Unter dem Scheine des Guten Unheil zu stiften? Das wäre ja eine Lästerung auf die Vorsehung. Also muß sich das ändern lassen; aber nicht nur viel Männermuth, sondern auch viel Gnade von oben ist dazu nothwendig. Doch genug hievon, um noch andere wichtige Punkte zu berühren.
Wie viele Anlässe habet ihr, um den Kindern in euerm Hause besondere Freuden zu bereiten? Es ist Namenstag von Vater oder Mutter. Feiert denselben in der Familie; es kommt das Fest des hl. Nikolaus; lasset ihn euern Kindern Geschenke bringen: oder wo diese Sitte voll Poesie verschwunden, so feiert Weihnachten mit dem Christbaum - aber in der Familie. Wie sehr ich da überhaupt eine zeitgemäße Wahrheit behandle, bezeugen die protestantischen Stimmen aus Basel, welche den ge- meinsamen Weihnachtsbaum der armen Kinder verwerfen und verlangen, daß man die Gaben deren Eltern gebe für eine Familienfreude, für ein Familienfest. Es giebt gewisse Gefahren, ich möchte sagen - wie Schlangen unter Blumen, welche vorurtheilsfreie Männer aller Reli- gionen wie heransfühlen, und auch den Muth haben zu verkünden, obwohl sie für den Augenblick vielleicht nur ein mitleidvolles Lächeln als Anerkennung finden. Was liegt daran? Mit der Zeit siegt doch die Wahrheit; aber vorher kann, leider Gott, noch vieles zu Grunde gehen. Also freuet euch in der Familie mit einander. Sind die Kleinen damit nicht zufrieden, so ist es schon gefehlt, murren die Größern, so sind sie schon verdorben, oder in äußerster Gefahr, es zu werden. Wenn ihr daher euern Kindern eine Freude versprechet, so sei es regelmäßig eine Familienfreude, wo alle beieinander sind, sei es im Hause oder in Gottes freier Natur.
Damit aber euere Bescheidenheit allen Menschen offenbar werde, sind noch verschiedene Umstände zu berück-
Unter dem Scheine des Guten Unheil zu stiften? Das wäre ja eine Lästerung auf die Vorsehung. Also muß sich das ändern lassen; aber nicht nur viel Männermuth, sondern auch viel Gnade von oben ist dazu nothwendig. Doch genug hievon, um noch andere wichtige Punkte zu berühren.
Wie viele Anlässe habet ihr, um den Kindern in euerm Hause besondere Freuden zu bereiten? Es ist Namenstag von Vater oder Mutter. Feiert denselben in der Familie; es kommt das Fest des hl. Nikolaus; lasset ihn euern Kindern Geschenke bringen: oder wo diese Sitte voll Poesie verschwunden, so feiert Weihnachten mit dem Christbaum – aber in der Familie. Wie sehr ich da überhaupt eine zeitgemäße Wahrheit behandle, bezeugen die protestantischen Stimmen aus Basel, welche den ge- meinsamen Weihnachtsbaum der armen Kinder verwerfen und verlangen, daß man die Gaben deren Eltern gebe für eine Familienfreude, für ein Familienfest. Es giebt gewisse Gefahren, ich möchte sagen – wie Schlangen unter Blumen, welche vorurtheilsfreie Männer aller Reli- gionen wie heransfühlen, und auch den Muth haben zu verkünden, obwohl sie für den Augenblick vielleicht nur ein mitleidvolles Lächeln als Anerkennung finden. Was liegt daran? Mit der Zeit siegt doch die Wahrheit; aber vorher kann, leider Gott, noch vieles zu Grunde gehen. Also freuet euch in der Familie mit einander. Sind die Kleinen damit nicht zufrieden, so ist es schon gefehlt, murren die Größern, so sind sie schon verdorben, oder in äußerster Gefahr, es zu werden. Wenn ihr daher euern Kindern eine Freude versprechet, so sei es regelmäßig eine Familienfreude, wo alle beieinander sind, sei es im Hause oder in Gottes freier Natur.
Damit aber euere Bescheidenheit allen Menschen offenbar werde, sind noch verschiedene Umstände zu berück-
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Unter dem Scheine des Guten Unheil zu stiften? Das
wäre ja eine Lästerung auf die Vorsehung. Also muß
sich das ändern lassen; aber nicht nur viel Männermuth,
sondern auch viel Gnade von oben ist dazu nothwendig.
Doch genug hievon, um noch andere wichtige Punkte zu
berühren.
Wie viele Anlässe habet ihr, um den Kindern in
euerm Hause besondere Freuden zu bereiten? Es ist
Namenstag von Vater oder Mutter. Feiert denselben in
der Familie; es kommt das Fest des hl. Nikolaus; lasset
ihn euern Kindern Geschenke bringen: oder wo diese Sitte
voll Poesie verschwunden, so feiert Weihnachten mit dem
Christbaum – aber in der Familie. Wie sehr ich
da überhaupt eine zeitgemäße Wahrheit behandle, bezeugen
die protestantischen Stimmen aus Basel, welche den ge-
meinsamen Weihnachtsbaum der armen Kinder verwerfen
und verlangen, daß man die Gaben deren Eltern gebe
für eine Familienfreude, für ein Familienfest. Es giebt
gewisse Gefahren, ich möchte sagen – wie Schlangen
unter Blumen, welche vorurtheilsfreie Männer aller Reli-
gionen wie heransfühlen, und auch den Muth haben zu
verkünden, obwohl sie für den Augenblick vielleicht nur
ein mitleidvolles Lächeln als Anerkennung finden. Was
liegt daran? Mit der Zeit siegt doch die Wahrheit; aber
vorher kann, leider Gott, noch vieles zu Grunde gehen.
Also freuet euch in der Familie mit einander. Sind
die Kleinen damit nicht zufrieden, so ist es schon gefehlt,
murren die Größern, so sind sie schon verdorben, oder in
äußerster Gefahr, es zu werden. Wenn ihr daher euern
Kindern eine Freude versprechet, so sei es regelmäßig eine
Familienfreude, wo alle beieinander sind, sei es im Hause
oder in Gottes freier Natur.
Damit aber euere Bescheidenheit allen Menschen
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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