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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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einer Unzahl von Kindern der Fall. Hier liegt also eine
ungeheure Gefahr für die Jugend und für die Zukunft
dieser Stadt und Pfarrei; eine Gefahr um so größer, als
viele noch gutgesinnte aber kurzsichtige Katholiken dieselbe
gar nicht zu ahnen scheinen.

Wer wird diese Gefahr, wenn nicht heben, doch
weniger drohend machen? Nicht der Religionsunterricht.
Denn mehr ist nicht möglich. Nicht die Schule; denn
sie wird ihr Angesicht nicht so bald ändern. Nicht all'
unsere Vereine; denn diese beschäftigen sich nicht mit der
Erziehung der Kinder. Woher kann die Rettung noch
kommen? Von der christlichen Familie - von euch,
christliche Väter und Mütter! Ihr Väter, Lehrer und
Priester der Familie, ihr habet euere Kinder auf das
göttliche Kind hinzuweisen, ihr habet sie zu unterrichten
in den Religionswahrheiten, in der biblischen Geschichte
- ihr habet zu sorgen, daß euere Kinder nach dem Bei-
spiele des göttlichen Knaben ihr Leben einrichten. Euere
Gehülfin hiebei - euere Gehülfin - verstehet wohl, ist
die Mutter. Wenn ihr dem Wirthshause, den Vereinen,
den Gesellschaften, den Theatern, den Bällen ferne bleibet,
wenn ihr wenigstens am Sonntag einige Stunden den
Kindern widmet, ist das leicht möglich. Wer aber in
dieser zerrissenen, oberflächlichen, gedankenlosen, genuß-
süchtigen Zeit nicht die Familie zum Mittelpunkt einer
tief religiösen Erziehung macht, der ist in großer Gefahr
mit seinen Kindern für Zeit und Ewigkeit ins Unglück
zu stürzen.

Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Mich er-
barmet die Jugend, die Familie, mir graut vor der
Zukunft! Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Ich
möchte die Verantwortung nicht tragen, das Grundübel
nicht in seiner Wurzel bloßgelegt und das einzige Heil-
mittel angegeben zu haben.

einer Unzahl von Kindern der Fall. Hier liegt also eine
ungeheure Gefahr für die Jugend und für die Zukunft
dieser Stadt und Pfarrei; eine Gefahr um so größer, als
viele noch gutgesinnte aber kurzsichtige Katholiken dieselbe
gar nicht zu ahnen scheinen.

Wer wird diese Gefahr, wenn nicht heben, doch
weniger drohend machen? Nicht der Religionsunterricht.
Denn mehr ist nicht möglich. Nicht die Schule; denn
sie wird ihr Angesicht nicht so bald ändern. Nicht all'
unsere Vereine; denn diese beschäftigen sich nicht mit der
Erziehung der Kinder. Woher kann die Rettung noch
kommen? Von der christlichen Familie – von euch,
christliche Väter und Mütter! Ihr Väter, Lehrer und
Priester der Familie, ihr habet euere Kinder auf das
göttliche Kind hinzuweisen, ihr habet sie zu unterrichten
in den Religionswahrheiten, in der biblischen Geschichte
– ihr habet zu sorgen, daß euere Kinder nach dem Bei-
spiele des göttlichen Knaben ihr Leben einrichten. Euere
Gehülfin hiebei – euere Gehülfin – verstehet wohl, ist
die Mutter. Wenn ihr dem Wirthshause, den Vereinen,
den Gesellschaften, den Theatern, den Bällen ferne bleibet,
wenn ihr wenigstens am Sonntag einige Stunden den
Kindern widmet, ist das leicht möglich. Wer aber in
dieser zerrissenen, oberflächlichen, gedankenlosen, genuß-
süchtigen Zeit nicht die Familie zum Mittelpunkt einer
tief religiösen Erziehung macht, der ist in großer Gefahr
mit seinen Kindern für Zeit und Ewigkeit ins Unglück
zu stürzen.

Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Mich er-
barmet die Jugend, die Familie, mir graut vor der
Zukunft! Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Ich
möchte die Verantwortung nicht tragen, das Grundübel
nicht in seiner Wurzel bloßgelegt und das einzige Heil-
mittel angegeben zu haben.

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[186/0198] einer Unzahl von Kindern der Fall. Hier liegt also eine ungeheure Gefahr für die Jugend und für die Zukunft dieser Stadt und Pfarrei; eine Gefahr um so größer, als viele noch gutgesinnte aber kurzsichtige Katholiken dieselbe gar nicht zu ahnen scheinen. Wer wird diese Gefahr, wenn nicht heben, doch weniger drohend machen? Nicht der Religionsunterricht. Denn mehr ist nicht möglich. Nicht die Schule; denn sie wird ihr Angesicht nicht so bald ändern. Nicht all' unsere Vereine; denn diese beschäftigen sich nicht mit der Erziehung der Kinder. Woher kann die Rettung noch kommen? Von der christlichen Familie – von euch, christliche Väter und Mütter! Ihr Väter, Lehrer und Priester der Familie, ihr habet euere Kinder auf das göttliche Kind hinzuweisen, ihr habet sie zu unterrichten in den Religionswahrheiten, in der biblischen Geschichte – ihr habet zu sorgen, daß euere Kinder nach dem Bei- spiele des göttlichen Knaben ihr Leben einrichten. Euere Gehülfin hiebei – euere Gehülfin – verstehet wohl, ist die Mutter. Wenn ihr dem Wirthshause, den Vereinen, den Gesellschaften, den Theatern, den Bällen ferne bleibet, wenn ihr wenigstens am Sonntag einige Stunden den Kindern widmet, ist das leicht möglich. Wer aber in dieser zerrissenen, oberflächlichen, gedankenlosen, genuß- süchtigen Zeit nicht die Familie zum Mittelpunkt einer tief religiösen Erziehung macht, der ist in großer Gefahr mit seinen Kindern für Zeit und Ewigkeit ins Unglück zu stürzen. Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Mich er- barmet die Jugend, die Familie, mir graut vor der Zukunft! Warum verkünde ich diese Wahrheiten? Ich möchte die Verantwortung nicht tragen, das Grundübel nicht in seiner Wurzel bloßgelegt und das einzige Heil- mittel angegeben zu haben.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/198>, abgerufen am 21.11.2024.