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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.

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Diese Tafel gibt nur das Durchschnittsverhältnis, das
heißt die Erscheinungen, wie sie sich im ganzen Jahre zeigen.
Besondere Lokalitäten können Ausnahmen herbeiführen. So
schneit es zuweilen, wenn auch sehr selten, in Neapel, Lissa-
bon, sogar in Malaga, also noch unter dem 37. Grad der
Breite, und wie schon bemerkt, hat man Schnee in der Stadt
Mexiko fallen sehen, die 2286 m über dem Meere liegt. Dies
war seit mehreren Jahrhunderten nicht vorgekommen, und das
Ereignis trat gerade am Tage ein, da die Jesuiten vertrieben
wurden, und wurde daher vom Volke natürlich dieser Gewalt-
maßregel zugeschrieben. Noch ein auffallenderes Beispiel bietet
das Klima von Valladolid, der Hauptstadt der Provinz
Michoacan. Nach meinen Messungen liegt diese Stadt unter
19° 42' der Breite nur 1950 m hoch; dennoch waren daselbst
wenige Jahre vor unserer Ankunft in Neuspanien die Straßen
mehrere Stunden lang mit Schnee bedeckt.

Auch auf Tenerifa hat man an einem Orte über Esperanza
de la Laguna, dicht bei der Stadt dieses Namens, in deren
Gärten Brotbäume wachsen, schneien sehen. Dieser außer-
ordentliche Fall wurde Broussonet von sehr alten Leuten er-
zählt. Die Erica arborea, die Mirica Faya und Arbutus
callycarpa
litten nicht durch den Schnee; aber alle Schweine,
die im Freien waren, kamen dadurch um. Diese Beobachtung
ist für die Pflanzenphysiologie von Wichtigkeit. In heißen
Ländern sind die Gewächse so kräftig, daß ihnen der Frost
weniger schadet, wenn er nur nicht lange anhält. Ich habe
auf der Insel Cuba den Bananenbaum an Orten angebaut
gesehen, wo der hundertteilige Thermometer auf 7°, ja zu-
weilen fast auf den Gefrierpunkt fällt. In Italien und

[Tabelle]

Dieſe Tafel gibt nur das Durchſchnittsverhältnis, das
heißt die Erſcheinungen, wie ſie ſich im ganzen Jahre zeigen.
Beſondere Lokalitäten können Ausnahmen herbeiführen. So
ſchneit es zuweilen, wenn auch ſehr ſelten, in Neapel, Liſſa-
bon, ſogar in Malaga, alſo noch unter dem 37. Grad der
Breite, und wie ſchon bemerkt, hat man Schnee in der Stadt
Mexiko fallen ſehen, die 2286 m über dem Meere liegt. Dies
war ſeit mehreren Jahrhunderten nicht vorgekommen, und das
Ereignis trat gerade am Tage ein, da die Jeſuiten vertrieben
wurden, und wurde daher vom Volke natürlich dieſer Gewalt-
maßregel zugeſchrieben. Noch ein auffallenderes Beiſpiel bietet
das Klima von Valladolid, der Hauptſtadt der Provinz
Michoacan. Nach meinen Meſſungen liegt dieſe Stadt unter
19° 42′ der Breite nur 1950 m hoch; dennoch waren daſelbſt
wenige Jahre vor unſerer Ankunft in Neuſpanien die Straßen
mehrere Stunden lang mit Schnee bedeckt.

Auch auf Tenerifa hat man an einem Orte über Eſperanza
de la Laguna, dicht bei der Stadt dieſes Namens, in deren
Gärten Brotbäume wachſen, ſchneien ſehen. Dieſer außer-
ordentliche Fall wurde Brouſſonet von ſehr alten Leuten er-
zählt. Die Erica arborea, die Mirica Faya und Arbutus
callycarpa
litten nicht durch den Schnee; aber alle Schweine,
die im Freien waren, kamen dadurch um. Dieſe Beobachtung
iſt für die Pflanzenphyſiologie von Wichtigkeit. In heißen
Ländern ſind die Gewächſe ſo kräftig, daß ihnen der Froſt
weniger ſchadet, wenn er nur nicht lange anhält. Ich habe
auf der Inſel Cuba den Bananenbaum an Orten angebaut
geſehen, wo der hundertteilige Thermometer auf 7°, ja zu-
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[66/0082] Dieſe Tafel gibt nur das Durchſchnittsverhältnis, das heißt die Erſcheinungen, wie ſie ſich im ganzen Jahre zeigen. Beſondere Lokalitäten können Ausnahmen herbeiführen. So ſchneit es zuweilen, wenn auch ſehr ſelten, in Neapel, Liſſa- bon, ſogar in Malaga, alſo noch unter dem 37. Grad der Breite, und wie ſchon bemerkt, hat man Schnee in der Stadt Mexiko fallen ſehen, die 2286 m über dem Meere liegt. Dies war ſeit mehreren Jahrhunderten nicht vorgekommen, und das Ereignis trat gerade am Tage ein, da die Jeſuiten vertrieben wurden, und wurde daher vom Volke natürlich dieſer Gewalt- maßregel zugeſchrieben. Noch ein auffallenderes Beiſpiel bietet das Klima von Valladolid, der Hauptſtadt der Provinz Michoacan. Nach meinen Meſſungen liegt dieſe Stadt unter 19° 42′ der Breite nur 1950 m hoch; dennoch waren daſelbſt wenige Jahre vor unſerer Ankunft in Neuſpanien die Straßen mehrere Stunden lang mit Schnee bedeckt. Auch auf Tenerifa hat man an einem Orte über Eſperanza de la Laguna, dicht bei der Stadt dieſes Namens, in deren Gärten Brotbäume wachſen, ſchneien ſehen. Dieſer außer- ordentliche Fall wurde Brouſſonet von ſehr alten Leuten er- zählt. Die Erica arborea, die Mirica Faya und Arbutus callycarpa litten nicht durch den Schnee; aber alle Schweine, die im Freien waren, kamen dadurch um. Dieſe Beobachtung iſt für die Pflanzenphyſiologie von Wichtigkeit. In heißen Ländern ſind die Gewächſe ſo kräftig, daß ihnen der Froſt weniger ſchadet, wenn er nur nicht lange anhält. Ich habe auf der Inſel Cuba den Bananenbaum an Orten angebaut geſehen, wo der hundertteilige Thermometer auf 7°, ja zu- weilen faſt auf den Gefrierpunkt fällt. In Italien und

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial01_1859/82>, abgerufen am 24.11.2024.