Es kommt für die Jugend die Stunde, wo das Fleisch sich wider den Geist empört und die Versuchung von außen die innere Gefahr geradezu verhängnißvoll macht. Damit die Jugend diese Versuchungen überwinden könne, haben Eltern, Lehrer, Vorgesetzte die hl. Pflicht, das natürliche Schamgefühl der Kinder zu stärken. Aber das genügt noch lange nicht. Was denn thun? Etwa die Gefahr leugnen und die Natur des Kindes mit all' ihren Trieben als unschuldig, als ungefährlich hinstellen? Aber dies ist krasse Unwissenheit und der sichere Ruin der Jugend. Oder das Heil von der rein menschlichen Bildung erwarten? Aber bei all' ihrer Bildung versanken die Heiden in die schändlichsten Laster.
Oder ist es etwa in der Neuzeit anders geworden? Der christliche Botschafter, ein Methodistenblatt, berichtete schon vor Jahren, über die Jugend der konfessionslosen Schule Amerikas folgendes: "Es ist eine bekannte That- sache, daß unter der amerikanischen Jugend die Unsittlich- keit in einer erschreckenden Weise herrscht und immer mehr zunimmt. Knaben und Mädchen unterhalten sich miteinander über Dinge, über welche bei ihnen noch Unschuld und Unkenntniß herrschen sollte. Nur wenige gibt es, die eine Ahnung haben von der Sittenlosigkeit der Jugend." So ein Methodistenblatt. Also genügt auch heute keine Schul- bildung und am allerwenigsten die konfessionslose, um ein reines Geschlecht heranzubilden. Sollen wir denn ver- zweifeln und mit der Welt ausrufen: "Die Reinigkeit ist unmöglich, es gibt keine unbefleckten Seelen." Niemals! Denn, wenn auch das Menschenherz zum Bösen geneigt,
XXVII. Erziehung und Beicht.
Es kommt für die Jugend die Stunde, wo das Fleisch sich wider den Geist empört und die Versuchung von außen die innere Gefahr geradezu verhängnißvoll macht. Damit die Jugend diese Versuchungen überwinden könne, haben Eltern, Lehrer, Vorgesetzte die hl. Pflicht, das natürliche Schamgefühl der Kinder zu stärken. Aber das genügt noch lange nicht. Was denn thun? Etwa die Gefahr leugnen und die Natur des Kindes mit all' ihren Trieben als unschuldig, als ungefährlich hinstellen? Aber dies ist krasse Unwissenheit und der sichere Ruin der Jugend. Oder das Heil von der rein menschlichen Bildung erwarten? Aber bei all' ihrer Bildung versanken die Heiden in die schändlichsten Laster.
Oder ist es etwa in der Neuzeit anders geworden? Der christliche Botschafter, ein Methodistenblatt, berichtete schon vor Jahren, über die Jugend der konfessionslosen Schule Amerikas folgendes: „Es ist eine bekannte That- sache, daß unter der amerikanischen Jugend die Unsittlich- keit in einer erschreckenden Weise herrscht und immer mehr zunimmt. Knaben und Mädchen unterhalten sich miteinander über Dinge, über welche bei ihnen noch Unschuld und Unkenntniß herrschen sollte. Nur wenige gibt es, die eine Ahnung haben von der Sittenlosigkeit der Jugend.“ So ein Methodistenblatt. Also genügt auch heute keine Schul- bildung und am allerwenigsten die konfessionslose, um ein reines Geschlecht heranzubilden. Sollen wir denn ver- zweifeln und mit der Welt ausrufen: „Die Reinigkeit ist unmöglich, es gibt keine unbefleckten Seelen.“ Niemals! Denn, wenn auch das Menschenherz zum Bösen geneigt,
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XXVII.
Erziehung und Beicht.
Es kommt für die Jugend die Stunde, wo das
Fleisch sich wider den Geist empört und die Versuchung
von außen die innere Gefahr geradezu verhängnißvoll
macht. Damit die Jugend diese Versuchungen überwinden
könne, haben Eltern, Lehrer, Vorgesetzte die hl. Pflicht,
das natürliche Schamgefühl der Kinder zu stärken. Aber
das genügt noch lange nicht. Was denn thun? Etwa
die Gefahr leugnen und die Natur des Kindes mit all'
ihren Trieben als unschuldig, als ungefährlich hinstellen?
Aber dies ist krasse Unwissenheit und der sichere Ruin
der Jugend. Oder das Heil von der rein menschlichen
Bildung erwarten? Aber bei all' ihrer Bildung versanken
die Heiden in die schändlichsten Laster.
Oder ist es etwa in der Neuzeit anders geworden?
Der christliche Botschafter, ein Methodistenblatt, berichtete
schon vor Jahren, über die Jugend der konfessionslosen
Schule Amerikas folgendes: „Es ist eine bekannte That-
sache, daß unter der amerikanischen Jugend die Unsittlich-
keit in einer erschreckenden Weise herrscht und immer mehr
zunimmt. Knaben und Mädchen unterhalten sich miteinander
über Dinge, über welche bei ihnen noch Unschuld und
Unkenntniß herrschen sollte. Nur wenige gibt es, die eine
Ahnung haben von der Sittenlosigkeit der Jugend.“ So
ein Methodistenblatt. Also genügt auch heute keine Schul-
bildung und am allerwenigsten die konfessionslose, um ein
reines Geschlecht heranzubilden. Sollen wir denn ver-
zweifeln und mit der Welt ausrufen: „Die Reinigkeit
ist unmöglich, es gibt keine unbefleckten Seelen.“ Niemals!
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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