nehmen und darin verpflegen könntet? Wohlan, was sagt dieser Sohn Gottes? "Wer ein Kind, wie dieses, in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf." (Match. XVIII.) Wer also aus Liebe zu Jesus Christus ein Kind aufnimmt, für dessen Leib und Seele zu sorgen, der beherbergt den göttlichen Heiland unter seinem Dache. So oft euch daher Gott, der Schöpfer aller Dinge, ein Kind schenkt, sagt er euch: "Nimm dies Kleine an aus Liebe zu mir; und du nimmst meinen eingebornen Sohn in dein Haus!" Aber noch mehr! Euer Haus ist eine Woh- nung der Engel. "Ihre Engel schauen alle Zeit das Ant- litz meines Vaters, der im Himmel ist," so der göttliche Kinderfreund. Darum, christliche Väter, schauet euch heute Mittag euere Haushaltung an! Betrachtet die Mutter, die euch Gott gegeben, als seine Werkstätte und als einen Tempel des hl. Geistes, beherziget was sie euch zu Liebe schon gethan und gelitten, betet an die Güte Gottes, der euch eine solche Hoheit gegeben. Dann betrachtet die Kinder! Je mehr ihrer sind, desto größer eure Würde. Denn, so viel Kinder, so viel Schutzengel; so viel Kinder, so viel mal wohnt Jesus Christus in euerem Hause.
Was seid ihr aber in Mitte der Familie, in Mitte dieser hl. Schutzengel?
In den ältesten Zeiten war der Familienvater der eigentliche Priester. So opferte Noa nach der Sündfluth, so opferte Abraham. Als dann später das eigentliche Priesterthum des alten und neuen Bundes gestiftet wurde, ging zwar diese Opfergewalt für den Vater verloren, aber nicht die hohe Würde, die ihm Anvertrauten zum gemein- samen Gebete zu versammeln. Wohl mochte der hl. Joseph zittern, als er mit Jesus und Maria nicht bloß gemein- sam beten durfte, sondern als Hausvater die Hausandachten zu leiten hatte; er that es aber gleichwohl, um den Willen Gottes zu erfüllen.
nehmen und darin verpflegen könntet? Wohlan, was sagt dieser Sohn Gottes? „Wer ein Kind, wie dieses, in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Match. XVIII.) Wer also aus Liebe zu Jesus Christus ein Kind aufnimmt, für dessen Leib und Seele zu sorgen, der beherbergt den göttlichen Heiland unter seinem Dache. So oft euch daher Gott, der Schöpfer aller Dinge, ein Kind schenkt, sagt er euch: „Nimm dies Kleine an aus Liebe zu mir; und du nimmst meinen eingebornen Sohn in dein Haus!“ Aber noch mehr! Euer Haus ist eine Woh- nung der Engel. „Ihre Engel schauen alle Zeit das Ant- litz meines Vaters, der im Himmel ist,“ so der göttliche Kinderfreund. Darum, christliche Väter, schauet euch heute Mittag euere Haushaltung an! Betrachtet die Mutter, die euch Gott gegeben, als seine Werkstätte und als einen Tempel des hl. Geistes, beherziget was sie euch zu Liebe schon gethan und gelitten, betet an die Güte Gottes, der euch eine solche Hoheit gegeben. Dann betrachtet die Kinder! Je mehr ihrer sind, desto größer eure Würde. Denn, so viel Kinder, so viel Schutzengel; so viel Kinder, so viel mal wohnt Jesus Christus in euerem Hause.
Was seid ihr aber in Mitte der Familie, in Mitte dieser hl. Schutzengel?
In den ältesten Zeiten war der Familienvater der eigentliche Priester. So opferte Noa nach der Sündfluth, so opferte Abraham. Als dann später das eigentliche Priesterthum des alten und neuen Bundes gestiftet wurde, ging zwar diese Opfergewalt für den Vater verloren, aber nicht die hohe Würde, die ihm Anvertrauten zum gemein- samen Gebete zu versammeln. Wohl mochte der hl. Joseph zittern, als er mit Jesus und Maria nicht bloß gemein- sam beten durfte, sondern als Hausvater die Hausandachten zu leiten hatte; er that es aber gleichwohl, um den Willen Gottes zu erfüllen.
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nehmen und darin verpflegen könntet? Wohlan, was sagt dieser
Sohn Gottes? „Wer ein Kind, wie dieses, in meinem
Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Match. XVIII.)
Wer also aus Liebe zu Jesus Christus ein Kind
aufnimmt, für dessen Leib und Seele zu sorgen, der
beherbergt den göttlichen Heiland unter seinem Dache.
So oft euch daher Gott, der Schöpfer aller Dinge, ein
Kind schenkt, sagt er euch: „Nimm dies Kleine an aus
Liebe zu mir; und du nimmst meinen eingebornen Sohn in
dein Haus!“ Aber noch mehr! Euer Haus ist eine Woh-
nung der Engel. „Ihre Engel schauen alle Zeit das Ant-
litz meines Vaters, der im Himmel ist,“ so der göttliche
Kinderfreund. Darum, christliche Väter, schauet euch heute
Mittag euere Haushaltung an! Betrachtet die Mutter,
die euch Gott gegeben, als seine Werkstätte und als einen
Tempel des hl. Geistes, beherziget was sie euch zu Liebe
schon gethan und gelitten, betet an die Güte Gottes, der
euch eine solche Hoheit gegeben. Dann betrachtet die
Kinder! Je mehr ihrer sind, desto größer eure Würde.
Denn, so viel Kinder, so viel Schutzengel; so viel Kinder,
so viel mal wohnt Jesus Christus in euerem Hause.
Was seid ihr aber in Mitte der Familie, in Mitte
dieser hl. Schutzengel?
In den ältesten Zeiten war der Familienvater der
eigentliche Priester. So opferte Noa nach der Sündfluth,
so opferte Abraham. Als dann später das eigentliche
Priesterthum des alten und neuen Bundes gestiftet wurde,
ging zwar diese Opfergewalt für den Vater verloren, aber
nicht die hohe Würde, die ihm Anvertrauten zum gemein-
samen Gebete zu versammeln. Wohl mochte der hl. Joseph
zittern, als er mit Jesus und Maria nicht bloß gemein-
sam beten durfte, sondern als Hausvater die Hausandachten
zu leiten hatte; er that es aber gleichwohl, um den Willen
Gottes zu erfüllen.
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/31>, abgerufen am 03.12.2024.
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