Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.haben. Dieses merkwürdige Phänomen erinnert an die Sagen Zwischen Astorga und Corunda, besonders von Lugo an, haben. Dieſes merkwürdige Phänomen erinnert an die Sagen Zwiſchen Aſtorga und Coruña, beſonders von Lugo an, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="13"/> haben. Dieſes merkwürdige Phänomen erinnert an die Sagen<lb/> der Samothraker und andere geſchichtliche Zeugniſſe, welche<lb/> darauf hinzuweiſen ſcheinen, daß durch den Ausbruch der<lb/> Waſſer aus den Dardanellen das Becken des Mittelmeeres<lb/> erweitert und der ſüdliche Teil Europas zerriſſen und vom<lb/> Mittelmeer verſchlungen worden iſt. Nimmt man an, dieſe<lb/> Sagen ſeien keine geologiſchen Träume, ſondern beruhen wirk-<lb/> lich auf der Erinnerung an eine uralte Umwälzung, ſo hätte<lb/> die ſpaniſche Centralhochebene dem Anprall der gewaltigen<lb/> Fluten widerſtanden, bis die Waſſer durch die zwiſchen den<lb/> Säulen des Herkules ſich bildende Meerenge abfloſſen, ſo daß<lb/> der Spiegel des Mittelmeeres allmählich ſank und einerſeits<lb/> Niederägypten, andererſeits die fruchtbaren Ebenen von Tarra-<lb/> gona, Valencia und Murcia trocken gelegt wurden. Was mit<lb/> der Bildung dieſes Meeres zuſammenhängt, deſſen Daſein von<lb/> ſo bedeutendem Einfluß auf die früheſten Kulturbewegungen<lb/> der Menſchheit war, iſt von ganz beſonderem Intereſſe. Man<lb/> könnte denken, Spanien, das ſich als ein Vorgebirge inmitten<lb/> der Meere darſtellt, verdanke ſeine Erhaltung ſeinem hochge-<lb/> legenen Boden; ehe man aber auf ſolche theoretiſche Vor-<lb/> ſtellungen Gewicht legt, müßte man erſt die Bedenken beſeitigen,<lb/> die ſich gegen die Durchbrechung ſo vieler Dämme erheben,<lb/> müßte man wahrſcheinlich zu machen ſuchen, daß das Mittel-<lb/> meer einſt in mehrere abgeſchloſſene Becken geteilt geweſen,<lb/> deren alte Grenzen durch Sizilien und die Inſel Kandia an-<lb/> gedeutet ſcheinen. Die Löſung dieſe Probleme ſoll uns hier<lb/> nicht beſchäftigen, wir beſchränken uns darauf, auf den auf-<lb/> fallenden Kontraſt in der Geſtaltung des Landes am öſtlichen<lb/> und am weſtlichen Ende Europas aufmerkſam zu machen.<lb/> Zwiſchen dem Baltiſchen und dem Schwarzen Meer erhebt ſich<lb/> das Land gegenwärtig kaum 97,5 <hi rendition="#aq">m</hi> über den Spiegel des<lb/> Ozeans, während die Hochebene von Mancha, wenn ſie zwiſchen<lb/> den Quellen des Niemen und des Dnjepr läge, ſich als eine<lb/> Gebirgsgruppe von bedeutender Höhe darſtellen würde. Es<lb/> iſt höchſt anziehend, auf die Urſachen zurückzugehen, durch<lb/> welche die Oberfläche unſeres Planeten umgeſtaltet worden<lb/> ſein mag; ſicherer iſt es aber, ſich an diejenigen Seiten der<lb/> Erſcheinungen zu halten, welche der Beobachtung und Meſſung<lb/> des Forſchers zugänglich ſind.</p><lb/> <p>Zwiſchen Aſtorga und Coruña, beſonders von Lugo an,<lb/> werden die Berge allmählich höher. Die ſekundären Gebirgs-<lb/> bildungen verſchwinden mehr und mehr, und die Uebergangs-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0029]
haben. Dieſes merkwürdige Phänomen erinnert an die Sagen
der Samothraker und andere geſchichtliche Zeugniſſe, welche
darauf hinzuweiſen ſcheinen, daß durch den Ausbruch der
Waſſer aus den Dardanellen das Becken des Mittelmeeres
erweitert und der ſüdliche Teil Europas zerriſſen und vom
Mittelmeer verſchlungen worden iſt. Nimmt man an, dieſe
Sagen ſeien keine geologiſchen Träume, ſondern beruhen wirk-
lich auf der Erinnerung an eine uralte Umwälzung, ſo hätte
die ſpaniſche Centralhochebene dem Anprall der gewaltigen
Fluten widerſtanden, bis die Waſſer durch die zwiſchen den
Säulen des Herkules ſich bildende Meerenge abfloſſen, ſo daß
der Spiegel des Mittelmeeres allmählich ſank und einerſeits
Niederägypten, andererſeits die fruchtbaren Ebenen von Tarra-
gona, Valencia und Murcia trocken gelegt wurden. Was mit
der Bildung dieſes Meeres zuſammenhängt, deſſen Daſein von
ſo bedeutendem Einfluß auf die früheſten Kulturbewegungen
der Menſchheit war, iſt von ganz beſonderem Intereſſe. Man
könnte denken, Spanien, das ſich als ein Vorgebirge inmitten
der Meere darſtellt, verdanke ſeine Erhaltung ſeinem hochge-
legenen Boden; ehe man aber auf ſolche theoretiſche Vor-
ſtellungen Gewicht legt, müßte man erſt die Bedenken beſeitigen,
die ſich gegen die Durchbrechung ſo vieler Dämme erheben,
müßte man wahrſcheinlich zu machen ſuchen, daß das Mittel-
meer einſt in mehrere abgeſchloſſene Becken geteilt geweſen,
deren alte Grenzen durch Sizilien und die Inſel Kandia an-
gedeutet ſcheinen. Die Löſung dieſe Probleme ſoll uns hier
nicht beſchäftigen, wir beſchränken uns darauf, auf den auf-
fallenden Kontraſt in der Geſtaltung des Landes am öſtlichen
und am weſtlichen Ende Europas aufmerkſam zu machen.
Zwiſchen dem Baltiſchen und dem Schwarzen Meer erhebt ſich
das Land gegenwärtig kaum 97,5 m über den Spiegel des
Ozeans, während die Hochebene von Mancha, wenn ſie zwiſchen
den Quellen des Niemen und des Dnjepr läge, ſich als eine
Gebirgsgruppe von bedeutender Höhe darſtellen würde. Es
iſt höchſt anziehend, auf die Urſachen zurückzugehen, durch
welche die Oberfläche unſeres Planeten umgeſtaltet worden
ſein mag; ſicherer iſt es aber, ſich an diejenigen Seiten der
Erſcheinungen zu halten, welche der Beobachtung und Meſſung
des Forſchers zugänglich ſind.
Zwiſchen Aſtorga und Coruña, beſonders von Lugo an,
werden die Berge allmählich höher. Die ſekundären Gebirgs-
bildungen verſchwinden mehr und mehr, und die Uebergangs-
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