Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

von Jesus Christus nichts wissen, oder in ihrer Bosheit
nichts wissen wollen.

Das sollte genügen. Denn der wahre Christ fragt ein-
fach: Was verlangt das Beispiel Christi von mir - und
dann weiß er augenblicklich, was er zu thun hat. Weil aber
der Freiheitsschwindel Lucifers immer mehr die Familien
verwüstet, und die Hölle zu bevölkern droht, so dringet
noch etwas tiefer in das Geheimniß des Gehorsams.

"Ich muß in dem sein, was meines Vaters ist."
So spricht Jesus, als er im Tempel von Maria und
Joseph gefunden wird. Was will er damit sagen? Ich
muß in allem den Willen meines Vaters thun. Er wollte,
daß ich ohne euer Wissen hier im Tempel zurückbleibe;
jetzt will er, daß ich nach Nazareth gehe und euch dort
in allem unterthan sei. Denn ihr vertretet ja seine
Stelle an mir.

So, christliche Jugend, mußt auch du gesinnt sein.
Denn auch du sollst in der Person deiner Eltern Gott
selbst gehorsam sein. Daher ist der Gehorsam gegen die
Eltern Gehorsam gegen Gott - der höchste Ruhm und
der schönste Adel des Menschen. Denn was ist eigentlich
der Gehorsam in seinem tiefsten Wesen betrachtet! Aller-
dings die Unterwerfung des Willens unter die Auktorität
aber zugleich der glorreichste Sieg: Der Sieg über sich
selbst, über die und Begierden!

So erstarkt denn der Wille durch den Gehorsam wie
zu einem gewaltigen Krieger und einem unbesiegbaren
Feldherrn im Kampfe gegen alles Böse und Schlechte
und Gemeine und in der Ausführung edler Großthaten.
Vor etwa 34 Jahren sprach einer der größten Redner
Frankreichs auf der Kanzel von Notre Dame folgendes,
wenn auch für die Bildung der Gegenwart beschämendes,
doch allzuwahres Wort: "Die Männer fehlen der Gesellschaft,
weil den Männern die Willenskraft fehlt, und es fehlt den

von Jesus Christus nichts wissen, oder in ihrer Bosheit
nichts wissen wollen.

Das sollte genügen. Denn der wahre Christ fragt ein-
fach: Was verlangt das Beispiel Christi von mir – und
dann weiß er augenblicklich, was er zu thun hat. Weil aber
der Freiheitsschwindel Lucifers immer mehr die Familien
verwüstet, und die Hölle zu bevölkern droht, so dringet
noch etwas tiefer in das Geheimniß des Gehorsams.

„Ich muß in dem sein, was meines Vaters ist.“
So spricht Jesus, als er im Tempel von Maria und
Joseph gefunden wird. Was will er damit sagen? Ich
muß in allem den Willen meines Vaters thun. Er wollte,
daß ich ohne euer Wissen hier im Tempel zurückbleibe;
jetzt will er, daß ich nach Nazareth gehe und euch dort
in allem unterthan sei. Denn ihr vertretet ja seine
Stelle an mir.

So, christliche Jugend, mußt auch du gesinnt sein.
Denn auch du sollst in der Person deiner Eltern Gott
selbst gehorsam sein. Daher ist der Gehorsam gegen die
Eltern Gehorsam gegen Gott – der höchste Ruhm und
der schönste Adel des Menschen. Denn was ist eigentlich
der Gehorsam in seinem tiefsten Wesen betrachtet! Aller-
dings die Unterwerfung des Willens unter die Auktorität
aber zugleich der glorreichste Sieg: Der Sieg über sich
selbst, über die und Begierden!

