Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 4. Quellen.
§. 150.

Die Institutionen wurden früher fertig,
als die Pandecten oder Digesten, aber auch
diese konnten schon 3 Jahre nachdem sie an-
gefangen worden waren, zugleich mit jenen
confirmirt werden. Um die Wissenschaft
recht zu fixiren, oder um zu machen, daß
sie keine Wissenschaft mehr sey, verbot Ju-
stinian alle Commentare, damit nicht wieder
das Gesetz unter den Schriften der Gelehr-
ten begraben werde. Er sorgte für die Un-
veränderlichkeit seines Werks durch Befehle
an alle Abschreiber; indessen erfuhr er doch
selbst, daß es mit der ewigen Dauer aller
menschlichen Anstalten nicht so leicht gehe,
als mit ihrer Veränderung. Der codex Ju-
stinianeus
war noch 529 so vortrefflich ge-
wesen; schon 534 gestand Justinian, daß
erst die zweyte Ausgabe, (Codex repetitae
praelectionis)
welche Tribonian, der nun
auch Ex-Consul heißt, Dorotheus, der zu
seinerProfessur auch den Character und Rang
als Quästor erhalten hatte, und drey Ad-
vocaten, besorgten, ganz vollständig und
fehlerlos sey, und daß, wer die erste Ausga-
be anführe, auch als falsarius bestraft werden
müsse, weil in derselben viele Constitutioneu
fehlten, manche, die er jetzt selbst für über-
flüssig halte, stünden, und weil überhaupt

sie
M
Periode 4. Quellen.
§. 150.

Die Inſtitutionen wurden fruͤher fertig,
als die Pandecten oder Digeſten, aber auch
dieſe konnten ſchon 3 Jahre nachdem ſie an-
gefangen worden waren, zugleich mit jenen
confirmirt werden. Um die Wiſſenſchaft
recht zu fixiren, oder um zu machen, daß
ſie keine Wiſſenſchaft mehr ſey, verbot Ju-
ſtinian alle Commentare, damit nicht wieder
das Geſetz unter den Schriften der Gelehr-
ten begraben werde. Er ſorgte fuͤr die Un-
veraͤnderlichkeit ſeines Werks durch Befehle
an alle Abſchreiber; indeſſen erfuhr er doch
ſelbſt, daß es mit der ewigen Dauer aller
menſchlichen Anſtalten nicht ſo leicht gehe,
als mit ihrer Veraͤnderung. Der codex Ju-
ſtinianeus
war noch 529 ſo vortrefflich ge-
weſen; ſchon 534 geſtand Juſtinian, daß
erſt die zweyte Ausgabe, (Codex repetitae
praelectionis)
welche Tribonian, der nun
auch Ex-Conſul heißt, Dorotheus, der zu
ſeinerProfeſſur auch den Character und Rang
als Quaͤſtor erhalten hatte, und drey Ad-
vocaten, beſorgten, ganz vollſtaͤndig und
fehlerlos ſey, und daß, wer die erſte Ausga-
be anfuͤhre, auch als falſarius beſtraft werden
muͤſſe, weil in derſelben viele Conſtitutioneu
fehlten, manche, die er jetzt ſelbſt fuͤr uͤber-
fluͤſſig halte, ſtuͤnden, und weil uͤberhaupt

