Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.und jeder Deutsche, der dasselbe kennt und zu schätzen weiß, In den Jahren 1815 bis 1829 erschien, ohne Humboldts Als der Herausgeber die Ehre hatte, mit A. v. Hum- "Neben Ihren großen Arbeiten über alle Zweige der und jeder Deutſche, der dasſelbe kennt und zu ſchätzen weiß, In den Jahren 1815 bis 1829 erſchien, ohne Humboldts Als der Herausgeber die Ehre hatte, mit A. v. Hum- „Neben Ihren großen Arbeiten über alle Zweige der <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="VIII"/> und jeder Deutſche, der dasſelbe kennt und zu ſchätzen weiß,<lb/> muß ſich wundern, daß es nicht längſt in einer ſeiner würdigen<lb/> Weiſe der deutſchen Litteratur einverleibt worden iſt, der es<lb/> trotz ſeines fremden Gewandes ſeinem innerſten Grunde nach<lb/> angehört. Dieſer auffallende Umſtand erklärt ſich aber aus<lb/> dem widrigen Schickſal, welches das Buch erfahren.</p><lb/> <p>In den Jahren 1815 bis 1829 erſchien, ohne Humboldts<lb/> Dazuthun, eine vollſtändige deutſche Ueberſetzung jener drei<lb/> Bände der <hi rendition="#aq">Relation historique</hi> in ſechs Bänden. Dieſelbe<lb/> iſt aber in ſprachlicher und materieller Beziehung in einem<lb/> Grade mangelhaft, wie er ſelbſt in dem um die Form leider<lb/> allzuwenig bekümmerten Deutſchland ſelten vorkommt, und<lb/> ſomit völlig unbrauchbar. Humboldt fühlte ſich dadurch in<lb/> hohem Grade abgeſtoßen; er mochte, wie er ſelbſt ſchreibt,<lb/> dieſes Buch niemals auch nur in die Hand nehmen, und es<lb/> konnte nicht dazu beitragen, ihn mit der deutſchen Geſtalt<lb/> ſeines ſchönen Werkes auszuſöhnen, daß ſeitdem verſchiedene<lb/> deutſche Auszüge und Bearbeitungen der Reiſebeſchreibung er-<lb/> ſchienen ſind, die bequemerweiſe nur jene Ueberſetzung zu<lb/> Grunde legten, und aus ihr zahlloſe Sprachſünden, Mißver-<lb/> ſtändniſſe und Irrtümer herübernahmen. So ſehen wir denn<lb/> hier aus einem nichtswürdigen Buche, das die Form des<lb/> Originals häßlich verunſtaltet, aber wenigſtens äußerlich voll-<lb/> ſtändig iſt, andere Bücher abgeleitet, welche dem Werke den<lb/> Hauptwert und den vornehmſten Reiz rauben, indem ſie die<lb/> Form ganz zerſtören, und eben damit auch die wahrhaft künſt-<lb/> leriſche Anordnung desſelben kaum noch in Spuren erkennen<lb/> laſſen. Humboldts Reiſebeſchreibung und ein poetiſches Werk,<lb/> nicht zu übertragen, ſondern auszuziehen und umzuarbeiten, iſt<lb/> ungefähr gleich verſtändig. Das Buch iſt ein der höheren<lb/> Litteratur angehörendes Werk, ein eigentliches Kunſtwerk.</p><lb/> <p>Als der Herausgeber die Ehre hatte, mit A. v. Hum-<lb/> boldt über die Art der deutſchen Bearbeitung des Werkes zu<lb/> verhandeln, äußerte jener in einem Schreiben an dieſen unter<lb/> anderem folgendes:</p><lb/> <p>„Neben Ihren großen Arbeiten über alle Zweige der<lb/> Naturwiſſenſchaft wird Ihre Reiſebeſchreibung für jeden Ge-<lb/> ſchichtſchreiber eines dieſer Zweige eine wichtige Quelle bleiben,<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [VIII/0012]
und jeder Deutſche, der dasſelbe kennt und zu ſchätzen weiß,
muß ſich wundern, daß es nicht längſt in einer ſeiner würdigen
Weiſe der deutſchen Litteratur einverleibt worden iſt, der es
trotz ſeines fremden Gewandes ſeinem innerſten Grunde nach
angehört. Dieſer auffallende Umſtand erklärt ſich aber aus
dem widrigen Schickſal, welches das Buch erfahren.
In den Jahren 1815 bis 1829 erſchien, ohne Humboldts
Dazuthun, eine vollſtändige deutſche Ueberſetzung jener drei
Bände der Relation historique in ſechs Bänden. Dieſelbe
iſt aber in ſprachlicher und materieller Beziehung in einem
Grade mangelhaft, wie er ſelbſt in dem um die Form leider
allzuwenig bekümmerten Deutſchland ſelten vorkommt, und
ſomit völlig unbrauchbar. Humboldt fühlte ſich dadurch in
hohem Grade abgeſtoßen; er mochte, wie er ſelbſt ſchreibt,
dieſes Buch niemals auch nur in die Hand nehmen, und es
konnte nicht dazu beitragen, ihn mit der deutſchen Geſtalt
ſeines ſchönen Werkes auszuſöhnen, daß ſeitdem verſchiedene
deutſche Auszüge und Bearbeitungen der Reiſebeſchreibung er-
ſchienen ſind, die bequemerweiſe nur jene Ueberſetzung zu
Grunde legten, und aus ihr zahlloſe Sprachſünden, Mißver-
ſtändniſſe und Irrtümer herübernahmen. So ſehen wir denn
hier aus einem nichtswürdigen Buche, das die Form des
Originals häßlich verunſtaltet, aber wenigſtens äußerlich voll-
ſtändig iſt, andere Bücher abgeleitet, welche dem Werke den
Hauptwert und den vornehmſten Reiz rauben, indem ſie die
Form ganz zerſtören, und eben damit auch die wahrhaft künſt-
leriſche Anordnung desſelben kaum noch in Spuren erkennen
laſſen. Humboldts Reiſebeſchreibung und ein poetiſches Werk,
nicht zu übertragen, ſondern auszuziehen und umzuarbeiten, iſt
ungefähr gleich verſtändig. Das Buch iſt ein der höheren
Litteratur angehörendes Werk, ein eigentliches Kunſtwerk.
Als der Herausgeber die Ehre hatte, mit A. v. Hum-
boldt über die Art der deutſchen Bearbeitung des Werkes zu
verhandeln, äußerte jener in einem Schreiben an dieſen unter
anderem folgendes:
„Neben Ihren großen Arbeiten über alle Zweige der
Naturwiſſenſchaft wird Ihre Reiſebeſchreibung für jeden Ge-
ſchichtſchreiber eines dieſer Zweige eine wichtige Quelle bleiben,
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