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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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an dessen Ufern die Nähe eines dürren Continents wohl beinahe die höchste
Temperatur hervorbringt, welche man beobachtet hat. Capit. Tukey, derselbe
welcher die Mündung des Niger erforschte, fand am rothen Meere den Stand
des Thermometers nicht unter 28°+ und um 2 Uhr Mittags im Schatten stets
32°+. - Zu Murzuk, in der O[a]se von Fezzan, mein unglücklicher
Freund Ritchie und Lyon, welcher letztere mehrmals den Cap. Parry auf seiner
Nordpolexpedition begleitete, eine Temperatur von 38° bis 43°+. Man kann
sich auf die Genauigkeit dieser Angaben verlassen, da Ritchie sehr wohl zu
beobachten verstand und mit Instrumenten versehen war, welche Arago,
Gay Lussac und ich mit großer Vorsicht hatten arbeiten lassen. Jedoch kann
man nicht annehmen, daß diese Temperatur die der eigentlichen Luftwär-
me gewesen sei, vielmehr muß man sie dem in der Luft schwebenden
wärmestrahlenden Staube zuschreiben, dessen erhitzte Theile sich gegenseitig
anstrahlend, wie auf das Auge des Menschen, so auch auf die Kugel des Thermo-
meters
wirken und eine Wärme der Luft hervorbringen, welche theils
dieser Ausstrahlung zuzuschreiben ist.

Als eine Quelle der Lebensfunction bewahrt aber in sich der Mensch einen
andern Wärmestoff, der in den verschiedenartigsten [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]Verhältnissen sich
stetig erweist. Die innere Temperatur des Menschen, die Wärme des
Bluts beträgt 30°+ R., mit einer Abweichung, die bei veränderten Um-
ständen
nicht über 1/2° bis 3/4° beträgt. - John Davy, der Bruder des berühm-
ten Sir Humphry Davy hat auf seiner Reise nach Ceylon die mannig-
faltigsten Beobachtungen in dieser Hinsicht angestellt und, bei den ver-
schiedenen indischen Kasten, die Blutwärme solcher Menschen, welche
sich bloß von Pflanzen oder nur von Fleisch nähren, ganz dieselbe ge-
funden. - Selbst in pathologischem Zustande, während der größten
Fieberhitze, hat die Kugel des Thermometers unter der Zungenwur-
zel kaum eine Variation von 3 bis 4° R erkennen lassen. Auch ist
die Blutwärme aller Säugethiere, der Löwen, Panther pp. der des Menschen gleich

an dessen Ufern die Nähe eines dürren Continents wohl beinahe die höchste
Temperatur hervorbringt, welche man beobachtet hat. Capit. Tukey, derselbe
welcher die Mündung des Niger erforschte, fand am rothen Meere den Stand
des Thermometers nicht unter 28°+ und um 2 Uhr Mittags im Schatten stets
32°+. – Zu Murzuk, in der O[a]se von Fezzan, mein unglücklicher
Freund Ritchie und Lyon, welcher letztere mehrmals den Cap. Parry auf seiner
Nordpolexpedition begleitete, eine Temperatur von 38° bis 43°+. Man kañ
sich auf die Genauigkeit dieser Angaben verlassen, da Ritchie sehr wohl zu
beobachten verstand und mit Instrumenten versehen war, welche Arago,
Gay Lussac und ich mit großer Vorsicht hatten arbeiten lassen. Jedoch kañ
man nicht annehmen, daß diese Temperatur die der eigentlichen Luftwär-
me gewesen sei, vielmehr muß man sie dem in der Luft schwebenden
wärmestrahlenden Staube zuschreiben, dessen erhitzte Theile sich gegenseitig
anstrahlend, wie auf das Auge des Menschen, so auch auf die Kugel des Thermo-
meters
wirken und eine Wärme der Luft hervorbringen, welche theils
dieser Ausstrahlung zuzuschreiben ist.

Als eine Quelle der Lebensfunction bewahrt aber in sich der Mensch einen
andern Wärmestoff, der in den verschiedenartigsten [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]Verhältnissen sich
stetig erweist. Die innere Temperatur des Menschen, die Wärme des
Bluts beträgt 30°+ R., mit einer Abweichung, die bei veränderten Um-
ständen
nicht über ½° bis ¾° beträgt. – John Davy, der Bruder des berühm-
ten Sir Humphry Davy hat auf seiner Reise nach Ceylon die mannig-
faltigsten Beobachtungen in dieser Hinsicht angestellt und, bei den ver-
schiedenen indischen Kasten, die Blutwärme solcher Menschen, welche
sich bloß von Pflanzen oder nur von Fleisch nähren, ganz dieselbe ge-
funden. – Selbst in pathologischem Zustande, während der größten
Fieberhitze, hat die Kugel des Thermometers unter der Zungenwur-
zel kaum eine Variation von 3 bis 4° R erkennen lassen. Auch ist
die Blutwärme aller Säugethiere, der Löwen, Panther pp. der des Menschen gleich

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[63/0067] an dessen Ufern die Nähe eines dürren Continents wohlbeinahe die höchste Temperatur hervorbringt, welche man beobachtet hat. Capit. Tukey, derselbe welcher die Mündung des Niger erforschte, fand am rothen Meere den Stand des Thermometers nicht unter 28°+ und um 2 Uhr Mittags im Schatten stets 32°+. – Zu Murzuk, in der Oase von Fezzan, mein unglücklicher Freund Ritchie u Lyon, welcher letztere mehrmals den Cap. Parry auf seiner Nordpolexpedition begleitete, eine Temperatur von 38° bis 43°+. Man kañ sich auf die Genauigkeit dieser Angaben verlassen, da Ritchie sehr wohl zu beobachten verstand und mit Instrumenten versehen war, welche Arago, Gay Lussac u ich mit großer Vorsicht hatten arbeiten lassen. Jedoch kañ man nicht annehmen, daß diese Temperatur die der eigentlichen Luftwär- me gewesen sei, vielmehr muß man sie dem in der Luft schwebenden wärmestrahlenden Staube zuschreiben, dessen erhitzte Theile sich gegenseitig anstrahlend, wie auf das Auge des Menschen, so auch auf die Kugel des Thermo- meter wirken und eine Wärme der Luft hervorbringen, welche theils dieser Ausstrahlung zuzuschreiben ist. Als eine Quelle der Lebensfunction bewahrt aber in sich der Mensch einen andern Wärmestoff, der in den verschiedenartigsten Verhältnissen sich stetig erweist. Die innere Temperatur des Menschen, die Wärme des Bluts beträgt 30°+ R., mit einer Abweichung, die bei veränderten Um- ständen nicht über ½° bis ¾° beträgt. – John Davy, der Bruder des berühm- ten Sir Humphry Davy hat auf seiner Reise nach Ceylon die mannig- faltigsten Beobachtungen in dieser Hinsicht angestellt u, bei den ver- schiedenen indischen Kasten, die Blutwärme solcher Menschen, welche sich bloß von Pflanzen oder nur von Fleisch nähren, ganz dieselbe ge- funden. – Selbst in pathologischem Zustande, während der größten Fieberhitze, hat die Kugel des Thermometers unter der Zungenwur- zel kaum eine Variation von 3 bis 4° R erkennen lassen. Auch ist die Blutwärme aller Säugethiere, der Löwen, Panther  der des Menschen gleich

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/67>, abgerufen am 21.11.2024.