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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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gestoßen, bis ihr Alle im Meere der Ewigkeit verschwunden
seid. Was ruft euch daher die heranwachsende Jugend,
was rufen euch diese Söhne und Töchter, durch welche
ihr vielleicht schon Großeltern geworden, zu? "Wir wollen
auch wieder Geld und Gut, Kleidung und Nahrung,
Felder und Obdach, für so Viele hat die Welt nicht Platz.
Denk' an den Tod!"

Nicht wahr, ihr pflanzet neben einem alten Baum
einen jungen; dieser wächst auf, bis jener zusammenbricht.
O, ihr alternden Bäume, Gott hat diese jungen Pflanzen
neben euch hingepflanzt. Ihr seid schon wie überflüssig
geworden und stehet dem jungen Baume hindernd zur
Seite! Ob ihr noch etwas jünger oder schon alt, - er
ist für euch wie eine Trauerweide auf euerem Grabe.
Die Zeit ist kurz; denk' an den Tod! Er ist ja bereits
euer Familiengast geworden, und wird nicht mehr von
euerem Tische weggehen, so lange er noch Leben findet.
Ihr möget euch noch mit einigen Jährchen vertrösten, ihr
möget noch fleißig Geld sammeln, als hättet ihr immer
mit einander zu leben, ihr möget die Gedanken an die
baldige Trennung aus dem Sinne schlagen: der Tod ist
und bleibt euer Hausgast, schleicht unheimlich in den
Räumen umher, holt euch ein zweites, eilt drittes Kind,
vielleicht gar einen Jüngling, eilte Jungfrau, die schönste
Hoffnung euerer Zukunft.

Und wenn euch dies Alles noch nicht genügt, wie
viel Schmerzen und Leiden und Krankheiten sind mit der
Ehe verbunden? Jene Mühsal des Fleisches, von welcher
der hl. Paulus redet. Dachtet ihr auch schon ernstlicher
darüber nach? Woher dies Alles? Wer bleicht das Haar,
oder reißt es aus? Der Tod. Wer wirft die Runzeln
in's Angesicht und die Schatten des Alters? Der Tod.
Wer gibt der Lunge den Husten, dem Blute die Schwäche?
Der Tod. Wer wirft an jedes Glied all' dies Weh, all'

gestoßen, bis ihr Alle im Meere der Ewigkeit verschwunden
seid. Was ruft euch daher die heranwachsende Jugend,
was rufen euch diese Söhne und Töchter, durch welche
ihr vielleicht schon Großeltern geworden, zu? „Wir wollen
auch wieder Geld und Gut, Kleidung und Nahrung,
Felder und Obdach, für so Viele hat die Welt nicht Platz.
Denk' an den Tod!“

Nicht wahr, ihr pflanzet neben einem alten Baum
einen jungen; dieser wächst auf, bis jener zusammenbricht.
O, ihr alternden Bäume, Gott hat diese jungen Pflanzen
neben euch hingepflanzt. Ihr seid schon wie überflüssig
geworden und stehet dem jungen Baume hindernd zur
Seite! Ob ihr noch etwas jünger oder schon alt, – er
ist für euch wie eine Trauerweide auf euerem Grabe.
Die Zeit ist kurz; denk' an den Tod! Er ist ja bereits
euer Familiengast geworden, und wird nicht mehr von
euerem Tische weggehen, so lange er noch Leben findet.
Ihr möget euch noch mit einigen Jährchen vertrösten, ihr
möget noch fleißig Geld sammeln, als hättet ihr immer
mit einander zu leben, ihr möget die Gedanken an die
baldige Trennung aus dem Sinne schlagen: der Tod ist
und bleibt euer Hausgast, schleicht unheimlich in den
Räumen umher, holt euch ein zweites, eilt drittes Kind,
vielleicht gar einen Jüngling, eilte Jungfrau, die schönste
Hoffnung euerer Zukunft.

Und wenn euch dies Alles noch nicht genügt, wie
viel Schmerzen und Leiden und Krankheiten sind mit der
Ehe verbunden? Jene Mühsal des Fleisches, von welcher
der hl. Paulus redet. Dachtet ihr auch schon ernstlicher
darüber nach? Woher dies Alles? Wer bleicht das Haar,
oder reißt es aus? Der Tod. Wer wirft die Runzeln
in's Angesicht und die Schatten des Alters? Der Tod.
Wer gibt der Lunge den Husten, dem Blute die Schwäche?
Der Tod. Wer wirft an jedes Glied all' dies Weh, all'

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[377/0389] gestoßen, bis ihr Alle im Meere der Ewigkeit verschwunden seid. Was ruft euch daher die heranwachsende Jugend, was rufen euch diese Söhne und Töchter, durch welche ihr vielleicht schon Großeltern geworden, zu? „Wir wollen auch wieder Geld und Gut, Kleidung und Nahrung, Felder und Obdach, für so Viele hat die Welt nicht Platz. Denk' an den Tod!“ Nicht wahr, ihr pflanzet neben einem alten Baum einen jungen; dieser wächst auf, bis jener zusammenbricht. O, ihr alternden Bäume, Gott hat diese jungen Pflanzen neben euch hingepflanzt. Ihr seid schon wie überflüssig geworden und stehet dem jungen Baume hindernd zur Seite! Ob ihr noch etwas jünger oder schon alt, – er ist für euch wie eine Trauerweide auf euerem Grabe. Die Zeit ist kurz; denk' an den Tod! Er ist ja bereits euer Familiengast geworden, und wird nicht mehr von euerem Tische weggehen, so lange er noch Leben findet. Ihr möget euch noch mit einigen Jährchen vertrösten, ihr möget noch fleißig Geld sammeln, als hättet ihr immer mit einander zu leben, ihr möget die Gedanken an die baldige Trennung aus dem Sinne schlagen: der Tod ist und bleibt euer Hausgast, schleicht unheimlich in den Räumen umher, holt euch ein zweites, eilt drittes Kind, vielleicht gar einen Jüngling, eilte Jungfrau, die schönste Hoffnung euerer Zukunft. Und wenn euch dies Alles noch nicht genügt, wie viel Schmerzen und Leiden und Krankheiten sind mit der Ehe verbunden? Jene Mühsal des Fleisches, von welcher der hl. Paulus redet. Dachtet ihr auch schon ernstlicher darüber nach? Woher dies Alles? Wer bleicht das Haar, oder reißt es aus? Der Tod. Wer wirft die Runzeln in's Angesicht und die Schatten des Alters? Der Tod. Wer gibt der Lunge den Husten, dem Blute die Schwäche? Der Tod. Wer wirft an jedes Glied all' dies Weh, all'

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/389>, abgerufen am 02.06.2024.