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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Frankenland. Dieser heirathete 856 Theutberge; aber
Walrade, mit welcher er schon vorher unzüchtig gelebt
hatte, nahm ihn derart ein, daß er beschloß seine Gattin zu
entlassen. Selbst Bischöfe waren ihm behilflich, und die
Synode von Aachen löste die Ehe auf, der König heirathete
Walrade und ließ sie feierlich krönen.

Damals war Nikolaus I. Papst, ein Mann wie der
Prophet Elias, der Schrecken der Sünder, die Freude der
Gerechten. Zu ihm nahm die verstoßene Königin ihre
Zuflucht, aber auch Lothar wandte sich nach Rom. Der
Papst ließ durch zwei Gesandte in Metz eine Untersuchungs-
synode halten. Aber durch List und Ränke brachte es der
König mit seinen ihm ergebenen Bischöfen dahin, daß seine
Ehe mit Walrade auch hier anerkannt wurde. Nikolaus
aber erklärte diese Beschlüsse für null und nichtig, die
erste Ehe für gültig und unauflösbar, und entsetzte zwei
Erzbischöfe ihres Amtes. Der Bruder Lothars, Kaiser
Ludwig, führte ein Kriegsheer nach Rom, hauste darin
wie die Sarazenen, welche damals in Italien eingebrochen
waren und Stadt um Stadt eroberten: ohne Speise und
Trank blieb der Papst zwei Tage in der Peterskirche.
Der Kaiser erkrankte plötzlich, söhnte sich mit dem Papste
aus und zog mit seinem Kriegsheere weg. Indessen bat
die unglückliche Königin selbst um Scheidung, allein der
Papst konnte auf ihr Gesuch nicht eingehen und mahnte
sie zur Sündhaftigkeit. Als alle Versuche fehlschlugen,
belegte er endlich den königlichen Ehebrecher mit dem
Banne. Bald darauf starb der große Papst, aber nicht
das Papstthum. Denn sein Nachfolger Adrian II. führte
den gleichen Kampf nach den gleichen Grundsätzen. 869
schien der König bessere Gesinnung annehmen zu wollen
und zog nach Italien, um sich mit dem Papste auszusöhnen.
Auf die Erklärung, er habe mit Walrade seit dem Spruche
Nikolaus I. keinen Umgang mehr gepflogen, wurde er in

Frankenland. Dieser heirathete 856 Theutberge; aber
Walrade, mit welcher er schon vorher unzüchtig gelebt
hatte, nahm ihn derart ein, daß er beschloß seine Gattin zu
entlassen. Selbst Bischöfe waren ihm behilflich, und die
Synode von Aachen löste die Ehe auf, der König heirathete
Walrade und ließ sie feierlich krönen.

Damals war Nikolaus I. Papst, ein Mann wie der
Prophet Elias, der Schrecken der Sünder, die Freude der
Gerechten. Zu ihm nahm die verstoßene Königin ihre
Zuflucht, aber auch Lothar wandte sich nach Rom. Der
Papst ließ durch zwei Gesandte in Metz eine Untersuchungs-
synode halten. Aber durch List und Ränke brachte es der
König mit seinen ihm ergebenen Bischöfen dahin, daß seine
Ehe mit Walrade auch hier anerkannt wurde. Nikolaus
aber erklärte diese Beschlüsse für null und nichtig, die
erste Ehe für gültig und unauflösbar, und entsetzte zwei
Erzbischöfe ihres Amtes. Der Bruder Lothars, Kaiser
Ludwig, führte ein Kriegsheer nach Rom, hauste darin
wie die Sarazenen, welche damals in Italien eingebrochen
waren und Stadt um Stadt eroberten: ohne Speise und
Trank blieb der Papst zwei Tage in der Peterskirche.
Der Kaiser erkrankte plötzlich, söhnte sich mit dem Papste
aus und zog mit seinem Kriegsheere weg. Indessen bat
die unglückliche Königin selbst um Scheidung, allein der
Papst konnte auf ihr Gesuch nicht eingehen und mahnte
sie zur Sündhaftigkeit. Als alle Versuche fehlschlugen,
belegte er endlich den königlichen Ehebrecher mit dem
Banne. Bald darauf starb der große Papst, aber nicht
das Papstthum. Denn sein Nachfolger Adrian II. führte
den gleichen Kampf nach den gleichen Grundsätzen. 869
schien der König bessere Gesinnung annehmen zu wollen
und zog nach Italien, um sich mit dem Papste auszusöhnen.
Auf die Erklärung, er habe mit Walrade seit dem Spruche
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[149/0161] Frankenland. Dieser heirathete 856 Theutberge; aber Walrade, mit welcher er schon vorher unzüchtig gelebt hatte, nahm ihn derart ein, daß er beschloß seine Gattin zu entlassen. Selbst Bischöfe waren ihm behilflich, und die Synode von Aachen löste die Ehe auf, der König heirathete Walrade und ließ sie feierlich krönen. Damals war Nikolaus I. Papst, ein Mann wie der Prophet Elias, der Schrecken der Sünder, die Freude der Gerechten. Zu ihm nahm die verstoßene Königin ihre Zuflucht, aber auch Lothar wandte sich nach Rom. Der Papst ließ durch zwei Gesandte in Metz eine Untersuchungs- synode halten. Aber durch List und Ränke brachte es der König mit seinen ihm ergebenen Bischöfen dahin, daß seine Ehe mit Walrade auch hier anerkannt wurde. Nikolaus aber erklärte diese Beschlüsse für null und nichtig, die erste Ehe für gültig und unauflösbar, und entsetzte zwei Erzbischöfe ihres Amtes. Der Bruder Lothars, Kaiser Ludwig, führte ein Kriegsheer nach Rom, hauste darin wie die Sarazenen, welche damals in Italien eingebrochen waren und Stadt um Stadt eroberten: ohne Speise und Trank blieb der Papst zwei Tage in der Peterskirche. Der Kaiser erkrankte plötzlich, söhnte sich mit dem Papste aus und zog mit seinem Kriegsheere weg. Indessen bat die unglückliche Königin selbst um Scheidung, allein der Papst konnte auf ihr Gesuch nicht eingehen und mahnte sie zur Sündhaftigkeit. Als alle Versuche fehlschlugen, belegte er endlich den königlichen Ehebrecher mit dem Banne. Bald darauf starb der große Papst, aber nicht das Papstthum. Denn sein Nachfolger Adrian II. führte den gleichen Kampf nach den gleichen Grundsätzen. 869 schien der König bessere Gesinnung annehmen zu wollen und zog nach Italien, um sich mit dem Papste auszusöhnen. Auf die Erklärung, er habe mit Walrade seit dem Spruche Nikolaus I. keinen Umgang mehr gepflogen, wurde er in

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/161>, abgerufen am 24.11.2024.