begreifen, von welcher Bedeutung die Liebe für die Er- ziehung und Bildung der Jugend ist. Daher sprach selbst Rousseau bei all' seinen falschen Grundsätzen: "Es ist schwer, daß eine Erziehung, an welche das Herz gebunden ist, für immer verloren sei."
Doch wendet euern Blick himmelwärts. Gott der Vater will uns für den Himmel erziehen - was thut er? "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gesandt." Was that das fleischgewordene Wort, uns für den Glauben zu gewinnen, für den Himmel zu erziehen? Er hat uns geliebt bis zum Tod am Kreuze. Was thaten die hl. Apostel? Mit dem Liebes- jünger liebten sie alle Menschen und erwiesen sich als Diener ungeheuchelter Liebe. (II. C. IV. 6.) So habet ihr euere Kinder zu lieben und diese sollen wissen, daß sie euch lieb sind. Wohl sagt man von manchem ver- dorbenen Kinde: "Es weiß eben, daß es lieb ist."
Allein schütten wir das Kind nicht mit dem Bade aus! Es gibt nämlich eine falsche Liebe, welche allen Launen und Gelüsten des Kindes willfahrt, eine Liebe wo das Kind befiehlt und die Eltern gehorchen. Sobald ein Kind nun weiß, daß es so geliebt, oder um das richtige Wort zu gebrauchen, gehaßt wird, verwildert es natürlich, um die Geißel für Vater und Mutter zu werden. Sobald aber die Kinder wissen, daß ihr für ihr zeitliches und ewiges Wohl ängstlich besorgt und bereit seid, jedes Opfer hiefür zu bringen, daß ihr aber im Falle des Ungehorsams und der Sünde auch die Ruthe in Bereitschaft haltet, ist das für sie ein kräftiger Ansporn dem göttlichen Kinde wirklich nachzufolgen, und zugleich nothwendig für einen entscheidenden Punkt der Erziehung - nämlich für die Oeffnung und Erschließung des Herzens.
Wer immer an der Erziehung der Jugend gearbeitet,
begreifen, von welcher Bedeutung die Liebe für die Er- ziehung und Bildung der Jugend ist. Daher sprach selbst Rousseau bei all' seinen falschen Grundsätzen: „Es ist schwer, daß eine Erziehung, an welche das Herz gebunden ist, für immer verloren sei.“
Doch wendet euern Blick himmelwärts. Gott der Vater will uns für den Himmel erziehen – was thut er? „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gesandt.“ Was that das fleischgewordene Wort, uns für den Glauben zu gewinnen, für den Himmel zu erziehen? Er hat uns geliebt bis zum Tod am Kreuze. Was thaten die hl. Apostel? Mit dem Liebes- jünger liebten sie alle Menschen und erwiesen sich als Diener ungeheuchelter Liebe. (II. C. IV. 6.) So habet ihr euere Kinder zu lieben und diese sollen wissen, daß sie euch lieb sind. Wohl sagt man von manchem ver- dorbenen Kinde: „Es weiß eben, daß es lieb ist.“
Allein schütten wir das Kind nicht mit dem Bade aus! Es gibt nämlich eine falsche Liebe, welche allen Launen und Gelüsten des Kindes willfahrt, eine Liebe wo das Kind befiehlt und die Eltern gehorchen. Sobald ein Kind nun weiß, daß es so geliebt, oder um das richtige Wort zu gebrauchen, gehaßt wird, verwildert es natürlich, um die Geißel für Vater und Mutter zu werden. Sobald aber die Kinder wissen, daß ihr für ihr zeitliches und ewiges Wohl ängstlich besorgt und bereit seid, jedes Opfer hiefür zu bringen, daß ihr aber im Falle des Ungehorsams und der Sünde auch die Ruthe in Bereitschaft haltet, ist das für sie ein kräftiger Ansporn dem göttlichen Kinde wirklich nachzufolgen, und zugleich nothwendig für einen entscheidenden Punkt der Erziehung – nämlich für die Oeffnung und Erschließung des Herzens.
Wer immer an der Erziehung der Jugend gearbeitet,
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[195/0207]
begreifen, von welcher Bedeutung die Liebe für die Er-
ziehung und Bildung der Jugend ist. Daher sprach selbst
Rousseau bei all' seinen falschen Grundsätzen: „Es ist
schwer, daß eine Erziehung, an welche das Herz gebunden
ist, für immer verloren sei.“
Doch wendet euern Blick himmelwärts. Gott der
Vater will uns für den Himmel erziehen – was thut
er? „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen
eingebornen Sohn gesandt.“ Was that das fleischgewordene
Wort, uns für den Glauben zu gewinnen, für den Himmel
zu erziehen? Er hat uns geliebt bis zum Tod am
Kreuze. Was thaten die hl. Apostel? Mit dem Liebes-
jünger liebten sie alle Menschen und erwiesen sich als
Diener ungeheuchelter Liebe. (II. C. IV. 6.) So habet
ihr euere Kinder zu lieben und diese sollen wissen, daß
sie euch lieb sind. Wohl sagt man von manchem ver-
dorbenen Kinde: „Es weiß eben, daß es lieb ist.“
Allein schütten wir das Kind nicht mit dem Bade
aus! Es gibt nämlich eine falsche Liebe, welche allen
Launen und Gelüsten des Kindes willfahrt, eine Liebe
wo das Kind befiehlt und die Eltern gehorchen. Sobald
ein Kind nun weiß, daß es so geliebt, oder um das
richtige Wort zu gebrauchen, gehaßt wird, verwildert
es natürlich, um die Geißel für Vater und Mutter zu
werden. Sobald aber die Kinder wissen, daß ihr für
ihr zeitliches und ewiges Wohl ängstlich besorgt und
bereit seid, jedes Opfer hiefür zu bringen, daß ihr aber
im Falle des Ungehorsams und der Sünde auch die
Ruthe in Bereitschaft haltet, ist das für sie ein kräftiger
Ansporn dem göttlichen Kinde wirklich nachzufolgen, und
zugleich nothwendig für einen entscheidenden Punkt der
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Wer immer an der Erziehung der Jugend gearbeitet,
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/207>, abgerufen am 23.11.2024.
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