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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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nur einer Verliebten; "Dein Bursche ist ein Trinker, ein
Spieler, ein Geizhals, ein Raufbold, ein Unzüchtiger, ein
Religionsspötter,"
- was wird sie euch antworten? "Alle
haben gute und böse Leüte, und wenn auch etwas daran
ist, wird er schon besser werden, sobald wir einmal ver-
heirathet sind."
Ich will damit nicht behaupten, daß eine
vernünftige Bekanntschaft nicht etwas beitragen könne, sich
gegenseitig besser kennen zu lernen, aber dies wird immer
Nebensache bleiben.

Denn auch das ist nicht zu vergessen. Solche Leute
verbergen sich gegenseitig ihre schwache Seite und lassen
nur die schöne hervortreten.

Es geht ungefähr wie mit einer Fabrikarbeiterin;
diese glänzt am Sonntage in ihrer Eitelkeit wie ein reiches
Fräulein; aber in welchem Gewande erscheint sie am Mon-
tag in der Fabrik? - Geht es nicht auch so, wenn auf
die Sonntage der Bekanntschaft, wo man sich gegenseitig
täuscht, die Werktage der Ehe folgen, wo man sich gibt,
wie man wirklich ist.

Was ist denn ihr eigentlicher Zweck? Die Vorbe-
reitung für den würdigen Empfang des hl. Sakramentes
der Ehe, um die göttliche Gnade reichlich zu empfangen.
Denn so gnadenreich wird im allgemeinen das hl. Sakra-
ment als die Bekanntschaft unschuldig und mackellos war.
Oder glaubet ihr etwa nach einer vieljährigen Bekannt-
schaft, wo Greuel auf Greuel sich häuften, wo man die
hl. Sakramente ohne aufrichtiges Bekenntniß oder ohne
ernstlichen Vorsatz der Besserung unwürdig empfängt, werde
man auf einmal vor der Hochzeit aufrichtig beichten, oder
seine Sünden von Herzen verabscheuen?

So wird auch das hl. Sakrament der Ehe nur zu
oft entweiht. Wenn dann in so vielen Ehen der eigent-
liche Fluch zu herrschen scheint, und Glück und Segen fehlt,
ist das noch auffallend oder ganz natürlich? Denn, sprach

nur einer Verliebten; „Dein Bursche ist ein Trinker, ein
Spieler, ein Geizhals, ein Raufbold, ein Unzüchtiger, ein
Religionsspötter,“
– was wird sie euch antworten? „Alle
haben gute und böse Leüte, und wenn auch etwas daran
ist, wird er schon besser werden, sobald wir einmal ver-
heirathet sind.“
Ich will damit nicht behaupten, daß eine
vernünftige Bekanntschaft nicht etwas beitragen könne, sich
gegenseitig besser kennen zu lernen, aber dies wird immer
Nebensache bleiben.

Denn auch das ist nicht zu vergessen. Solche Leute
verbergen sich gegenseitig ihre schwache Seite und lassen
nur die schöne hervortreten.

Es geht ungefähr wie mit einer Fabrikarbeiterin;
diese glänzt am Sonntage in ihrer Eitelkeit wie ein reiches
Fräulein; aber in welchem Gewande erscheint sie am Mon-
tag in der Fabrik? – Geht es nicht auch so, wenn auf
die Sonntage der Bekanntschaft, wo man sich gegenseitig
täuscht, die Werktage der Ehe folgen, wo man sich gibt,
wie man wirklich ist.

Was ist denn ihr eigentlicher Zweck? Die Vorbe-
reitung für den würdigen Empfang des hl. Sakramentes
der Ehe, um die göttliche Gnade reichlich zu empfangen.
Denn so gnadenreich wird im allgemeinen das hl. Sakra-
ment als die Bekanntschaft unschuldig und mackellos war.
Oder glaubet ihr etwa nach einer vieljährigen Bekannt-
schaft, wo Greuel auf Greuel sich häuften, wo man die
hl. Sakramente ohne aufrichtiges Bekenntniß oder ohne
ernstlichen Vorsatz der Besserung unwürdig empfängt, werde
man auf einmal vor der Hochzeit aufrichtig beichten, oder
seine Sünden von Herzen verabscheuen?

So wird auch das hl. Sakrament der Ehe nur zu
oft entweiht. Wenn dann in so vielen Ehen der eigent-
liche Fluch zu herrschen scheint, und Glück und Segen fehlt,
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[71/0083] nur einer Verliebten; „Dein Bursche ist ein Trinker, ein Spieler, ein Geizhals, ein Raufbold, ein Unzüchtiger, ein Religionsspötter,“ – was wird sie euch antworten? „Alle haben gute und böse Leüte, und wenn auch etwas daran ist, wird er schon besser werden, sobald wir einmal ver- heirathet sind.“ Ich will damit nicht behaupten, daß eine vernünftige Bekanntschaft nicht etwas beitragen könne, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, aber dies wird immer Nebensache bleiben. Denn auch das ist nicht zu vergessen. Solche Leute verbergen sich gegenseitig ihre schwache Seite und lassen nur die schöne hervortreten. Es geht ungefähr wie mit einer Fabrikarbeiterin; diese glänzt am Sonntage in ihrer Eitelkeit wie ein reiches Fräulein; aber in welchem Gewande erscheint sie am Mon- tag in der Fabrik? – Geht es nicht auch so, wenn auf die Sonntage der Bekanntschaft, wo man sich gegenseitig täuscht, die Werktage der Ehe folgen, wo man sich gibt, wie man wirklich ist. Was ist denn ihr eigentlicher Zweck? Die Vorbe- reitung für den würdigen Empfang des hl. Sakramentes der Ehe, um die göttliche Gnade reichlich zu empfangen. Denn so gnadenreich wird im allgemeinen das hl. Sakra- ment als die Bekanntschaft unschuldig und mackellos war. Oder glaubet ihr etwa nach einer vieljährigen Bekannt- schaft, wo Greuel auf Greuel sich häuften, wo man die hl. Sakramente ohne aufrichtiges Bekenntniß oder ohne ernstlichen Vorsatz der Besserung unwürdig empfängt, werde man auf einmal vor der Hochzeit aufrichtig beichten, oder seine Sünden von Herzen verabscheuen? So wird auch das hl. Sakrament der Ehe nur zu oft entweiht. Wenn dann in so vielen Ehen der eigent- liche Fluch zu herrschen scheint, und Glück und Segen fehlt, ist das noch auffallend oder ganz natürlich? Denn, sprach

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/83>, abgerufen am 27.11.2024.