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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die
Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der
Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre
Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und
Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die
Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva
versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und
daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je
größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich-
keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden
gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.

Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer,
welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres
Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen
und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind
in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver-
lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem
Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen,
um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden
muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit
ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des
öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden,
mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte
die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach
dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der
Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich
nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel
habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.

Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk-
sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien!
Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt
die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der
Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe
leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an

mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die
Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der
Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre
Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und
Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die
Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva
versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und
daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je
größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich-
keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden
gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.

Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer,
welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres
Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen
und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind
in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver-
lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem
Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen,
um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden
muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit
ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des
öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden,
mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte
die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach
dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der
Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich
nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel
habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.

Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk-
sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien!
Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt
die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der
Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe
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[30/0042] mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich- keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden. Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer, welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver- lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen, um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden, mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet. Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk- sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien! Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/42>, abgerufen am 03.12.2024.