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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Ehe gedacht werden. Denn von einem zweiten Vater,
einer zweiten Mutter kann diese herrliche Harmonie leicht
durch schrille Mißtöne gestört werden. Wenn aber ein
Sohn oder eine Tochter an die Ehe denkt, und die Eltern
schon gestorben sind oder alt und schwach geworden, die
Aufsicht nicht mehr führen können, sollen die Geschwister
zur Zeit der Bekanntschaft die Schutzengel ihres Bruders
oder ihrer Schwester sein, und die künftigen Eheleute nicht
allein beieinander lassen.

Das, das ist die wahre Bruderschaft, betet die Kirche
in den Tagzeiten hl. Martyrer, welche Geschwister waren,
das ist die wahre Bruderschaft und Bruderliebe, welche
niemals im Kampfe verletzt werden konnte. Sie ver-
gossen ihr Blut und folgten dem Herrn, sie verachteten
den Königspalast und gelangten zum himmlischen Reiche
Wie gut und lieblich, wenn Brüder einträchtig zusammen-
wohnen.

Seid daher Brüder und Schwestern nicht bloß dem
Fleische und Blute nach, nicht bloß in dieser natürlichen
Liebe und Sorge für das zeitliche Wohl, sondern seid
auch Brüder und Schwestern der Gnade nach, in der
Hoffnung auf das ewige Leben; seid Brüder und Schwe-
stern im Kampfe gegen die Versuchungen, gegen die
Aergernisse, gegen die Verführer, daß ja keines auf Ab-
wege sich verirre, sondern ihr Alle in Liebe und Ein-
tracht den Himmelspfad wandelt. Das ist die wahre
Bruderschaft, von Gott selbst am sechsten Tage der
Schöpfung gestiftet und von Jesus Christus geadelt und
geheiliget im Hause des Lazarus; ihre Satzungen sind
von Gotteshand in die Herzen der Geschwister unverwüst-
lich hineingeschrieben; deshalb hat sie auch die Stürme
von sechs Jahrtausenden überlebt, unzerstörbar ein Werk
göttlicher Allmacht und Menschenfreundlichkeit. Das ist
die wahre Bruderschaft, von der alle andern ihren Namen

Ehe gedacht werden. Denn von einem zweiten Vater,
einer zweiten Mutter kann diese herrliche Harmonie leicht
durch schrille Mißtöne gestört werden. Wenn aber ein
Sohn oder eine Tochter an die Ehe denkt, und die Eltern
schon gestorben sind oder alt und schwach geworden, die
Aufsicht nicht mehr führen können, sollen die Geschwister
zur Zeit der Bekanntschaft die Schutzengel ihres Bruders
oder ihrer Schwester sein, und die künftigen Eheleute nicht
allein beieinander lassen.

Das, das ist die wahre Bruderschaft, betet die Kirche
in den Tagzeiten hl. Martyrer, welche Geschwister waren,
das ist die wahre Bruderschaft und Bruderliebe, welche
niemals im Kampfe verletzt werden konnte. Sie ver-
gossen ihr Blut und folgten dem Herrn, sie verachteten
den Königspalast und gelangten zum himmlischen Reiche
Wie gut und lieblich, wenn Brüder einträchtig zusammen-
wohnen.

Seid daher Brüder und Schwestern nicht bloß dem
Fleische und Blute nach, nicht bloß in dieser natürlichen
Liebe und Sorge für das zeitliche Wohl, sondern seid
auch Brüder und Schwestern der Gnade nach, in der
Hoffnung auf das ewige Leben; seid Brüder und Schwe-
stern im Kampfe gegen die Versuchungen, gegen die
Aergernisse, gegen die Verführer, daß ja keines auf Ab-
wege sich verirre, sondern ihr Alle in Liebe und Ein-
tracht den Himmelspfad wandelt. Das ist die wahre
Bruderschaft, von Gott selbst am sechsten Tage der
Schöpfung gestiftet und von Jesus Christus geadelt und
geheiliget im Hause des Lazarus; ihre Satzungen sind
von Gotteshand in die Herzen der Geschwister unverwüst-
lich hineingeschrieben; deshalb hat sie auch die Stürme
von sechs Jahrtausenden überlebt, unzerstörbar ein Werk
göttlicher Allmacht und Menschenfreundlichkeit. Das ist
die wahre Bruderschaft, von der alle andern ihren Namen

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[320/0332] Ehe gedacht werden. Denn von einem zweiten Vater, einer zweiten Mutter kann diese herrliche Harmonie leicht durch schrille Mißtöne gestört werden. Wenn aber ein Sohn oder eine Tochter an die Ehe denkt, und die Eltern schon gestorben sind oder alt und schwach geworden, die Aufsicht nicht mehr führen können, sollen die Geschwister zur Zeit der Bekanntschaft die Schutzengel ihres Bruders oder ihrer Schwester sein, und die künftigen Eheleute nicht allein beieinander lassen. Das, das ist die wahre Bruderschaft, betet die Kirche in den Tagzeiten hl. Martyrer, welche Geschwister waren, das ist die wahre Bruderschaft und Bruderliebe, welche niemals im Kampfe verletzt werden konnte. Sie ver- gossen ihr Blut und folgten dem Herrn, sie verachteten den Königspalast und gelangten zum himmlischen Reiche Wie gut und lieblich, wenn Brüder einträchtig zusammen- wohnen. Seid daher Brüder und Schwestern nicht bloß dem Fleische und Blute nach, nicht bloß in dieser natürlichen Liebe und Sorge für das zeitliche Wohl, sondern seid auch Brüder und Schwestern der Gnade nach, in der Hoffnung auf das ewige Leben; seid Brüder und Schwe- stern im Kampfe gegen die Versuchungen, gegen die Aergernisse, gegen die Verführer, daß ja keines auf Ab- wege sich verirre, sondern ihr Alle in Liebe und Ein- tracht den Himmelspfad wandelt. Das ist die wahre Bruderschaft, von Gott selbst am sechsten Tage der Schöpfung gestiftet und von Jesus Christus geadelt und geheiliget im Hause des Lazarus; ihre Satzungen sind von Gotteshand in die Herzen der Geschwister unverwüst- lich hineingeschrieben; deshalb hat sie auch die Stürme von sechs Jahrtausenden überlebt, unzerstörbar ein Werk göttlicher Allmacht und Menschenfreundlichkeit. Das ist die wahre Bruderschaft, von der alle andern ihren Namen

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/332>, abgerufen am 24.11.2024.