Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.Nachbarn. Sie wohnt entlang dem hohen Gebirge des Cocollar Diese Missionen hatten in den Jahren 1681, 1697 und Die Chaymas sind meist von kleinem Wuchse; dies fällt Der Gesichtsausdruck der Chaymas ist nicht eben hart Nachbarn. Sie wohnt entlang dem hohen Gebirge des Cocollar Dieſe Miſſionen hatten in den Jahren 1681, 1697 und Die Chaymas ſind meiſt von kleinem Wuchſe; dies fällt Der Geſichtsausdruck der Chaymas iſt nicht eben hart <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="11"/> Nachbarn. Sie wohnt entlang dem hohen Gebirge des Cocollar<lb/> und Guacharo an den Ufern des Guarapiche, des Rio Colo-<lb/> rado, des Areo und des Caño de Caripe. Nach der genauen<lb/> ſtatiſtiſchen Aufnahme des Paters Präfekten zählte man im<lb/> Jahre 1792 in den Miſſionen der aragoneſiſchen Kapuziner<lb/> in Cumana neunzehn <hi rendition="#g">Miſſionsd</hi>örfer; das jüngſte iſt von<lb/> 1728, und ſie zählten 6433 Einwohner in 1465 Haushal-<lb/> tungen; ſechzehn Dörfer <hi rendition="#aq">de doctrina;</hi> das älteſte iſt von 1660,<lb/> und ſie hatten 8170 Einwohner in 1766 Familien.</p><lb/> <p>Dieſe Miſſionen hatten in den Jahren 1681, 1697 und<lb/> 1720 viel zu leiden; die damals noch unabhängigen Kariben<lb/> machten Einfälle und brannten ganze Dörfer nieder. Zwiſchen<lb/> den Jahren 1730 und 1736 ging die Bevölkerung zurück in-<lb/> folge der Verheerungen durch die Blattern, die der kupfer-<lb/> farbigen Raſſe immer verderblicher ſind als den Weißen.<lb/> Viele Guaraunen, die bereits angeſiedelt waren, entliefen<lb/> wieder in ihre Sümpfe. Vierzehn alte Miſſionen blieben<lb/> wüſte liegen oder wurden nicht wieder aufgebaut.</p><lb/> <p>Die Chaymas ſind meiſt von kleinem Wuchſe; dies fällt<lb/> namentlich auf, wenn man ſie nicht mit ihren Nachbarn, den<lb/> Kariben, oder den Payaguas und Guayquilit in Paraguay,<lb/> die ſich alle durch hohen Wuchs auszeichnen, ſondern nur mit<lb/> den Eingeborenen Amerikas im Durchſchnitt vergleicht. Die<lb/> Mittelgröße eines Chaymas beträgt 1 <hi rendition="#aq">m 57 cm.</hi> Ihr Körper<lb/> iſt gedrungen, unterſetzt, die Schultern ſind ſehr breit, die<lb/> Bruſt flach, alle Glieder rund und fleiſchig. Ihre Hautfarbe<lb/> iſt die der ganzen amerikaniſchen Raſſe von den kalten Hoch-<lb/> ebenen Quitos und Neugranadas bis herab zu den heißen<lb/> Tiefländern am Amazonenſtrom. Die klimatiſchen Unterſchiede<lb/> äußern keinen Einfluß mehr auf dieſelbe; ſie iſt durch orga-<lb/> niſche Verhältniſſe bedingt, die ſich ſeit Jahrhunderten unab-<lb/> änderlich von Geſchlecht zu Geſchlecht fortpflanzen. Gegen<lb/> Nord wird die gleichförmige Hautfarbe röter, dem Kupfer<lb/> ähnlicher; bei dem Chaymas dagegen iſt ſie dunkelbraun und<lb/> nähert ſich dem Lohfarbigen. Der Ausdruck „kupferfarbige<lb/> Menſchen“ zur Bezeichnung der Eingeborenen wäre im tropiſchen<lb/> Amerika niemals aufgekommen.</p><lb/> <p>Der Geſichtsausdruck der Chaymas iſt nicht eben hart<lb/> und wild, hat aber doch etwas Ernſtes, Finſteres. Die Stirn<lb/> iſt klein, wenig gewölbt; daher heißt es auch in mehreren<lb/> Sprachen dieſes Landſtriches von einem ſchönen Weibe, „ſie<lb/> ſei fett und habe eine ſchmale Stirne“. Die Augen der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0019]
Nachbarn. Sie wohnt entlang dem hohen Gebirge des Cocollar
und Guacharo an den Ufern des Guarapiche, des Rio Colo-
rado, des Areo und des Caño de Caripe. Nach der genauen
ſtatiſtiſchen Aufnahme des Paters Präfekten zählte man im
Jahre 1792 in den Miſſionen der aragoneſiſchen Kapuziner
in Cumana neunzehn Miſſionsdörfer; das jüngſte iſt von
1728, und ſie zählten 6433 Einwohner in 1465 Haushal-
tungen; ſechzehn Dörfer de doctrina; das älteſte iſt von 1660,
und ſie hatten 8170 Einwohner in 1766 Familien.
Dieſe Miſſionen hatten in den Jahren 1681, 1697 und
1720 viel zu leiden; die damals noch unabhängigen Kariben
machten Einfälle und brannten ganze Dörfer nieder. Zwiſchen
den Jahren 1730 und 1736 ging die Bevölkerung zurück in-
folge der Verheerungen durch die Blattern, die der kupfer-
farbigen Raſſe immer verderblicher ſind als den Weißen.
Viele Guaraunen, die bereits angeſiedelt waren, entliefen
wieder in ihre Sümpfe. Vierzehn alte Miſſionen blieben
wüſte liegen oder wurden nicht wieder aufgebaut.
Die Chaymas ſind meiſt von kleinem Wuchſe; dies fällt
namentlich auf, wenn man ſie nicht mit ihren Nachbarn, den
Kariben, oder den Payaguas und Guayquilit in Paraguay,
die ſich alle durch hohen Wuchs auszeichnen, ſondern nur mit
den Eingeborenen Amerikas im Durchſchnitt vergleicht. Die
Mittelgröße eines Chaymas beträgt 1 m 57 cm. Ihr Körper
iſt gedrungen, unterſetzt, die Schultern ſind ſehr breit, die
Bruſt flach, alle Glieder rund und fleiſchig. Ihre Hautfarbe
iſt die der ganzen amerikaniſchen Raſſe von den kalten Hoch-
ebenen Quitos und Neugranadas bis herab zu den heißen
Tiefländern am Amazonenſtrom. Die klimatiſchen Unterſchiede
äußern keinen Einfluß mehr auf dieſelbe; ſie iſt durch orga-
niſche Verhältniſſe bedingt, die ſich ſeit Jahrhunderten unab-
änderlich von Geſchlecht zu Geſchlecht fortpflanzen. Gegen
Nord wird die gleichförmige Hautfarbe röter, dem Kupfer
ähnlicher; bei dem Chaymas dagegen iſt ſie dunkelbraun und
nähert ſich dem Lohfarbigen. Der Ausdruck „kupferfarbige
Menſchen“ zur Bezeichnung der Eingeborenen wäre im tropiſchen
Amerika niemals aufgekommen.
Der Geſichtsausdruck der Chaymas iſt nicht eben hart
und wild, hat aber doch etwas Ernſtes, Finſteres. Die Stirn
iſt klein, wenig gewölbt; daher heißt es auch in mehreren
Sprachen dieſes Landſtriches von einem ſchönen Weibe, „ſie
ſei fett und habe eine ſchmale Stirne“. Die Augen der
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