Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]reicht ein Tag und eine Nacht hin, um den ganzen Cyclus zu beobachten. Die Athmosphäre, welche unsern Erdball umgibt, besteht aus einem Der Einfluß einer durch den verminderten Luftdruck verdünnten reicht ein Tag und eine Nacht hin, um den ganzen Cyclus zu beobachten. Die Athmosphäre, welche unsern Erdball umgibt, besteht aus einem Der Einfluß einer durch den verminderten Luftdruck verdüñten <TEI> <text> <body> <div type="session" n="6"> <p><pb facs="#f0053" n="49"/> reicht ein Tag <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> eine Nacht hin, um den ganzen Cyclus zu beobachten.<lb/> In Teutschland bedurfte es 20 Tage, um die Mittelzahl der Stunden<lb/> zu finden. Diese periodische Oscillation wird weder durch Stürme noch<lb/> Gewitter noch Erdbeben unterbrochen; sie findet statt in einer Höhe<lb/> von 15000 Fuß wie auf der Ebne, weder Wärme noch Kälte übt<lb/> einen Einfluß darauf, noch steht sie, wie die Meeresfluth, mit dem<lb/> Monde in Verbindung, der so wenig in den Syzygien noch in den<lb/> Quadraturen im geringsten sichtbar auf diese Veränderung zu<lb/> wirken scheint.</p><lb/> <p><hi rendition="#u">Die At<del rendition="#s">h</del>mosphäre</hi>, welche unsern Erdball umgibt, besteht aus einem<lb/> Gemenge von Sauerstoff, Stickstoff <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> einem unbedeutenden Theile<lb/> Kohlenstoff <choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice>⅕, ⅘, <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">1000</hi><choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">)</reg></choice>. Merkwürdig ist es, daß nach vielfältigen<lb/> Versuchen die der Athmosphäre beigem<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/></del><add place="across">en</add></subst>gte Quantität von Sauer-<lb/> stoff auf allen Höhen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> unter allen Umständen dieselbe zu sein<lb/> scheint. Man hatte früher in der Vegetation das große Mittel ge-<lb/> sucht, und zu finden geglaubt, um den ungeheuern Verbrauch von<lb/> Sauerstoff durch Athmen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Verbrennen einigermassen durch die-<lb/> sen Ersatz zu erklären. Nach den Versuchen des jüngern <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117020079 http://d-nb.info/gnd/117020079">de Saussure</persName></hi><lb/> möchte diese Hypothese wohl als unhaltbar zu verlassen sein, de-<lb/> ren man aber auch keineswegs bedarf.</p><lb/> <p>Der Einfluß einer durch den verminderten Luftdruck <hi rendition="#u">verdüñten<lb/> Luft</hi> auf unsere Organisation ist auch von den rohern Völkern<lb/> nicht unbemerkt geblieben. Die Indier pflegen sogar die Luft auf<lb/> sehr hohen Bergen mit dem Ausdruck „giftig“ zu bezeichnen. Der<lb/> geringere Druck bewirkt eine Ausdehnung der Ge<supplied cert="high" resp="#TK">fä</supplied>sse, welche die<lb/> feinern oft zerreissen macht, so daß Blut der Nase, den Augen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice><lb/> de<subst><del rendition="#ow" hand="#OH_pencil">r</del><add place="across" hand="#OH_pencil">m</add></subst> <subst><del rendition="#s" hand="#OH_pencil">Nase</del><add place="superlinear" hand="#OH_pencil">Munde</add></subst> entfließt. Bei jüngern Personen findet diese Erscheinung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0053]
reicht ein Tag u eine Nacht hin, um den ganzen Cyclus zu beobachten.
In Teutschland bedurfte es 20 Tage, um die Mittelzahl der Stunden
zu finden. Diese periodische Oscillation wird weder durch Stürme noch
Gewitter noch Erdbeben unterbrochen; sie findet statt in einer Höhe
von 15000 Fuß wie auf der Ebne, weder Wärme noch Kälte übt
einen Einfluß darauf, noch steht sie, wie die Meeresfluth, mit dem
Monde in Verbindung, der so wenig in den Syzygien noch in den
Quadraturen im geringsten sichtbar auf diese Veränderung zu
wirken scheint.
Die Atmosphäre, welche unsern Erdball umgibt, besteht aus einem
Gemenge von Sauerstoff, Stickstoff u einem unbedeutenden Theile
Kohlenstoff /⅕, ⅘, 1/1000/. Merkwürdig ist es, daß nach vielfältigen
Versuchen die der Athmosphäre beigemengte Quantität von Sauer-
stoff auf allen Höhen u unter allen Umständen dieselbe zu sein
scheint. Man hatte früher in der Vegetation das große Mittel ge-
sucht, und zu finden geglaubt, um den ungeheuern Verbrauch von
Sauerstoff durch Athmen u Verbrennen einigermassen durch die-
sen Ersatz zu erklären. Nach den Versuchen des jüngern de Saussure
möchte diese Hypothese wohl als unhaltbar zu verlassen sein, de-
ren man aber auch keineswegs bedarf.
Der Einfluß einer durch den verminderten Luftdruck verdüñten
Luft auf unsere Organisation ist auch von den rohern Völkern
nicht unbemerkt geblieben. Die Indier pflegen sogar die Luft auf
sehr hohen Bergen mit dem Ausdruck „giftig“ zu bezeichnen. Der
geringere Druck bewirkt eine Ausdehnung der Gefässe, welche die
feinern oft zerreissen macht, so daß Blut der Nase, den Augen u
dem Munde entfließt. Bei jüngern Personen findet diese Erscheinung
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