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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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diesen Sachen und Träumereien gar oft eine verhängnis-
volle Rolle spielt - auf die Armuth. Wie nämlich Ver-
mögen leicht zur Ehe führt, so scheint die Armuth ein
Hinderniß zu sein. Ist das wirklich wahr?

Was lehrt uns die heilige Familie? Der hl. Joseph
war aus dem königlichen Geschlechte Davids und verdiente
doch als Zimmermann mit rauher Handarbeit mühsam
sein tägliches Brod. Und Maria? Auch sie ward aus
dem Geschlechte Davids, aber ebenso arm wie Joseph.
Woher wissen wir das? In Bethlehem finden sie kein
Obdach. Bei der Darstellung Jesu opfern sie wie die Armen
ein Paar Turteltauben. Aber wozu diese Armuth nach
dem Rathschluße Gottes? Allerdings auch zur Verherr-
lichung der Armuth, welche kein Gegenstand der Verach-
tung, sondern der Ehrfurcht sein soll, dann aber auch, zum
Troste und Belehrung der armen Jugend. Denn, wenn
ihr auch arm seid, könnet ihr dennoch von Gott für die
Ehe berufen und bestimmt sein; bleibet nur arm in Ehren,
in Unschuld, und Gott führt euch zum Ziele. Aber ent-
ehret die Armuth niemals durch die Sünde, sonst wird
die Schande und vielleicht dazu noch eine unglückliche
Ehe euer Unglück vollenden. Bleibet also wie Maria und
Joseph arm in aller Unschuld, und Gott führt euch zur
Ehe, wenn ihr dazu wirklich berufen seid.

Aber, denket ihr vielleicht, wenn wir so still in Un-
schuld und Gottseligkeit leben, wie ist da eine Bekannt-
schaft möglich oder gar eine Heirath? Die Sünde und
eine unglückliche Ehe ist allerdings nicht leicht möglich;
aber warum nicht eine glückliche Vermählung? Lasset ein-
mal diese falschen Ansichten der Welt fahren und betrachtet
die Wahrheit in den Geheimnißen Gottes.

Wer war denn Maria? Eine Tochter aus dem
Hause Davids; bis zu ihrem 14. Jahre im Tempel auf-
erzogen, war sie so rein, so heilig, daß sie nicht bloß an

diesen Sachen und Träumereien gar oft eine verhängnis-
volle Rolle spielt – auf die Armuth. Wie nämlich Ver-
mögen leicht zur Ehe führt, so scheint die Armuth ein
Hinderniß zu sein. Ist das wirklich wahr?

Was lehrt uns die heilige Familie? Der hl. Joseph
war aus dem königlichen Geschlechte Davids und verdiente
doch als Zimmermann mit rauher Handarbeit mühsam
sein tägliches Brod. Und Maria? Auch sie ward aus
dem Geschlechte Davids, aber ebenso arm wie Joseph.
Woher wissen wir das? In Bethlehem finden sie kein
Obdach. Bei der Darstellung Jesu opfern sie wie die Armen
ein Paar Turteltauben. Aber wozu diese Armuth nach
dem Rathschluße Gottes? Allerdings auch zur Verherr-
lichung der Armuth, welche kein Gegenstand der Verach-
tung, sondern der Ehrfurcht sein soll, dann aber auch, zum
Troste und Belehrung der armen Jugend. Denn, wenn
ihr auch arm seid, könnet ihr dennoch von Gott für die
Ehe berufen und bestimmt sein; bleibet nur arm in Ehren,
in Unschuld, und Gott führt euch zum Ziele. Aber ent-
ehret die Armuth niemals durch die Sünde, sonst wird
die Schande und vielleicht dazu noch eine unglückliche
Ehe euer Unglück vollenden. Bleibet also wie Maria und
Joseph arm in aller Unschuld, und Gott führt euch zur
Ehe, wenn ihr dazu wirklich berufen seid.

Aber, denket ihr vielleicht, wenn wir so still in Un-
schuld und Gottseligkeit leben, wie ist da eine Bekannt-
schaft möglich oder gar eine Heirath? Die Sünde und
eine unglückliche Ehe ist allerdings nicht leicht möglich;
aber warum nicht eine glückliche Vermählung? Lasset ein-
mal diese falschen Ansichten der Welt fahren und betrachtet
die Wahrheit in den Geheimnißen Gottes.

Wer war denn Maria? Eine Tochter aus dem
Hause Davids; bis zu ihrem 14. Jahre im Tempel auf-
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[47/0059] diesen Sachen und Träumereien gar oft eine verhängnis- volle Rolle spielt – auf die Armuth. Wie nämlich Ver- mögen leicht zur Ehe führt, so scheint die Armuth ein Hinderniß zu sein. Ist das wirklich wahr? Was lehrt uns die heilige Familie? Der hl. Joseph war aus dem königlichen Geschlechte Davids und verdiente doch als Zimmermann mit rauher Handarbeit mühsam sein tägliches Brod. Und Maria? Auch sie ward aus dem Geschlechte Davids, aber ebenso arm wie Joseph. Woher wissen wir das? In Bethlehem finden sie kein Obdach. Bei der Darstellung Jesu opfern sie wie die Armen ein Paar Turteltauben. Aber wozu diese Armuth nach dem Rathschluße Gottes? Allerdings auch zur Verherr- lichung der Armuth, welche kein Gegenstand der Verach- tung, sondern der Ehrfurcht sein soll, dann aber auch, zum Troste und Belehrung der armen Jugend. Denn, wenn ihr auch arm seid, könnet ihr dennoch von Gott für die Ehe berufen und bestimmt sein; bleibet nur arm in Ehren, in Unschuld, und Gott führt euch zum Ziele. Aber ent- ehret die Armuth niemals durch die Sünde, sonst wird die Schande und vielleicht dazu noch eine unglückliche Ehe euer Unglück vollenden. Bleibet also wie Maria und Joseph arm in aller Unschuld, und Gott führt euch zur Ehe, wenn ihr dazu wirklich berufen seid. Aber, denket ihr vielleicht, wenn wir so still in Un- schuld und Gottseligkeit leben, wie ist da eine Bekannt- schaft möglich oder gar eine Heirath? Die Sünde und eine unglückliche Ehe ist allerdings nicht leicht möglich; aber warum nicht eine glückliche Vermählung? Lasset ein- mal diese falschen Ansichten der Welt fahren und betrachtet die Wahrheit in den Geheimnißen Gottes. Wer war denn Maria? Eine Tochter aus dem Hause Davids; bis zu ihrem 14. Jahre im Tempel auf- erzogen, war sie so rein, so heilig, daß sie nicht bloß an

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/59>, abgerufen am 25.11.2024.