, um dieselbe Distanz durch- messen zu haben. Mond. Der Durchmesser der Mondscheibe beträgt 466 Meilen, mithin erreicht der uns zugewendete Theil noch nicht die Größe des russischen Reiches. Es ist eine sonderbare Meinung, daß der Mond nicht von jeher geschienen haben soll. In Griechenland ging man soweit die, Ar- cadier Antiseleniten zu nennen, weil sie älter seien als der Mond, der erst in einer Schlacht erschienen sei, die Hercules gegen die Giganten gekämpft. Wahrscheinlich ist dieß eine An- spielung auf die Einführung des Monddienstes, vielleicht des Mondjahres. Man hat häufig die Frage aufgeworfen, ob die Strahlen des Mondes Wärme erregten? In neuern Zeiten, wo die Instru- mente so sehr vervollkom̃et sind, hat man erneuerte Versuche darüber angestellt. Mit Arago habe ich auf der Pariser Stern- warte die in einem großen Hohlspiegel aufgefangenen Strah- len auf ein eigends eingerichtetes sehr empfindliches Thermo- meter fallen lassen, wir haben aber durchaus keine Tempe- raturerhöhung bemerkt, u Damiels, der vor einigen Monaten eine schöne Meteorologie herausgegeben hat, hat dasselbe Resultat als Ergebniß seiner genauen Beobachtungen gefunden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/141
Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/141>, abgerufen am 28.11.2024.