Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.den Pik von Tenerifa nur ein Hügel ist, hat der Krater einen Die äußeren Ränder der Caldera sind beinahe senkrecht; 1 Die großen Vulkane Cotopaxi und Rucupichincha haben nach
meinen Messungen Krater mit Diametern von mehr als 975 und 1365 m. den Pik von Tenerifa nur ein Hügel iſt, hat der Krater einen Die äußeren Ränder der Caldera ſind beinahe ſenkrecht; 1 Die großen Vulkane Cotopaxi und Rucupichincha haben nach
meinen Meſſungen Krater mit Diametern von mehr als 975 und 1365 m. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" n="88"/> den Pik von Tenerifa nur ein Hügel iſt, hat der Krater einen<lb/> fünfmal größeren Durchmeſſer. Bedenkt man, daß ſehr hohe<lb/> Vulkane aus ihrem Gipfel weniger Stoffe auswerfen als aus<lb/> Seitenſpalten, ſo könnte man verſucht ſein anzunehmen, daß,<lb/> je niedriger die Vulkane ſind, ihre Krater, bei gleicher Kraft<lb/> und Thätigkeit, deſto größer ſein müßten. Allerdings gibt<lb/> es ungeheure Vulkane in den Anden, die nur ſehr kleine Oeff-<lb/> nungen haben, und man könnte es als ein geologiſches Geſetz<lb/> hinſtellen, daß die koloſſalſten Berge auf ihren Gipfeln nur<lb/> Krater von geringem Umfang haben, wenn ſich nicht in den<lb/> Kordilleren mehrere Beiſpiele <note place="foot" n="1">Die großen Vulkane Cotopaxi und Rucupichincha haben nach<lb/> meinen Meſſungen Krater mit Diametern von mehr als 975 und<lb/> 1365 <hi rendition="#aq">m.</hi></note> des gegenteiligen Verhaltens<lb/> fänden. Ich werde im Verfolg Gelegenheit finden, zahlreiche<lb/> Thatſachen anzuführen, welche einſt auf das, was man den<lb/> äußeren Bau der Vulkane nennen kann, einiges Licht werfen<lb/> könnten. Dieſer Bau iſt ſo mannigfaltig als die vulkaniſchen<lb/> Erſcheinungen ſelbſt, und will man ſich zu geologiſchen Vor-<lb/> ſtellungen erheben, die der Größe der Natur würdig ſind, ſo<lb/> muß man die Meinung aufgeben, als ob alle Vulkane nach<lb/> dem Muſter des Veſuv, des Stromboli und des Aetna gebaut<lb/> wären.</p><lb/> <p>Die äußeren Ränder der <hi rendition="#g">Caldera</hi> ſind beinahe ſenkrecht;<lb/> ſie ſtellen ſich ungefähr dar wie die Somma, vom Atrio dei<lb/> Cavalli aus geſehen. Wir ſtiegen auf den Boden des Kraters<lb/> auf einem Streif zerbrochener Laven, der zu der Lücke in der<lb/> Umfangsmauer hinaufläuft. Hitze war nur über einigen<lb/> Spalten zu ſpüren, aus denen Waſſerdampf mit einem eigen-<lb/> tümlichen Sumſen ſtrömte. Einige dieſer Luftlöcher oder<lb/> Spalten befinden ſich außerhalb des Kraterumfanges, am<lb/> äußeren Rand der Brüſtung, welche den Krater umgibt. Ein<lb/> in dieſelben gebrachter Thermometer ſtieg raſch auf 68 und 75°.<lb/> Er zeigte ohne Zweifel eine noch höhere Temperatur an, aber<lb/> wir konnten das Inſtrument erſt anſehen, nachdem wir es<lb/> herausgezogen, wollten wir uns nicht die Hände verbrennen.<lb/> Cordier hat mehrere Spalten gefunden, in denen die Hitze<lb/> der des ſiedenden Waſſers gleich war. Man könnte glauben,<lb/> dieſe Dämpfe, die ſtoßweiſe hervorkommen, enthalten Salz-<lb/> ſäure oder Schwefelſäure; läßt man ſie aber an einem kalten<lb/> Körper ſich verdichten, zeigen ſie keinen beſonderen Geſchmack,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0104]
den Pik von Tenerifa nur ein Hügel iſt, hat der Krater einen
fünfmal größeren Durchmeſſer. Bedenkt man, daß ſehr hohe
Vulkane aus ihrem Gipfel weniger Stoffe auswerfen als aus
Seitenſpalten, ſo könnte man verſucht ſein anzunehmen, daß,
je niedriger die Vulkane ſind, ihre Krater, bei gleicher Kraft
und Thätigkeit, deſto größer ſein müßten. Allerdings gibt
es ungeheure Vulkane in den Anden, die nur ſehr kleine Oeff-
nungen haben, und man könnte es als ein geologiſches Geſetz
hinſtellen, daß die koloſſalſten Berge auf ihren Gipfeln nur
Krater von geringem Umfang haben, wenn ſich nicht in den
Kordilleren mehrere Beiſpiele 1 des gegenteiligen Verhaltens
fänden. Ich werde im Verfolg Gelegenheit finden, zahlreiche
Thatſachen anzuführen, welche einſt auf das, was man den
äußeren Bau der Vulkane nennen kann, einiges Licht werfen
könnten. Dieſer Bau iſt ſo mannigfaltig als die vulkaniſchen
Erſcheinungen ſelbſt, und will man ſich zu geologiſchen Vor-
ſtellungen erheben, die der Größe der Natur würdig ſind, ſo
muß man die Meinung aufgeben, als ob alle Vulkane nach
dem Muſter des Veſuv, des Stromboli und des Aetna gebaut
wären.
Die äußeren Ränder der Caldera ſind beinahe ſenkrecht;
ſie ſtellen ſich ungefähr dar wie die Somma, vom Atrio dei
Cavalli aus geſehen. Wir ſtiegen auf den Boden des Kraters
auf einem Streif zerbrochener Laven, der zu der Lücke in der
Umfangsmauer hinaufläuft. Hitze war nur über einigen
Spalten zu ſpüren, aus denen Waſſerdampf mit einem eigen-
tümlichen Sumſen ſtrömte. Einige dieſer Luftlöcher oder
Spalten befinden ſich außerhalb des Kraterumfanges, am
äußeren Rand der Brüſtung, welche den Krater umgibt. Ein
in dieſelben gebrachter Thermometer ſtieg raſch auf 68 und 75°.
Er zeigte ohne Zweifel eine noch höhere Temperatur an, aber
wir konnten das Inſtrument erſt anſehen, nachdem wir es
herausgezogen, wollten wir uns nicht die Hände verbrennen.
Cordier hat mehrere Spalten gefunden, in denen die Hitze
der des ſiedenden Waſſers gleich war. Man könnte glauben,
dieſe Dämpfe, die ſtoßweiſe hervorkommen, enthalten Salz-
ſäure oder Schwefelſäure; läßt man ſie aber an einem kalten
Körper ſich verdichten, zeigen ſie keinen beſonderen Geſchmack,
1 Die großen Vulkane Cotopaxi und Rucupichincha haben nach
meinen Meſſungen Krater mit Diametern von mehr als 975 und
1365 m.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |