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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Geist mit mannigfachen Anlagen und läßt Leib und Seele
nach seinen ewigen Absichten sich entwickeln. Wenn dann
der Augenblick gekommen, ergeht an diesen Menschen der
Ruf Gottes: "Dich hab ich bestimmt, ein frommer Vater
zu werden in einer stillen Bauernhütte, dich zu einer
armen Mutter mit dem Opfergeiste Jesu Christi: dich
hab ich auserwählt, in der Welt jungfräulich zu leben
und Vielen Gutes zu thun; du sollst in der stillen Ein-
samkeit eines stillen Klosters beten und Buße thun; dich
habe ich bestimmt, barmherzige Schwester zu werden, um
unter Barbaren ausgesetzte Kinder zu sammeln, dann in
Waisenhäusern zu pflegen und in der Schule für das
Himmelreich heranzubilden. Dich hab ich zum Priester-
thum berufen, daß du in einer einfachen Landgemeinde
die guten Leute den Himmelsweg hinaufführest - dich
hab ich zum großen Feldherrn auserwählt, um den vollen
Kelch meines Zornes über sündige Völker auszuschütten;
gehet auch ihr in meinen Weinberg und ich will euch
geben, was billig ist."

So ergeht der Ruf Gottes an alle Menschen je nach
dem Stande, für welchen sie berufen sind; im Lichte der
Gnade erkennt der Mensch diesen Ruf. Das ist der
Beruf.

Stand und Beruf sind also im Grunde nichts
Anderes als die besondere Lebensaufgabe, welche Gott
jedem einzelnen Menschen aufgiebt. Den allgemeinen
Beruf, Gott zu dienen und zu verherrlichen, haben schon
die Kinder, bevor sie nur von Stand und Beruf einen
Begriff haben, bevor sie nur an die Standeswahl denken
können; dieser allgemeine Beruf wird dann durch die
Standeswahl und die damit verbundene Lebensaufgabe
nur näher bestimmt und begrenzt. Hieraus folgt aber
auch die Wichtigkeit und Bedeutung der Standeswahl für
die ganze Ewigkeit.

Geist mit mannigfachen Anlagen und läßt Leib und Seele
nach seinen ewigen Absichten sich entwickeln. Wenn dann
der Augenblick gekommen, ergeht an diesen Menschen der
Ruf Gottes: „Dich hab ich bestimmt, ein frommer Vater
zu werden in einer stillen Bauernhütte, dich zu einer
armen Mutter mit dem Opfergeiste Jesu Christi: dich
hab ich auserwählt, in der Welt jungfräulich zu leben
und Vielen Gutes zu thun; du sollst in der stillen Ein-
samkeit eines stillen Klosters beten und Buße thun; dich
habe ich bestimmt, barmherzige Schwester zu werden, um
unter Barbaren ausgesetzte Kinder zu sammeln, dann in
Waisenhäusern zu pflegen und in der Schule für das
Himmelreich heranzubilden. Dich hab ich zum Priester-
thum berufen, daß du in einer einfachen Landgemeinde
die guten Leute den Himmelsweg hinaufführest – dich
hab ich zum großen Feldherrn auserwählt, um den vollen
Kelch meines Zornes über sündige Völker auszuschütten;
gehet auch ihr in meinen Weinberg und ich will euch
geben, was billig ist.“

So ergeht der Ruf Gottes an alle Menschen je nach
dem Stande, für welchen sie berufen sind; im Lichte der
Gnade erkennt der Mensch diesen Ruf. Das ist der
Beruf.

Stand und Beruf sind also im Grunde nichts
Anderes als die besondere Lebensaufgabe, welche Gott
jedem einzelnen Menschen aufgiebt. Den allgemeinen
Beruf, Gott zu dienen und zu verherrlichen, haben schon
die Kinder, bevor sie nur von Stand und Beruf einen
Begriff haben, bevor sie nur an die Standeswahl denken
können; dieser allgemeine Beruf wird dann durch die
Standeswahl und die damit verbundene Lebensaufgabe
nur näher bestimmt und begrenzt. Hieraus folgt aber
auch die Wichtigkeit und Bedeutung der Standeswahl für
die ganze Ewigkeit.

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[326/0338] Geist mit mannigfachen Anlagen und läßt Leib und Seele nach seinen ewigen Absichten sich entwickeln. Wenn dann der Augenblick gekommen, ergeht an diesen Menschen der Ruf Gottes: „Dich hab ich bestimmt, ein frommer Vater zu werden in einer stillen Bauernhütte, dich zu einer armen Mutter mit dem Opfergeiste Jesu Christi: dich hab ich auserwählt, in der Welt jungfräulich zu leben und Vielen Gutes zu thun; du sollst in der stillen Ein- samkeit eines stillen Klosters beten und Buße thun; dich habe ich bestimmt, barmherzige Schwester zu werden, um unter Barbaren ausgesetzte Kinder zu sammeln, dann in Waisenhäusern zu pflegen und in der Schule für das Himmelreich heranzubilden. Dich hab ich zum Priester- thum berufen, daß du in einer einfachen Landgemeinde die guten Leute den Himmelsweg hinaufführest – dich hab ich zum großen Feldherrn auserwählt, um den vollen Kelch meines Zornes über sündige Völker auszuschütten; gehet auch ihr in meinen Weinberg und ich will euch geben, was billig ist.“ So ergeht der Ruf Gottes an alle Menschen je nach dem Stande, für welchen sie berufen sind; im Lichte der Gnade erkennt der Mensch diesen Ruf. Das ist der Beruf. Stand und Beruf sind also im Grunde nichts Anderes als die besondere Lebensaufgabe, welche Gott jedem einzelnen Menschen aufgiebt. Den allgemeinen Beruf, Gott zu dienen und zu verherrlichen, haben schon die Kinder, bevor sie nur von Stand und Beruf einen Begriff haben, bevor sie nur an die Standeswahl denken können; dieser allgemeine Beruf wird dann durch die Standeswahl und die damit verbundene Lebensaufgabe nur näher bestimmt und begrenzt. Hieraus folgt aber auch die Wichtigkeit und Bedeutung der Standeswahl für die ganze Ewigkeit.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/338>, abgerufen am 24.11.2024.