mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich- keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.
Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer, welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver- lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen, um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden, mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.
Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk- sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien! Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an
mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich- keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.
Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer, welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver- lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen, um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden, mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.
Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk- sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien! Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an
<TEI><text><body><divn="4"><p><pbfacs="#f0042"xml:id="H891_001_1896_pb0030_0001"n="30"/>
mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die<lb/>
Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der<lb/>
Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre<lb/>
Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und<lb/>
Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die<lb/>
Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva<lb/>
versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und<lb/>
daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je<lb/>
größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich-<lb/>
keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden<lb/>
gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.</p><p>Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer,<lb/>
welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres<lb/>
Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen<lb/>
und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind<lb/>
in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver-<lb/>
lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem<lb/>
Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen,<lb/>
um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden<lb/>
muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit<lb/>
ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des<lb/>
öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden,<lb/>
mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte<lb/>
die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach<lb/>
dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der<lb/>
Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich<lb/>
nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel<lb/>
habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.</p><p>Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk-<lb/>
sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien!<lb/>
Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt<lb/>
die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der<lb/>
Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe<lb/>
leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0042]
mag ihrer Fortschritte sich rühmen; aber die durch die
Sünde verwüstete Natur wird sie nie dem Gesetze der
Schmerzen entreißen. Die Menschen mögen auf ihre
Wissenschaft sich viel einbilden; aber von Beschwerden und
Entbehrung werden sie die Mutter nie befreien. Nur die
Jungfrau, welche schon im Paradies der gefallenen Eva
versprochen wurde, war frei vom Fluche der Sünde und
daher auch frei vom Gesetze der Schmerzen. Aber je
größer ihr Jubel war, als sie in himmlischer Jungfräulich-
keit den Heiland gebar, desto größer sollten ihre beiden
gerade dieses göttlichen Kindes wegen für sie werden.
Daher feiern wir sie als die Königin der Märtyrer,
welche als die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze ihres
Sohnes steht. Das ist die Vollendung all' ihrer Schmerzen
und Entbehrungen! Um in einem Stalle das göttliche Kind
in eine Krippe zu legen, muß sie ihre arme Wohnung ver-
lassen und eine lange Reise machen, um den Heiland dem
Tode zu entreißen, muß sie aus dem Vaterlande fliehen,
um als jungfräuliche Mutter desto leichter gehalten zu werden
muß sie den hl. Joseph durch den Tod verlieren und allein mit
ihrem göttlichen Sohne die Verfolgung und Schmach des
öffentlichen Lebens theilen; um unsere Mutter zu werden,
mußte sie unter dem Kreuze Jesu stehen. Warum mußte
die Unbeflecktempfangene als jungfräuliche Mutter nach
dem Willen Gottes diese Opfer der Schmerzen und der
Entbehrungen bringen? Aus vielen Gründen gebe ich
nur einen an: damit ihr, christliche Mütter, ein Beispiel
habet, wie auch ihr leiden und entbehren sollet.
Wo immer noch dieser Glaube lebendig und wirk-
sam ist, welch' erhebende Opferbeispiele in den Familien!
Im Hinblick auf die schmerzhafte Mutter flieht und haßt
die kathol. Mutter jede Sünde, welche die Ordnung der
Natur umwälzt, sie will entweder in jungfräulicher Ehe
leben oder aber als Mutter, so oft der Ruf Gottes an
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/42>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.