ist das für dich nicht ein großer Trost? Denn er schaut einzig und allein auf jene Gründe, welche die hl. Kirche bestimmen, Dispens zu ertheilen.
Was dann endlich den vierten Grad betrifft, ist Dis- pens noch leichter zu erhalten. Denn die Gefahren sind schon in den meisten Fällen sehr klein geworden. Aber immerhin habet ihr die heiligste Pflicht, auch diese schon entfernte Verwandtschaft anzugeben, ob man euch darum frage oder nicht. Denn ohne Dispens wäre die Ehe eben ungültig. In dieser Beziehung habet ihr vollkommen auf- richtig zu sein. Denn der Seelsorger kann ja oft nicht wissen, ob und wie ihr miteinander verwandt seid, besonders in den entfernteren Graden. In all' diesen Fällen ist es durchaus nothwendig, daß ihr zuerst zum jeweiligen Pfarrer geht und nachher auf's Rathhaus. Denn ihr könnet ja nicht wissen, ob ihr Dispens erhaltet oder nicht; und wenn ihr sie erhaltet, kann es ziemlich lange gehen, wenn nach Rom berichtet werden muß.
Bei all' dem aber vergesset nie: wenn auch der hl. Vater vom kirchlichen Verbote dispensieren kann, kann er doch niemals die Gesetze der Natur auch nur für einen Augenblick aufheben. Daher rächt sich denn auch die Natur, trotz der Dispens, in so vielen Verwandtschaftsehen.
Die Welt ist ja groß, die Menschen zahllos: suchet euch daher Frauen und nehmet euch Männer, wo Fleisch und Blut voll Natur aus für den Segen Gottes und der Kirche empfänglich ist. Lasset euch dabei nicht täuschen, indem ihr etwa saget: Diese und diese haben doch auch Dispens erhalten und sind glücklich. "Haben Dispens erhalten!" Weißt du alle Gründe? Hast du die gleichen? "Sind glücklich!" vielleicht nach außen; aber wie viel Unglück deckt oft der äußere Schein? Und wenn sie auch wirklich glücklich sind, wird's dir auch so
ist das für dich nicht ein großer Trost? Denn er schaut einzig und allein auf jene Gründe, welche die hl. Kirche bestimmen, Dispens zu ertheilen.
Was dann endlich den vierten Grad betrifft, ist Dis- pens noch leichter zu erhalten. Denn die Gefahren sind schon in den meisten Fällen sehr klein geworden. Aber immerhin habet ihr die heiligste Pflicht, auch diese schon entfernte Verwandtschaft anzugeben, ob man euch darum frage oder nicht. Denn ohne Dispens wäre die Ehe eben ungültig. In dieser Beziehung habet ihr vollkommen auf- richtig zu sein. Denn der Seelsorger kann ja oft nicht wissen, ob und wie ihr miteinander verwandt seid, besonders in den entfernteren Graden. In all' diesen Fällen ist es durchaus nothwendig, daß ihr zuerst zum jeweiligen Pfarrer geht und nachher auf's Rathhaus. Denn ihr könnet ja nicht wissen, ob ihr Dispens erhaltet oder nicht; und wenn ihr sie erhaltet, kann es ziemlich lange gehen, wenn nach Rom berichtet werden muß.
Bei all' dem aber vergesset nie: wenn auch der hl. Vater vom kirchlichen Verbote dispensieren kann, kann er doch niemals die Gesetze der Natur auch nur für einen Augenblick aufheben. Daher rächt sich denn auch die Natur, trotz der Dispens, in so vielen Verwandtschaftsehen.
Die Welt ist ja groß, die Menschen zahllos: suchet euch daher Frauen und nehmet euch Männer, wo Fleisch und Blut voll Natur aus für den Segen Gottes und der Kirche empfänglich ist. Lasset euch dabei nicht täuschen, indem ihr etwa saget: Diese und diese haben doch auch Dispens erhalten und sind glücklich. „Haben Dispens erhalten!“ Weißt du alle Gründe? Hast du die gleichen? „Sind glücklich!“ vielleicht nach außen; aber wie viel Unglück deckt oft der äußere Schein? Und wenn sie auch wirklich glücklich sind, wird's dir auch so
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ist das für dich nicht ein großer Trost? Denn er schaut
einzig und allein auf jene Gründe, welche die hl. Kirche
bestimmen, Dispens zu ertheilen.
Was dann endlich den vierten Grad betrifft, ist Dis-
pens noch leichter zu erhalten. Denn die Gefahren sind
schon in den meisten Fällen sehr klein geworden. Aber
immerhin habet ihr die heiligste Pflicht, auch diese schon
entfernte Verwandtschaft anzugeben, ob man euch darum
frage oder nicht. Denn ohne Dispens wäre die Ehe eben
ungültig. In dieser Beziehung habet ihr vollkommen auf-
richtig zu sein. Denn der Seelsorger kann ja oft nicht
wissen, ob und wie ihr miteinander verwandt seid, besonders
in den entfernteren Graden. In all' diesen Fällen ist es
durchaus nothwendig, daß ihr zuerst zum jeweiligen
Pfarrer geht und nachher auf's Rathhaus. Denn ihr
könnet ja nicht wissen, ob ihr Dispens erhaltet oder nicht;
und wenn ihr sie erhaltet, kann es ziemlich lange gehen,
wenn nach Rom berichtet werden muß.
Bei all' dem aber vergesset nie: wenn auch der hl.
Vater vom kirchlichen Verbote dispensieren kann, kann er
doch niemals die Gesetze der Natur auch nur für einen
Augenblick aufheben. Daher rächt sich denn auch die
Natur, trotz der Dispens, in so vielen Verwandtschaftsehen.
Die Welt ist ja groß, die Menschen zahllos: suchet
euch daher Frauen und nehmet euch Männer, wo Fleisch
und Blut voll Natur aus für den Segen Gottes und der
Kirche empfänglich ist. Lasset euch dabei nicht täuschen,
indem ihr etwa saget: Diese und diese haben doch auch
Dispens erhalten und sind glücklich. „Haben Dispens
erhalten!“ Weißt du alle Gründe? Hast du die
gleichen? „Sind glücklich!“ vielleicht nach außen;
aber wie viel Unglück deckt oft der äußere Schein? Und
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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