So erstarkt denn der Wille durch den Gehorsam wie
zu einem gewaltigen Krieger und einem unbesiegbaren
Feldherrn im Kampfe gegen alles Böse und Schlechte
und Gemeine und in der Ausführung edler Großthaten.
Vor etwa 34 Jahren sprach einer der größten Redner
Frankreichs auf der Kanzel von Notre Dame folgendes,
wenn auch für die Bildung der Gegenwart beschämendes,
doch allzuwahres Wort: „Die Männer fehlen der Gesellschaft,
weil den Männern die Willenskraft fehlt, und es fehlt den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="21">
        <p><pb facs="#f0214" xml:id="H891_001_1896_pb0202_0001" n="202"/>
von Jesus Christus nichts wissen, oder in ihrer Bosheit<lb/>
nichts wissen wollen.</p>
        <p>Das sollte genügen. Denn der wahre Christ fragt ein-<lb/>
fach: Was verlangt das Beispiel Christi von mir &#x2013; und<lb/>
dann weiß er augenblicklich, was er zu thun hat. Weil aber<lb/>
der Freiheitsschwindel Lucifers immer mehr die Familien<lb/>
verwüstet, und die Hölle zu bevölkern droht, so dringet<lb/>
noch etwas tiefer in das Geheimniß des Gehorsams.</p>
        <p><q>&#x201E;Ich muß in dem sein, was meines Vaters ist.&#x201C;</q><lb/>
So spricht Jesus, als er im Tempel von Maria und<lb/>
Joseph gefunden wird. Was will er damit sagen? Ich<lb/>
muß in allem den Willen meines Vaters thun. Er wollte,<lb/>
daß ich ohne euer Wissen hier im Tempel zurückbleibe;<lb/>
jetzt will er, daß ich nach Nazareth gehe und euch dort<lb/>
in allem unterthan sei. Denn ihr vertretet ja seine<lb/>
Stelle an mir.</p>
        <p>So, christliche Jugend, mußt auch du gesinnt sein.<lb/>
Denn auch du sollst in der Person deiner Eltern Gott<lb/>
selbst gehorsam sein. Daher ist der Gehorsam gegen die<lb/>
Eltern Gehorsam gegen Gott &#x2013; der höchste Ruhm und<lb/>
der schönste Adel des Menschen. Denn was ist eigentlich<lb/>
der Gehorsam in seinem tiefsten Wesen betrachtet! Aller-<lb/>
dings die Unterwerfung des Willens unter die Auktorität<lb/>
aber zugleich der glorreichste Sieg: Der Sieg über sich<lb/>
selbst, über die und Begierden!</p>
        <p>So erstarkt denn der Wille durch den Gehorsam wie<lb/>
zu einem gewaltigen Krieger und einem unbesiegbaren<lb/>
Feldherrn im Kampfe gegen alles Böse und Schlechte<lb/>
und Gemeine und in der Ausführung edler Großthaten.<lb/>
Vor etwa 34 Jahren sprach einer der größten Redner<lb/>
Frankreichs auf der Kanzel von Notre Dame folgendes,<lb/>
wenn auch für die Bildung der Gegenwart beschämendes,<lb/>
doch allzuwahres Wort: <q>&#x201E;Die Männer fehlen der Gesellschaft,<lb/>
weil den Männern die Willenskraft fehlt, und es fehlt den<lb/></q></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0214] von Jesus Christus nichts wissen, oder in ihrer Bosheit nichts wissen wollen. Das sollte genügen. Denn der wahre Christ fragt ein- fach: Was verlangt das Beispiel Christi von mir – und dann weiß er augenblicklich, was er zu thun hat. Weil aber der Freiheitsschwindel Lucifers immer mehr die Familien verwüstet, und die Hölle zu bevölkern droht, so dringet noch etwas tiefer in das Geheimniß des Gehorsams. „Ich muß in dem sein, was meines Vaters ist.“ So spricht Jesus, als er im Tempel von Maria und Joseph gefunden wird. Was will er damit sagen? Ich muß in allem den Willen meines Vaters thun. Er wollte, daß ich ohne euer Wissen hier im Tempel zurückbleibe; jetzt will er, daß ich nach Nazareth gehe und euch dort in allem unterthan sei. Denn ihr vertretet ja seine Stelle an mir. So, christliche Jugend, mußt auch du gesinnt sein. Denn auch du sollst in der Person deiner Eltern Gott selbst gehorsam sein. Daher ist der Gehorsam gegen die Eltern Gehorsam gegen Gott – der höchste Ruhm und der schönste Adel des Menschen. Denn was ist eigentlich der Gehorsam in seinem tiefsten Wesen betrachtet! Aller- dings die Unterwerfung des Willens unter die Auktorität aber zugleich der glorreichste Sieg: Der Sieg über sich selbst, über die und Begierden! So erstarkt denn der Wille durch den Gehorsam wie zu einem gewaltigen Krieger und einem unbesiegbaren Feldherrn im Kampfe gegen alles Böse und Schlechte und Gemeine und in der Ausführung edler Großthaten. Vor etwa 34 Jahren sprach einer der größten Redner Frankreichs auf der Kanzel von Notre Dame folgendes, wenn auch für die Bildung der Gegenwart beschämendes, doch allzuwahres Wort: „Die Männer fehlen der Gesellschaft, weil den Männern die Willenskraft fehlt, und es fehlt den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/214
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/214>, abgerufen am 18.05.2024.