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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Dafür muß ich noch ein Wort sagen über die besondere
Gefahr, welche die Väter in ihrer Würde bedroht. Je
größer die Würde, desto mehr muß sie mit Selbstverläug-
nung und Tugend verbunden sein.

Wenn ihr nun, liebe Väter, in diesen betrübten, arm-
seligen Zeiten schwach im Glauben und nachlässig in Er-
füllung der religiösen Pflichten werdet, so wird die Sinn-
lichkeit erwachen und Viele zur Vernachlässigung der Arbeit,
zur Trunksucht, zur Rohheit, vielleicht gar zur Untreue
gegen die Gattin führen. Wo wird dann die zertretene
Vaterwürde noch Ehrfurcht finden? Um diese Gefahr von
euch abzuwenden höret doch fleißig und aufmerksam das Wort
Gottes. Denn ohne daß ihr in die Geheimnisse des Glaubens
tiefer eingeweiht, und von Zeit zu Zeit für die Ausübung
eueres hohen Amtes begeistert werdet, wie wollet ihr als
Bischöfe in der Familie walten? Es ist aber auch Lieb-
lingssache eines wahrhaft männlichen Geistes vom Gelehrten
an bis zum einfachen Bauern hinab die großen Wahrheiten
des Evangeliums nicht bloß zu ertragen, sondern zu lieben.
Aber höret nicht bloß fleißig und aufmerksam das Wort
Gottes, sondern in euren Familien leset und betrachtet wieder
jenes wahrhaft goldene Buch von Goffine, oder eine Legende,
oder die Erbauungsbücher von Cochem.

Damit ihr aber die Sinnlichkeit beherrschet, empfanget
doch hie und da die heiligen Sakramente. Saget ja nicht,
das sei nur Sache der Frauen. Ja es ist ihre Sache und
wehe jenen Männern, welche ihre Würde längst verloren
haben, wenn ihre Frauen nicht durch den Empfang der
hl. Sakramente sich stärkten, um ihr Kreuz geduldig zu
tragen; weil aber der Vater an Würde die Mutter über-
trifft, sollte das ebenso sehr, ja noch weit mehr seine Sache
sein. Christliche Väter, lasset euch nicht irre führen,
durch die Grundsätze, wie sie jetzt in der Welt gelten; lasset
euch nicht täuschen durch Beispiele, wie man sie allerorts

Dafür muß ich noch ein Wort sagen über die besondere
Gefahr, welche die Väter in ihrer Würde bedroht. Je
größer die Würde, desto mehr muß sie mit Selbstverläug-
nung und Tugend verbunden sein.

Wenn ihr nun, liebe Väter, in diesen betrübten, arm-
seligen Zeiten schwach im Glauben und nachlässig in Er-
füllung der religiösen Pflichten werdet, so wird die Sinn-
lichkeit erwachen und Viele zur Vernachlässigung der Arbeit,
zur Trunksucht, zur Rohheit, vielleicht gar zur Untreue
gegen die Gattin führen. Wo wird dann die zertretene
Vaterwürde noch Ehrfurcht finden? Um diese Gefahr von
euch abzuwenden höret doch fleißig und aufmerksam das Wort
Gottes. Denn ohne daß ihr in die Geheimnisse des Glaubens
tiefer eingeweiht, und von Zeit zu Zeit für die Ausübung
eueres hohen Amtes begeistert werdet, wie wollet ihr als
Bischöfe in der Familie walten? Es ist aber auch Lieb-
lingssache eines wahrhaft männlichen Geistes vom Gelehrten
an bis zum einfachen Bauern hinab die großen Wahrheiten
des Evangeliums nicht bloß zu ertragen, sondern zu lieben.
Aber höret nicht bloß fleißig und aufmerksam das Wort
Gottes, sondern in euren Familien leset und betrachtet wieder
jenes wahrhaft goldene Buch von Goffine, oder eine Legende,
oder die Erbauungsbücher von Cochem.

Damit ihr aber die Sinnlichkeit beherrschet, empfanget
doch hie und da die heiligen Sakramente. Saget ja nicht,
das sei nur Sache der Frauen. Ja es ist ihre Sache und
wehe jenen Männern, welche ihre Würde längst verloren
haben, wenn ihre Frauen nicht durch den Empfang der
hl. Sakramente sich stärkten, um ihr Kreuz geduldig zu
tragen; weil aber der Vater an Würde die Mutter über-
trifft, sollte das ebenso sehr, ja noch weit mehr seine Sache
sein. Christliche Väter, lasset euch nicht irre führen,
durch die Grundsätze, wie sie jetzt in der Welt gelten; lasset
euch nicht täuschen durch Beispiele, wie man sie allerorts

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[24/0036] Dafür muß ich noch ein Wort sagen über die besondere Gefahr, welche die Väter in ihrer Würde bedroht. Je größer die Würde, desto mehr muß sie mit Selbstverläug- nung und Tugend verbunden sein. Wenn ihr nun, liebe Väter, in diesen betrübten, arm- seligen Zeiten schwach im Glauben und nachlässig in Er- füllung der religiösen Pflichten werdet, so wird die Sinn- lichkeit erwachen und Viele zur Vernachlässigung der Arbeit, zur Trunksucht, zur Rohheit, vielleicht gar zur Untreue gegen die Gattin führen. Wo wird dann die zertretene Vaterwürde noch Ehrfurcht finden? Um diese Gefahr von euch abzuwenden höret doch fleißig und aufmerksam das Wort Gottes. Denn ohne daß ihr in die Geheimnisse des Glaubens tiefer eingeweiht, und von Zeit zu Zeit für die Ausübung eueres hohen Amtes begeistert werdet, wie wollet ihr als Bischöfe in der Familie walten? Es ist aber auch Lieb- lingssache eines wahrhaft männlichen Geistes vom Gelehrten an bis zum einfachen Bauern hinab die großen Wahrheiten des Evangeliums nicht bloß zu ertragen, sondern zu lieben. Aber höret nicht bloß fleißig und aufmerksam das Wort Gottes, sondern in euren Familien leset und betrachtet wieder jenes wahrhaft goldene Buch von Goffine, oder eine Legende, oder die Erbauungsbücher von Cochem. Damit ihr aber die Sinnlichkeit beherrschet, empfanget doch hie und da die heiligen Sakramente. Saget ja nicht, das sei nur Sache der Frauen. Ja es ist ihre Sache und wehe jenen Männern, welche ihre Würde längst verloren haben, wenn ihre Frauen nicht durch den Empfang der hl. Sakramente sich stärkten, um ihr Kreuz geduldig zu tragen; weil aber der Vater an Würde die Mutter über- trifft, sollte das ebenso sehr, ja noch weit mehr seine Sache sein. Christliche Väter, lasset euch nicht irre führen, durch die Grundsätze, wie sie jetzt in der Welt gelten; lasset euch nicht täuschen durch Beispiele, wie man sie allerorts

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/36>, abgerufen am 21.11.2024.