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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Kirchenversammlung von Trient im zweiten Grade der
Blutsverwandtschaft nie dispensirt werden soll,
außer bei großen Fürsten und auch das nur dann,
wenn es sich um das allgemeine Wohl des
Vaterlandes handelt
. In den übrigen Graden soll
selten und aus wichtigen Gründen Dispens gegeben werden.
Was ich nun zu sagen habe, gilt natürlich um so mehr,
je näher die Verwandtschaft, gilt um so weniger, je ent-
fernter sie geworden. Was mag also die Kirche zu dieser
Handlungsweise bestimmen?

Vor allem sociale oder gesellschaftliche Gründe. Wie
so? Sehet einmal. Schon der hl. Augustin redet in
seinem unsterblichen Werke über die Stadt Gottes von
diesem Punkte (XVI, 16). Die Menschheit soll nach dem
Plane Gottes und nach den Absichten der Kirche eine
Familie bleiben, wie sie auch von einem Vater abstammt,
und was die Sünde zerrissen, soll die Liebe wieder an-
knüpfen und verbinden. Und ein Mittel sollte unter andern
auch die Ehe sein. Daher ist sie für die Menschheit eine
wahre Pflanzschule der Liebe, der Vereinigung, der Ver-
brüderung. Wie das? Wenn du eine Person ehelichst,
der du bis jetzt ganz ferne gestanden, werden ihre Eltern
ihre Brüder und Schwestern, ihre Freunde und Verwandte
gleichsam auch deine Eltern, deine Brüder, deine Schwestern,
deine Freunde und Verwandten. Ist das nicht trostreich
in den Tagen des Glückes wie des Unglückes? Wenn du
aber aus deiner Verwandtschaft heirathest, wo sind deine
neuen Freunde? Wo deine neuen Brüder und Schwestern?
Warum willst du wie eine Schnecke dich in dein enges
Haus eindeckeln? Warum willst du dies weite Feld der
Liebe einschränken? Warum dich stets in derselben Freund-
schaft bewegen, während dem du durch eine fremde Gattin
ganze Schaaren neuer Freunde haben kannst? (Chrys. h.
34, n. 4, in I. Cor.) Urtheilet nun selbst, meint es die

Kirchenversammlung von Trient im zweiten Grade der
Blutsverwandtschaft nie dispensirt werden soll,
außer bei großen Fürsten und auch das nur dann,
wenn es sich um das allgemeine Wohl des
Vaterlandes handelt
. In den übrigen Graden soll
selten und aus wichtigen Gründen Dispens gegeben werden.
Was ich nun zu sagen habe, gilt natürlich um so mehr,
je näher die Verwandtschaft, gilt um so weniger, je ent-
fernter sie geworden. Was mag also die Kirche zu dieser
Handlungsweise bestimmen?

Vor allem sociale oder gesellschaftliche Gründe. Wie
so? Sehet einmal. Schon der hl. Augustin redet in
seinem unsterblichen Werke über die Stadt Gottes von
diesem Punkte (XVI, 16). Die Menschheit soll nach dem
Plane Gottes und nach den Absichten der Kirche eine
Familie bleiben, wie sie auch von einem Vater abstammt,
und was die Sünde zerrissen, soll die Liebe wieder an-
knüpfen und verbinden. Und ein Mittel sollte unter andern
auch die Ehe sein. Daher ist sie für die Menschheit eine
wahre Pflanzschule der Liebe, der Vereinigung, der Ver-
brüderung. Wie das? Wenn du eine Person ehelichst,
der du bis jetzt ganz ferne gestanden, werden ihre Eltern
ihre Brüder und Schwestern, ihre Freunde und Verwandte
gleichsam auch deine Eltern, deine Brüder, deine Schwestern,
deine Freunde und Verwandten. Ist das nicht trostreich
in den Tagen des Glückes wie des Unglückes? Wenn du
aber aus deiner Verwandtschaft heirathest, wo sind deine
neuen Freunde? Wo deine neuen Brüder und Schwestern?
Warum willst du wie eine Schnecke dich in dein enges
Haus eindeckeln? Warum willst du dies weite Feld der
Liebe einschränken? Warum dich stets in derselben Freund-
schaft bewegen, während dem du durch eine fremde Gattin
ganze Schaaren neuer Freunde haben kannst? (Chrys. h.
34, n. 4, in I. Cor.) Urtheilet nun selbst, meint es die

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[138/0150] Kirchenversammlung von Trient im zweiten Grade der Blutsverwandtschaft nie dispensirt werden soll, außer bei großen Fürsten und auch das nur dann, wenn es sich um das allgemeine Wohl des Vaterlandes handelt. In den übrigen Graden soll selten und aus wichtigen Gründen Dispens gegeben werden. Was ich nun zu sagen habe, gilt natürlich um so mehr, je näher die Verwandtschaft, gilt um so weniger, je ent- fernter sie geworden. Was mag also die Kirche zu dieser Handlungsweise bestimmen? Vor allem sociale oder gesellschaftliche Gründe. Wie so? Sehet einmal. Schon der hl. Augustin redet in seinem unsterblichen Werke über die Stadt Gottes von diesem Punkte (XVI, 16). Die Menschheit soll nach dem Plane Gottes und nach den Absichten der Kirche eine Familie bleiben, wie sie auch von einem Vater abstammt, und was die Sünde zerrissen, soll die Liebe wieder an- knüpfen und verbinden. Und ein Mittel sollte unter andern auch die Ehe sein. Daher ist sie für die Menschheit eine wahre Pflanzschule der Liebe, der Vereinigung, der Ver- brüderung. Wie das? Wenn du eine Person ehelichst, der du bis jetzt ganz ferne gestanden, werden ihre Eltern ihre Brüder und Schwestern, ihre Freunde und Verwandte gleichsam auch deine Eltern, deine Brüder, deine Schwestern, deine Freunde und Verwandten. Ist das nicht trostreich in den Tagen des Glückes wie des Unglückes? Wenn du aber aus deiner Verwandtschaft heirathest, wo sind deine neuen Freunde? Wo deine neuen Brüder und Schwestern? Warum willst du wie eine Schnecke dich in dein enges Haus eindeckeln? Warum willst du dies weite Feld der Liebe einschränken? Warum dich stets in derselben Freund- schaft bewegen, während dem du durch eine fremde Gattin ganze Schaaren neuer Freunde haben kannst? (Chrys. h. 34, n. 4, in I. Cor.) Urtheilet nun selbst, meint es die

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/150>, abgerufen am 24.11.2024.