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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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welch' ein Geist herrsche in Schulen und Anstalten, welche
sie ihrer Ausbildung wegen zu besuchen haben, - wenn
ihr diesem nachfragtet, wäre das zu viel oder nur das
Allernothwendigste verlangt? Oder denket ihr etwa, dies alles
verursache zu viel Mühe und Arbeit? Aber, saget einmal,
wer aus euch machte schon unter Thränen und Angst eine
mühsame Tagreise wie Maria und Joseph? Wer aus
euch brachte jemals eine Nacht zu wie Maria und Joseph
als sie an jenem Abende das göttliche Kind nicht mehr
hatten? Wer weinte und betete jemals nur eine halbe
Stunde für seine Kinder, welche in später Nacht
noch nicht heimgekommen waren? Wer ging nur einige
hundert Schritte vom Hause weg, um wenigstens zu sehen,
woher sie etwa kommen und in welcher Gesellschaft? Ach
Gott, wie wirds so vielen Eltern sammt ihren Kindern
in der Ewigkeit ergehen? Sie wollen dem Beispiele von
Maria und Joseph nicht folgen und werden daher keinen
Antheil haben an Gottes Herrlichkeit.

Die Eltern haben also die schwerste Verpflichtung,
über ihre Kinder zu wachen, wenn auch allerlei Mißhellig-
keiten damit verbunden sind. Diese Sorge kann viel
Böses verhindern, aber nicht alles, wenn nicht auch die
Jugend das Ihrige thut. Was nun diese zu thun habe,
wird uns klar aus der Antwort des göttlichen Knaben
Jesus.

Betrachtet also die Antwort des göttlichen Knaben:
"Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines
Vaters ist?"
Das sind Worte nicht des Tadels, sondern
der Belehrung und des Trostes. Was will denn der
Heiland damit sagen? In euerer Liebe suchet ihr mich
mit Schmerzen; aber ihr hättet nicht so betrübt sein
sollen; denn ihr wisset doch, wie ich euch gehorsam bin,
wie ich aber in Allem den Willen meines himmlischen
Vaters und all jene Thaten ausführen soll, welche er mir

welch' ein Geist herrsche in Schulen und Anstalten, welche
sie ihrer Ausbildung wegen zu besuchen haben, – wenn
ihr diesem nachfragtet, wäre das zu viel oder nur das
Allernothwendigste verlangt? Oder denket ihr etwa, dies alles
verursache zu viel Mühe und Arbeit? Aber, saget einmal,
wer aus euch machte schon unter Thränen und Angst eine
mühsame Tagreise wie Maria und Joseph? Wer aus
euch brachte jemals eine Nacht zu wie Maria und Joseph
als sie an jenem Abende das göttliche Kind nicht mehr
hatten? Wer weinte und betete jemals nur eine halbe
Stunde für seine Kinder, welche in später Nacht
noch nicht heimgekommen waren? Wer ging nur einige
hundert Schritte vom Hause weg, um wenigstens zu sehen,
woher sie etwa kommen und in welcher Gesellschaft? Ach
Gott, wie wirds so vielen Eltern sammt ihren Kindern
in der Ewigkeit ergehen? Sie wollen dem Beispiele von
Maria und Joseph nicht folgen und werden daher keinen
Antheil haben an Gottes Herrlichkeit.

Die Eltern haben also die schwerste Verpflichtung,
über ihre Kinder zu wachen, wenn auch allerlei Mißhellig-
keiten damit verbunden sind. Diese Sorge kann viel
Böses verhindern, aber nicht alles, wenn nicht auch die
Jugend das Ihrige thut. Was nun diese zu thun habe,
wird uns klar aus der Antwort des göttlichen Knaben
Jesus.

Betrachtet also die Antwort des göttlichen Knaben:
„Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines
Vaters ist?“
Das sind Worte nicht des Tadels, sondern
der Belehrung und des Trostes. Was will denn der
Heiland damit sagen? In euerer Liebe suchet ihr mich
mit Schmerzen; aber ihr hättet nicht so betrübt sein
sollen; denn ihr wisset doch, wie ich euch gehorsam bin,
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[61/0073] welch' ein Geist herrsche in Schulen und Anstalten, welche sie ihrer Ausbildung wegen zu besuchen haben, – wenn ihr diesem nachfragtet, wäre das zu viel oder nur das Allernothwendigste verlangt? Oder denket ihr etwa, dies alles verursache zu viel Mühe und Arbeit? Aber, saget einmal, wer aus euch machte schon unter Thränen und Angst eine mühsame Tagreise wie Maria und Joseph? Wer aus euch brachte jemals eine Nacht zu wie Maria und Joseph als sie an jenem Abende das göttliche Kind nicht mehr hatten? Wer weinte und betete jemals nur eine halbe Stunde für seine Kinder, welche in später Nacht noch nicht heimgekommen waren? Wer ging nur einige hundert Schritte vom Hause weg, um wenigstens zu sehen, woher sie etwa kommen und in welcher Gesellschaft? Ach Gott, wie wirds so vielen Eltern sammt ihren Kindern in der Ewigkeit ergehen? Sie wollen dem Beispiele von Maria und Joseph nicht folgen und werden daher keinen Antheil haben an Gottes Herrlichkeit. Die Eltern haben also die schwerste Verpflichtung, über ihre Kinder zu wachen, wenn auch allerlei Mißhellig- keiten damit verbunden sind. Diese Sorge kann viel Böses verhindern, aber nicht alles, wenn nicht auch die Jugend das Ihrige thut. Was nun diese zu thun habe, wird uns klar aus der Antwort des göttlichen Knaben Jesus. Betrachtet also die Antwort des göttlichen Knaben: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?“ Das sind Worte nicht des Tadels, sondern der Belehrung und des Trostes. Was will denn der Heiland damit sagen? In euerer Liebe suchet ihr mich mit Schmerzen; aber ihr hättet nicht so betrübt sein sollen; denn ihr wisset doch, wie ich euch gehorsam bin, wie ich aber in Allem den Willen meines himmlischen Vaters und all jene Thaten ausführen soll, welche er mir

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/73>, abgerufen am 26.11.2024.