ſie
M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0189" n="177"/>
            <fw place="top" type="header">Periode 4. Quellen.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 150.</head><lb/>
              <p>Die In&#x017F;titutionen wurden fru&#x0364;her fertig,<lb/>
als die Pandecten oder Dige&#x017F;ten, aber auch<lb/>
die&#x017F;e konnten &#x017F;chon 3 Jahre nachdem &#x017F;ie an-<lb/>
gefangen worden waren, zugleich mit jenen<lb/>
confirmirt werden. Um die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
recht zu fixiren, oder um zu machen, daß<lb/>
&#x017F;ie keine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft mehr &#x017F;ey, verbot Ju-<lb/>
&#x017F;tinian alle Commentare, damit nicht wieder<lb/>
das Ge&#x017F;etz unter den Schriften der Gelehr-<lb/>
ten begraben werde. Er &#x017F;orgte fu&#x0364;r die Un-<lb/>
vera&#x0364;nderlichkeit &#x017F;eines Werks durch Befehle<lb/>
an alle Ab&#x017F;chreiber; inde&#x017F;&#x017F;en erfuhr er doch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, daß es mit der ewigen Dauer aller<lb/>
men&#x017F;chlichen An&#x017F;talten nicht &#x017F;o leicht gehe,<lb/>
als mit ihrer Vera&#x0364;nderung. Der <hi rendition="#aq">codex Ju-<lb/>
&#x017F;tinianeus</hi> war noch 529 &#x017F;o vortrefflich ge-<lb/>
we&#x017F;en; &#x017F;chon 534 ge&#x017F;tand Ju&#x017F;tinian, daß<lb/>
er&#x017F;t die zweyte Ausgabe, <hi rendition="#aq">(Codex repetitae<lb/>
praelectionis)</hi> welche <hi rendition="#fr">Tribonian,</hi> der nun<lb/>
auch Ex-Con&#x017F;ul heißt, <hi rendition="#fr">Dorotheus,</hi> der zu<lb/>
&#x017F;einerProfe&#x017F;&#x017F;ur auch den Character und Rang<lb/>
als Qua&#x0364;&#x017F;tor erhalten hatte, und drey Ad-<lb/>
vocaten, be&#x017F;orgten, ganz voll&#x017F;ta&#x0364;ndig und<lb/>
fehlerlos &#x017F;ey, und daß, wer die er&#x017F;te Ausga-<lb/>
be anfu&#x0364;hre, auch als <hi rendition="#aq">fal&#x017F;arius</hi> be&#x017F;traft werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, weil in der&#x017F;elben viele Con&#x017F;titutioneu<lb/>
fehlten, manche, die er jetzt &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig halte, &#x017F;tu&#x0364;nden, und weil u&#x0364;berhaupt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0189] Periode 4. Quellen. §. 150. Die Inſtitutionen wurden fruͤher fertig, als die Pandecten oder Digeſten, aber auch dieſe konnten ſchon 3 Jahre nachdem ſie an- gefangen worden waren, zugleich mit jenen confirmirt werden. Um die Wiſſenſchaft recht zu fixiren, oder um zu machen, daß ſie keine Wiſſenſchaft mehr ſey, verbot Ju- ſtinian alle Commentare, damit nicht wieder das Geſetz unter den Schriften der Gelehr- ten begraben werde. Er ſorgte fuͤr die Un- veraͤnderlichkeit ſeines Werks durch Befehle an alle Abſchreiber; indeſſen erfuhr er doch ſelbſt, daß es mit der ewigen Dauer aller menſchlichen Anſtalten nicht ſo leicht gehe, als mit ihrer Veraͤnderung. Der codex Ju- ſtinianeus war noch 529 ſo vortrefflich ge- weſen; ſchon 534 geſtand Juſtinian, daß erſt die zweyte Ausgabe, (Codex repetitae praelectionis) welche Tribonian, der nun auch Ex-Conſul heißt, Dorotheus, der zu ſeinerProfeſſur auch den Character und Rang als Quaͤſtor erhalten hatte, und drey Ad- vocaten, beſorgten, ganz vollſtaͤndig und fehlerlos ſey, und daß, wer die erſte Ausga- be anfuͤhre, auch als falſarius beſtraft werden muͤſſe, weil in derſelben viele Conſtitutioneu fehlten, manche, die er jetzt ſelbſt fuͤr uͤber- fluͤſſig halte, ſtuͤnden, und weil uͤberhaupt ſie M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/189
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/189>, abgerufen am 24.11.2024.