Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.Madreporiten und anderen Korallen. Man könnte in den- Ich kam zu rechter Zeit nach Porto Cabello, um einige Wir wurden im Hause eines französischen Arztes, Juliac, Madreporiten und anderen Korallen. Man könnte in den- Ich kam zu rechter Zeit nach Porto Cabello, um einige Wir wurden im Hauſe eines franzöſiſchen Arztes, Juliac, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0243" n="235"/> Madreporiten und anderen Korallen. Man könnte in den-<lb/> ſelben einen Beweis ſehen, daß ſich die See noch nicht ſehr<lb/> lange von hier zurückgezogen; aber dieſe Maſſen von Polypen-<lb/> gehäuſen ſind nur Bruchſtücke, in eine Breccie mit kalkigem<lb/> Bindemittel eingebacken. Ich ſage in eine Breccie, denn man<lb/> darf die weißen friſchen Koralliten dieſer ſehr jungen Forma-<lb/> tion an der Küſte nicht mit den Koralliten verwechſeln, die<lb/> im Uebergangsgebirge, in der Grauwacke und im ſchwarzen<lb/> Kalkſtein eingeſchloſſen vorkommen. Wir wunderten uns nicht<lb/> wenig, daß wir an dieſem völlig unbewohnten Orte einen<lb/> ſtarken, in voller Blüte ſtehenden Stamm der <hi rendition="#aq">Parkinsonia<lb/> aculeata</hi> antrafen. Nach unſeren botaniſchen Werken gehört<lb/> der Baum der Neuen Welt an; aber in fünf Jahren haben<lb/> wir ihn nur zweimal wild geſehen, hier auf der Ebene am<lb/> Rio Guayguazo und in den Llanos von Cumana, 135 <hi rendition="#aq">km</hi><lb/> von der Küſte, bei Villa del Pao. Letzterer Ort könnte noch<lb/> dazu leicht ein alter <hi rendition="#g">Conuco</hi> oder eingehegtes Baufeld ſein.<lb/> Sonſt überall auf dem Feſtlande von Amerika ſahen wir die<lb/> Parkinſonia wie die Plumeria nur in den Gärten der In-<lb/> dianer.</p><lb/> <p>Ich kam zu rechter Zeit nach Porto Cabello, um einige<lb/> Höhen des Canopus nahe am Meridian aufnehmen zu können;<lb/> aber dieſe Beobachtungen, wie die am 28. Februar aufge-<lb/> nommenen korreſpondierenden Sonnenhöhen, ſind nicht ſehr<lb/> zuverläſſig. Ich bemerkte zu ſpät, daß ſich das Diopterlineal<lb/> eines Troughtonſchen Sextanten ein wenig verſchoben hatte.<lb/> Es war ein Doſenſextant von 5 <hi rendition="#aq">cm</hi> Halbmeſſer, deſſen Ge-<lb/> brauch übrigens den Reiſenden ſehr zu empfehlen iſt. Ich<lb/> brauchte denſelben ſonſt meiſt nur zu geodätiſchen Aufnahmen<lb/> im Kanoe auf Flüſſen. In Porto Cabello wie in Guayra<lb/> ſtreitet man darüber, ob der Hafen oſtwärts oder weſtwärts<lb/> von der Stadt liegt, mit der derſelbe den ſtärkſten Verkehr<lb/> hat. Die Einwohner glauben, Porto Cabello liege Nord-<lb/> Nord-Weſt von Nueva Valencia. Aus meinen Beobachtungen<lb/> ergibt ſich allerdings für jenen Ort eine Länge von 3 bis<lb/> 4 Minuten im Bogen weiter nach Weſt. Nach Fidalgo läge<lb/> er oſtwärts.</p><lb/> <p>Wir wurden im Hauſe eines franzöſiſchen Arztes, Juliac,<lb/> der ſich in Montpellier tüchtig gebildet hatte, mit größter<lb/> Zuvorkommenheit aufgenommen. In ſeinem kleinen Hauſe<lb/> befanden ſich Sammlungen mancherlei Art, die aber alle den<lb/> Reiſenden intereſſieren konnten: ſchönwiſſenſchaftliche und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0243]
Madreporiten und anderen Korallen. Man könnte in den-
ſelben einen Beweis ſehen, daß ſich die See noch nicht ſehr
lange von hier zurückgezogen; aber dieſe Maſſen von Polypen-
gehäuſen ſind nur Bruchſtücke, in eine Breccie mit kalkigem
Bindemittel eingebacken. Ich ſage in eine Breccie, denn man
darf die weißen friſchen Koralliten dieſer ſehr jungen Forma-
tion an der Küſte nicht mit den Koralliten verwechſeln, die
im Uebergangsgebirge, in der Grauwacke und im ſchwarzen
Kalkſtein eingeſchloſſen vorkommen. Wir wunderten uns nicht
wenig, daß wir an dieſem völlig unbewohnten Orte einen
ſtarken, in voller Blüte ſtehenden Stamm der Parkinsonia
aculeata antrafen. Nach unſeren botaniſchen Werken gehört
der Baum der Neuen Welt an; aber in fünf Jahren haben
wir ihn nur zweimal wild geſehen, hier auf der Ebene am
Rio Guayguazo und in den Llanos von Cumana, 135 km
von der Küſte, bei Villa del Pao. Letzterer Ort könnte noch
dazu leicht ein alter Conuco oder eingehegtes Baufeld ſein.
Sonſt überall auf dem Feſtlande von Amerika ſahen wir die
Parkinſonia wie die Plumeria nur in den Gärten der In-
dianer.
Ich kam zu rechter Zeit nach Porto Cabello, um einige
Höhen des Canopus nahe am Meridian aufnehmen zu können;
aber dieſe Beobachtungen, wie die am 28. Februar aufge-
nommenen korreſpondierenden Sonnenhöhen, ſind nicht ſehr
zuverläſſig. Ich bemerkte zu ſpät, daß ſich das Diopterlineal
eines Troughtonſchen Sextanten ein wenig verſchoben hatte.
Es war ein Doſenſextant von 5 cm Halbmeſſer, deſſen Ge-
brauch übrigens den Reiſenden ſehr zu empfehlen iſt. Ich
brauchte denſelben ſonſt meiſt nur zu geodätiſchen Aufnahmen
im Kanoe auf Flüſſen. In Porto Cabello wie in Guayra
ſtreitet man darüber, ob der Hafen oſtwärts oder weſtwärts
von der Stadt liegt, mit der derſelbe den ſtärkſten Verkehr
hat. Die Einwohner glauben, Porto Cabello liege Nord-
Nord-Weſt von Nueva Valencia. Aus meinen Beobachtungen
ergibt ſich allerdings für jenen Ort eine Länge von 3 bis
4 Minuten im Bogen weiter nach Weſt. Nach Fidalgo läge
er oſtwärts.
Wir wurden im Hauſe eines franzöſiſchen Arztes, Juliac,
der ſich in Montpellier tüchtig gebildet hatte, mit größter
Zuvorkommenheit aufgenommen. In ſeinem kleinen Hauſe
befanden ſich Sammlungen mancherlei Art, die aber alle den
Reiſenden intereſſieren konnten: ſchönwiſſenſchaftliche und
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