Auf den Hochzeitstag bereitet ihr das schönste Kleid; Die Armen thun mehr als ihre Noth erlaubt; die Reichen treiben's weiter, als der christliche Anstand es gestattet. Aber seid oder waret ihr auch alle so bekümmert um das hochzeitliche Gewand der Seele? Ihr erscheint vor dem allmächtigen Gott, aber wie gekleidet? Ihr schließet mit ihm einen Vertrag, aber wie gekleidet? Ja, wie gekleidet! Da müßt ihr nothwendig im Hochzeitsgewand der heilig- machenden Gnade erscheinen.
Was ist also durchaus nothwendig? Daß ihr wenigstens frei seid von jeder schweren Sünde. Entweder müßet ihr an den Altar treten mit dem unbefleckten Taufgewand der Unschuld oder, wenn ihr dasselbe durch Todsünden ver- unreiniget habet, es zuerst reinigen im hl. Sakramente der Buße. Oder saget einmal, wenn die Braut am Hoch- zeitsmorgen in einem befleckten und zerissenen Kleide mit dem Bräutigam gehen wollte, würde dieser nicht als beschimpft und verhöhnt sich ansehen und die Braut von sich stoßen? Wer wollte ihm nicht Recht geben? Doch so frech und ausgeschämt ist keine.
Gut. Aber wo ist unsere Ehrfurcht, wenn es sich um den allmächtigen Gott handelt, oder darf man vor ihm sündenbefleckt in Abscheu und Greuel erscheinen? Was würde und müßte er euch sagen? "Freund, wie bist du hereingekommen ohne hochzeitliches Gewand? Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußersten Finsternisse, da wird Heulen und Zähneknirschen sein." Was will das in diesem Falle sagen? Gebunden mit den Ketten der Sünden, ein Sklave Satans bedeckt mit dem Unrath der Greuel wagt er vor mir zu erscheinen, das hl. Sakrament zu entweihen. Noch dunkler und schwärzer sollen die Finsternisse seiner Sünde werden, in dieser Nacht soll Unglück und Elend sein Ehebett umschweben, bis er entweder aufrichtige Buße wirkt, oder wenn er das
Auf den Hochzeitstag bereitet ihr das schönste Kleid; Die Armen thun mehr als ihre Noth erlaubt; die Reichen treiben's weiter, als der christliche Anstand es gestattet. Aber seid oder waret ihr auch alle so bekümmert um das hochzeitliche Gewand der Seele? Ihr erscheint vor dem allmächtigen Gott, aber wie gekleidet? Ihr schließet mit ihm einen Vertrag, aber wie gekleidet? Ja, wie gekleidet! Da müßt ihr nothwendig im Hochzeitsgewand der heilig- machenden Gnade erscheinen.
Was ist also durchaus nothwendig? Daß ihr wenigstens frei seid von jeder schweren Sünde. Entweder müßet ihr an den Altar treten mit dem unbefleckten Taufgewand der Unschuld oder, wenn ihr dasselbe durch Todsünden ver- unreiniget habet, es zuerst reinigen im hl. Sakramente der Buße. Oder saget einmal, wenn die Braut am Hoch- zeitsmorgen in einem befleckten und zerissenen Kleide mit dem Bräutigam gehen wollte, würde dieser nicht als beschimpft und verhöhnt sich ansehen und die Braut von sich stoßen? Wer wollte ihm nicht Recht geben? Doch so frech und ausgeschämt ist keine.
Gut. Aber wo ist unsere Ehrfurcht, wenn es sich um den allmächtigen Gott handelt, oder darf man vor ihm sündenbefleckt in Abscheu und Greuel erscheinen? Was würde und müßte er euch sagen? „Freund, wie bist du hereingekommen ohne hochzeitliches Gewand? Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußersten Finsternisse, da wird Heulen und Zähneknirschen sein.“ Was will das in diesem Falle sagen? Gebunden mit den Ketten der Sünden, ein Sklave Satans bedeckt mit dem Unrath der Greuel wagt er vor mir zu erscheinen, das hl. Sakrament zu entweihen. Noch dunkler und schwärzer sollen die Finsternisse seiner Sünde werden, in dieser Nacht soll Unglück und Elend sein Ehebett umschweben, bis er entweder aufrichtige Buße wirkt, oder wenn er das
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Auf den Hochzeitstag bereitet ihr das schönste Kleid;
Die Armen thun mehr als ihre Noth erlaubt; die Reichen
treiben's weiter, als der christliche Anstand es gestattet.
Aber seid oder waret ihr auch alle so bekümmert um das
hochzeitliche Gewand der Seele? Ihr erscheint vor dem
allmächtigen Gott, aber wie gekleidet? Ihr schließet mit
ihm einen Vertrag, aber wie gekleidet? Ja, wie gekleidet!
Da müßt ihr nothwendig im Hochzeitsgewand der heilig-
machenden Gnade erscheinen.
Was ist also durchaus nothwendig? Daß ihr wenigstens
frei seid von jeder schweren Sünde. Entweder müßet ihr
an den Altar treten mit dem unbefleckten Taufgewand der
Unschuld oder, wenn ihr dasselbe durch Todsünden ver-
unreiniget habet, es zuerst reinigen im hl. Sakramente
der Buße. Oder saget einmal, wenn die Braut am Hoch-
zeitsmorgen in einem befleckten und zerissenen Kleide mit dem
Bräutigam gehen wollte, würde dieser nicht als beschimpft
und verhöhnt sich ansehen und die Braut von sich stoßen?
Wer wollte ihm nicht Recht geben? Doch so frech und
ausgeschämt ist keine.
Gut. Aber wo ist unsere Ehrfurcht, wenn es sich um
den allmächtigen Gott handelt, oder darf man vor ihm
sündenbefleckt in Abscheu und Greuel erscheinen? Was
würde und müßte er euch sagen? „Freund, wie bist du
hereingekommen ohne hochzeitliches Gewand? Bindet ihm
Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußersten
Finsternisse, da wird Heulen und Zähneknirschen sein.“
Was will das in diesem Falle sagen? Gebunden mit den
Ketten der Sünden, ein Sklave Satans bedeckt mit dem
Unrath der Greuel wagt er vor mir zu erscheinen, das hl.
Sakrament zu entweihen. Noch dunkler und schwärzer
sollen die Finsternisse seiner Sünde werden, in dieser
Nacht soll Unglück und Elend sein Ehebett umschweben,
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/127>, abgerufen am 26.11.2024.
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