nicht immer; denn sie ist für die Kirche voll der Leiden und der Schmerzen. Daher wird dann kommen jener große Tag des Herrn, wo die Posaune all den Todten ruft, wo der letzte Papst im Thale Josaphat erscheint, die Schlüssel des Himmelreiches wieder in die Hände des großen und wahren Gottes zurückzugeben: dann werden die Thränen von den Augen der Braut Christi abgetrocknet, ihr das Brautkleid ewiger Verklärung angezogen, daß sie unter den Jubelklängen der neun Engelchöre mit all ihren frommen und heiligen Kindern am ewigen Hochzeitsmahle des Lammes theilnehme. Was prediget nun diese Ver- wandlung? Wenn ihr auch in Glück und Frieden mit einander lebet, umgeben von guten Kindern, - die Zeit ist kurz, ein Augenblick - und ihr seid von einander getrennt, um zu werden und zu bleiben wie die Engel des Himmels.
An diese Wahrheit erinnert euch die Kirche, wenn ihr am Altare kniet und einander die Hände reichet zum ehelichen Bunde. Denn die Ermahnung an die Braut- leute schließt ja mit den Worten: "Daß euch beide nichts Anderes scheide, als der Tod allein." Denket ferner an jenes schöne Gebet über die Braut, welches also schließt: "Sie sei mit himmlischen Lehren ausgerüstet, gesegnet mit guten Kindern, standhaft in den Prüfungen, damit sie beide an ihren Kindern Freude und ein glückliches Alter erleben, und einst zur Ruhe der Auserwählten Gottes im Himmel gelangen." Alter, Tod, ewige Ruhe, - dies Alles schwebt vor euren Augen, wenn das Hoch- zeitsgewand euere Jugend, euere Schönheit, euere Kraft verklärt. Feiert nur Hochzeit, so freudig ihr wollet; aber zwischen Braut und Bräutigam steht voll Ernst - der Tod, flüstert beiden zu: "Dies Band, das ihr heute ge- knüpft, darf und kann Niemand lösen; nur ich habe von Gott die Vollmacht, euch nach wenigen Augenblicken wieder
nicht immer; denn sie ist für die Kirche voll der Leiden und der Schmerzen. Daher wird dann kommen jener große Tag des Herrn, wo die Posaune all den Todten ruft, wo der letzte Papst im Thale Josaphat erscheint, die Schlüssel des Himmelreiches wieder in die Hände des großen und wahren Gottes zurückzugeben: dann werden die Thränen von den Augen der Braut Christi abgetrocknet, ihr das Brautkleid ewiger Verklärung angezogen, daß sie unter den Jubelklängen der neun Engelchöre mit all ihren frommen und heiligen Kindern am ewigen Hochzeitsmahle des Lammes theilnehme. Was prediget nun diese Ver- wandlung? Wenn ihr auch in Glück und Frieden mit einander lebet, umgeben von guten Kindern, – die Zeit ist kurz, ein Augenblick – und ihr seid von einander getrennt, um zu werden und zu bleiben wie die Engel des Himmels.
An diese Wahrheit erinnert euch die Kirche, wenn ihr am Altare kniet und einander die Hände reichet zum ehelichen Bunde. Denn die Ermahnung an die Braut- leute schließt ja mit den Worten: „Daß euch beide nichts Anderes scheide, als der Tod allein.“ Denket ferner an jenes schöne Gebet über die Braut, welches also schließt: „Sie sei mit himmlischen Lehren ausgerüstet, gesegnet mit guten Kindern, standhaft in den Prüfungen, damit sie beide an ihren Kindern Freude und ein glückliches Alter erleben, und einst zur Ruhe der Auserwählten Gottes im Himmel gelangen.“ Alter, Tod, ewige Ruhe, – dies Alles schwebt vor euren Augen, wenn das Hoch- zeitsgewand euere Jugend, euere Schönheit, euere Kraft verklärt. Feiert nur Hochzeit, so freudig ihr wollet; aber zwischen Braut und Bräutigam steht voll Ernst – der Tod, flüstert beiden zu: „Dies Band, das ihr heute ge- knüpft, darf und kann Niemand lösen; nur ich habe von Gott die Vollmacht, euch nach wenigen Augenblicken wieder
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nicht immer; denn sie ist für die Kirche voll der Leiden
und der Schmerzen. Daher wird dann kommen jener
große Tag des Herrn, wo die Posaune all den Todten
ruft, wo der letzte Papst im Thale Josaphat erscheint,
die Schlüssel des Himmelreiches wieder in die Hände des
großen und wahren Gottes zurückzugeben: dann werden
die Thränen von den Augen der Braut Christi abgetrocknet,
ihr das Brautkleid ewiger Verklärung angezogen, daß sie
unter den Jubelklängen der neun Engelchöre mit all ihren
frommen und heiligen Kindern am ewigen Hochzeitsmahle
des Lammes theilnehme. Was prediget nun diese Ver-
wandlung? Wenn ihr auch in Glück und Frieden mit
einander lebet, umgeben von guten Kindern, – die Zeit
ist kurz, ein Augenblick – und ihr seid von einander
getrennt, um zu werden und zu bleiben wie die Engel
des Himmels.
An diese Wahrheit erinnert euch die Kirche, wenn
ihr am Altare kniet und einander die Hände reichet zum
ehelichen Bunde. Denn die Ermahnung an die Braut-
leute schließt ja mit den Worten: „Daß euch beide nichts
Anderes scheide, als der Tod allein.“ Denket ferner an
jenes schöne Gebet über die Braut, welches also schließt:
„Sie sei mit himmlischen Lehren ausgerüstet, gesegnet
mit guten Kindern, standhaft in den Prüfungen, damit
sie beide an ihren Kindern Freude und ein glückliches
Alter erleben, und einst zur Ruhe der Auserwählten
Gottes im Himmel gelangen.“ Alter, Tod, ewige Ruhe,
– dies Alles schwebt vor euren Augen, wenn das Hoch-
zeitsgewand euere Jugend, euere Schönheit, euere Kraft
verklärt. Feiert nur Hochzeit, so freudig ihr wollet; aber
zwischen Braut und Bräutigam steht voll Ernst – der
Tod, flüstert beiden zu: „Dies Band, das ihr heute ge-
knüpft, darf und kann Niemand lösen; nur ich habe von
Gott die Vollmacht, euch nach wenigen Augenblicken wieder
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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