scheint, sondern werden vielmehr betrübt, wenn euere Ehe kein Abbild der Vereinigung Christi mit seiner Kirche.
Ihr alle, die ihr nach jenen Flitterwochen vielleicht viel Unfrieden erlebtet, erhebet euch jetzt einige Augen- blicke über dies menschliche Elend und betrachtet diese Liebe in ihren Früchten.
Sie ist die Mutter der Eintracht, die so lieblich ist, daß der hl. Geist davon spricht: "In drei Dingen gefällt sich mein Geist: Eintracht unter Brüdern, die Liebe des Nächsten, und Mann und Weib die gut übereinstimmen." (Eccl. XXV, 1 u. 2) Eintracht! Nach einem und demselben Dinge trachten, das gleiche Ziel verfolgen! Was will das Haupt? Das Glück des Leibes. Und der Leib? Das Wohl des Hauptes. Haupt und Leib wollen ein und das- selbe. Denn sie bilden nur ein Ganzes und so ist kein Widerstreit ihrer Vortheile möglich. So in den Familien, wo die gottgewollte eheliche Liebe waltet. Daher dann jener Friede, wo eines die Last des andern trägt. Denn die wahre Liebe ist ja geduldig. Sie muß zwar oft warnen und mahnen, aber sie duldet.
An wen soll ich da erinnern. Es duldete jener Philosoph Sokrates, dessen Weib Xantippe ihrer Zanksucht wegen zum Sprichworte geworden bis auf den heutigen Tag. Sokrates war ein Heide.
Der alte Tobias duldete und betete und seufzte, als sein zorniges Weib über sein Unglück, seine Frömmigkeit, seine Almosen spottete. Tobias war ein Jude. Eine hl. Monika lebte in großer Liebe und großem Frieden mit ihrem zornmüthigen Manne und bekehrte ihn durch das Beispiel ihrer Liebe zum Christenthum. Eine Johanna Rodriguez duldete von ihrem Manne jahrelang Schläge und Mißhandlungen aller Art und opferte alles für dessen Bekehrung auf. Reumüthig starb er in ihren Armen. Aber, denket ihr vielleicht in solchen und ähnlichen Fällen
scheint, sondern werden vielmehr betrübt, wenn euere Ehe kein Abbild der Vereinigung Christi mit seiner Kirche.
Ihr alle, die ihr nach jenen Flitterwochen vielleicht viel Unfrieden erlebtet, erhebet euch jetzt einige Augen- blicke über dies menschliche Elend und betrachtet diese Liebe in ihren Früchten.
Sie ist die Mutter der Eintracht, die so lieblich ist, daß der hl. Geist davon spricht: „In drei Dingen gefällt sich mein Geist: Eintracht unter Brüdern, die Liebe des Nächsten, und Mann und Weib die gut übereinstimmen.“ (Eccl. XXV, 1 u. 2) Eintracht! Nach einem und demselben Dinge trachten, das gleiche Ziel verfolgen! Was will das Haupt? Das Glück des Leibes. Und der Leib? Das Wohl des Hauptes. Haupt und Leib wollen ein und das- selbe. Denn sie bilden nur ein Ganzes und so ist kein Widerstreit ihrer Vortheile möglich. So in den Familien, wo die gottgewollte eheliche Liebe waltet. Daher dann jener Friede, wo eines die Last des andern trägt. Denn die wahre Liebe ist ja geduldig. Sie muß zwar oft warnen und mahnen, aber sie duldet.
An wen soll ich da erinnern. Es duldete jener Philosoph Sokrates, dessen Weib Xantippe ihrer Zanksucht wegen zum Sprichworte geworden bis auf den heutigen Tag. Sokrates war ein Heide.
Der alte Tobias duldete und betete und seufzte, als sein zorniges Weib über sein Unglück, seine Frömmigkeit, seine Almosen spottete. Tobias war ein Jude. Eine hl. Monika lebte in großer Liebe und großem Frieden mit ihrem zornmüthigen Manne und bekehrte ihn durch das Beispiel ihrer Liebe zum Christenthum. Eine Johanna Rodriguez duldete von ihrem Manne jahrelang Schläge und Mißhandlungen aller Art und opferte alles für dessen Bekehrung auf. Reumüthig starb er in ihren Armen. Aber, denket ihr vielleicht in solchen und ähnlichen Fällen
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scheint, sondern werden vielmehr betrübt, wenn euere Ehe
kein Abbild der Vereinigung Christi mit seiner Kirche.
Ihr alle, die ihr nach jenen Flitterwochen vielleicht
viel Unfrieden erlebtet, erhebet euch jetzt einige Augen-
blicke über dies menschliche Elend und betrachtet diese Liebe
in ihren Früchten.
Sie ist die Mutter der Eintracht, die so lieblich ist,
daß der hl. Geist davon spricht: „In drei Dingen gefällt
sich mein Geist: Eintracht unter Brüdern, die Liebe des
Nächsten, und Mann und Weib die gut übereinstimmen.“
(Eccl. XXV, 1 u. 2) Eintracht! Nach einem und demselben
Dinge trachten, das gleiche Ziel verfolgen! Was will das
Haupt? Das Glück des Leibes. Und der Leib? Das
Wohl des Hauptes. Haupt und Leib wollen ein und das-
selbe. Denn sie bilden nur ein Ganzes und so ist kein
Widerstreit ihrer Vortheile möglich. So in den Familien,
wo die gottgewollte eheliche Liebe waltet. Daher dann
jener Friede, wo eines die Last des andern trägt. Denn
die wahre Liebe ist ja geduldig. Sie muß zwar oft
warnen und mahnen, aber sie duldet.
An wen soll ich da erinnern. Es duldete jener
Philosoph Sokrates, dessen Weib Xantippe ihrer Zanksucht
wegen zum Sprichworte geworden bis auf den heutigen
Tag. Sokrates war ein Heide.
Der alte Tobias duldete und betete und seufzte, als
sein zorniges Weib über sein Unglück, seine Frömmigkeit,
seine Almosen spottete. Tobias war ein Jude. Eine
hl. Monika lebte in großer Liebe und großem Frieden mit
ihrem zornmüthigen Manne und bekehrte ihn durch das
Beispiel ihrer Liebe zum Christenthum. Eine Johanna
Rodriguez duldete von ihrem Manne jahrelang Schläge
und Mißhandlungen aller Art und opferte alles für dessen
Bekehrung auf. Reumüthig starb er in ihren Armen.
Aber, denket ihr vielleicht in solchen und ähnlichen Fällen
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/140>, abgerufen am 25.11.2024.
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