in meinen Banden gezeugt habe, für Onesimus, der dir unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, den ich dir zurückgesandt habe, du aber nimm ihn auf, als wären es meine Eingeweide." (10-12.) Wer redet so? Der greise Völkerapostel in Kerker und Banden. Für wen? Für einen Sklaven und Dieb. Wie nennt er ihn? Er ist mein Sohn; denn in meinen Banden habe ich ihn für Jesus Christus gewonnen. Wie sollst du ihn auf- nehmen? Wie meine Eingeweide - wie mich selbst. Also welche Achtung und Ehrfurcht sollst du vor ihm haben? Oder - vor dem Arbeiter, der in deinem Hause, in deiner Fabrik, auf deinem Felde arbeitet - welche Ehrfurcht sollst du vor im haben - christliche Familie? - Wie vor dem heiligen Paulus, der, nachdem er mehr gethan und gelitten als alle Apostel, in seinem Greisen- alter ein Schauspiel den Menschen und den Engeln, in Kerker und Banden die Krone des Märtyrerthums und die volle Herrlichkeit des Himmels erwartet. Oder ist diese Auslegung etwa zu kühn? Aber warum schreibt denn der hl. Paulus an Philemon: "Wenn du mich für deinen Mitgenossen hältst, so nimm ihn auf wie mich!" (17) Aber wie ist das möglich? - Onesimus, der Sklave, der Weltapostel Paulus! Onesimus ist mein vielgeliebter Bruder, und daher bekommst du statt des Knechtes, der dir entlaufen, einen Bruder, der dir in Christo Jesu gleichförmig geworden.
Aber wie ist das möglich? Diese Gleichstellung des reichen Herrn Philemon und des armen Sklaven One- simus! Fraget den gleichen hl. Paulus (Gal. III. 26) "Da ist weder Sklave noch Freier, denn ihr seid alle eins in Christo Jesu! ihr seid alle Kinder Gottes durch den Glauben; denn ihr alle, die ihr getauft seid, habet Christum angezogen."
Weder Sklave noch Freier! Warum nennt er gegen
in meinen Banden gezeugt habe, für Onesimus, der dir unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, den ich dir zurückgesandt habe, du aber nimm ihn auf, als wären es meine Eingeweide.“ (10–12.) Wer redet so? Der greise Völkerapostel in Kerker und Banden. Für wen? Für einen Sklaven und Dieb. Wie nennt er ihn? Er ist mein Sohn; denn in meinen Banden habe ich ihn für Jesus Christus gewonnen. Wie sollst du ihn auf- nehmen? Wie meine Eingeweide – wie mich selbst. Also welche Achtung und Ehrfurcht sollst du vor ihm haben? Oder – vor dem Arbeiter, der in deinem Hause, in deiner Fabrik, auf deinem Felde arbeitet – welche Ehrfurcht sollst du vor im haben – christliche Familie? – Wie vor dem heiligen Paulus, der, nachdem er mehr gethan und gelitten als alle Apostel, in seinem Greisen- alter ein Schauspiel den Menschen und den Engeln, in Kerker und Banden die Krone des Märtyrerthums und die volle Herrlichkeit des Himmels erwartet. Oder ist diese Auslegung etwa zu kühn? Aber warum schreibt denn der hl. Paulus an Philemon: „Wenn du mich für deinen Mitgenossen hältst, so nimm ihn auf wie mich!“ (17) Aber wie ist das möglich? – Onesimus, der Sklave, der Weltapostel Paulus! Onesimus ist mein vielgeliebter Bruder, und daher bekommst du statt des Knechtes, der dir entlaufen, einen Bruder, der dir in Christo Jesu gleichförmig geworden.
Aber wie ist das möglich? Diese Gleichstellung des reichen Herrn Philemon und des armen Sklaven One- simus! Fraget den gleichen hl. Paulus (Gal. III. 26) „Da ist weder Sklave noch Freier, denn ihr seid alle eins in Christo Jesu! ihr seid alle Kinder Gottes durch den Glauben; denn ihr alle, die ihr getauft seid, habet Christum angezogen.“
Weder Sklave noch Freier! Warum nennt er gegen
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in meinen Banden gezeugt habe, für Onesimus, der dir
unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, den ich
dir zurückgesandt habe, du aber nimm ihn auf, als wären
es meine Eingeweide.“ (10–12.) Wer redet so? Der
greise Völkerapostel in Kerker und Banden. Für wen?
Für einen Sklaven und Dieb. Wie nennt er ihn? Er
ist mein Sohn; denn in meinen Banden habe ich ihn für
Jesus Christus gewonnen. Wie sollst du ihn auf-
nehmen? Wie meine Eingeweide – wie mich selbst.
Also welche Achtung und Ehrfurcht sollst du vor ihm
haben? Oder – vor dem Arbeiter, der in deinem Hause,
in deiner Fabrik, auf deinem Felde arbeitet – welche
Ehrfurcht sollst du vor im haben – christliche Familie?
– Wie vor dem heiligen Paulus, der, nachdem er mehr
gethan und gelitten als alle Apostel, in seinem Greisen-
alter ein Schauspiel den Menschen und den Engeln, in
Kerker und Banden die Krone des Märtyrerthums und
die volle Herrlichkeit des Himmels erwartet. Oder ist
diese Auslegung etwa zu kühn? Aber warum schreibt denn
der hl. Paulus an Philemon: „Wenn du mich für deinen
Mitgenossen hältst, so nimm ihn auf wie mich!“ (17)
Aber wie ist das möglich? – Onesimus, der Sklave,
der Weltapostel Paulus! Onesimus ist mein vielgeliebter
Bruder, und daher bekommst du statt des Knechtes, der
dir entlaufen, einen Bruder, der dir in Christo Jesu
gleichförmig geworden.
Aber wie ist das möglich? Diese Gleichstellung des
reichen Herrn Philemon und des armen Sklaven One-
simus! Fraget den gleichen hl. Paulus (Gal. III. 26)
„Da ist weder Sklave noch Freier, denn ihr seid alle
eins in Christo Jesu! ihr seid alle Kinder Gottes durch
den Glauben; denn ihr alle, die ihr getauft seid, habet
Christum angezogen.“
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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