Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.man Reisende, welche mit den brennbaren Schwaden unbekannt Die dürren und doch so fieberreichen Savannen zwischen Einfahrt (boca) in den See von Maracaybo, so daß die Steuerleute sich nach ihm richten wie nach einem Leuchtfeuer. 1 Don Carlos de Pozo fand in diesem Bezirke, in der Que-
brada de Moroturo, eine Schicht schwarzer Thonerde, welche stark abfärbt, stark nach Schwefel riecht und sich von selbst entzündet, wenn man sie, leicht befeuchtet, lange den Strahlen der tropischen Sonne aussetzt; diese schleimige Materie verpufft sehr heftig. man Reiſende, welche mit den brennbaren Schwaden unbekannt Die dürren und doch ſo fieberreichen Savannen zwiſchen Einfahrt (boca) in den See von Maracaybo, ſo daß die Steuerleute ſich nach ihm richten wie nach einem Leuchtfeuer. 1 Don Carlos de Pozo fand in dieſem Bezirke, in der Que-
brada de Moroturo, eine Schicht ſchwarzer Thonerde, welche ſtark abfärbt, ſtark nach Schwefel riecht und ſich von ſelbſt entzündet, wenn man ſie, leicht befeuchtet, lange den Strahlen der tropiſchen Sonne ausſetzt; dieſe ſchleimige Materie verpufft ſehr heftig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="260"/> man Reiſende, welche mit den brennbaren Schwaden unbekannt<lb/> ſind, in die Höhle Del Serrito de Mona<hi rendition="#aq">ï</hi> führt, ſo erſchreckt<lb/> man ſie durch Anzünden des Gasgemenges, das ſich im oberen<lb/> Teile der Höhle fortwährend anſammelt. Soll man annehmen,<lb/> daß die ungeſunde Luft hier dieſelbe Quelle hat, wie auf der<lb/> Ebene zwiſchen Tivoli und Rom, Entwickelung von Schwefel-<lb/> waſſerſtoff? <note place="foot" n="1">Don Carlos de Pozo fand in dieſem Bezirke, in der Que-<lb/> brada de Moroturo, eine Schicht ſchwarzer Thonerde, welche ſtark<lb/> abfärbt, ſtark nach Schwefel riecht und ſich von ſelbſt entzündet,<lb/> wenn man ſie, leicht befeuchtet, lange den Strahlen der tropiſchen<lb/> Sonne ausſetzt; dieſe ſchleimige Materie verpufft ſehr heftig.</note> Vielleicht äußert auch das Gebirgsland neben<lb/> den Llanos von Mona<hi rendition="#aq">ï</hi> einen ungünſtigen Einfluß auf die<lb/> anſtoßenden Ebenen. Südoſtwinde mögen die faulen Efflu-<lb/> vien herführen, die ſich aus der Schlucht Villegas und Sienega<lb/> de Cabra zwiſchen Carora und Carache entwickeln. Ich ſtelle<lb/> abſichtlich alles zuſammen, was auf die Ungeſundheit der Luft<lb/> Bezug haben mag; denn auf einem ſo dunkeln Gebiete kann<lb/> man nur durch Vergleichung zahlreicher Beobachtungen hoffen,<lb/> das wahre Sachverhältnis zu ermitteln.</p><lb/> <p>Die dürren und doch ſo fieberreichen Savannen zwiſchen<lb/> Barqueſimeto und dem öſtlichen Ufer des Sees Maracaybo<lb/> ſind zum Teil mit Fackeldiſteln bewachſen; aber die gute<lb/> Bergkochenille, die unter dem unbeſtimmten Namen <hi rendition="#aq">Grana<lb/> de Carora</hi> bekannt iſt, kommt aus einem gemäßigteren Land-<lb/> ſtriche zwiſchen Carora und Truxillo, beſonders aber aus dem<lb/> Thale des Rio Mucuju, öſtlich von Merida. Die Einwohner<lb/> geben ſich mit dieſem im Handel ſo ſtark geſuchten Produkte<lb/> gar nicht ab.</p><lb/> <note xml:id="note-0268" prev="#note-0267" place="foot" n="1">Einfahrt (<hi rendition="#aq">boca</hi>) in den See von Maracaybo, ſo daß die Steuerleute<lb/> ſich nach ihm richten wie nach einem Leuchtfeuer.</note> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [260/0268]
man Reiſende, welche mit den brennbaren Schwaden unbekannt
ſind, in die Höhle Del Serrito de Monaï führt, ſo erſchreckt
man ſie durch Anzünden des Gasgemenges, das ſich im oberen
Teile der Höhle fortwährend anſammelt. Soll man annehmen,
daß die ungeſunde Luft hier dieſelbe Quelle hat, wie auf der
Ebene zwiſchen Tivoli und Rom, Entwickelung von Schwefel-
waſſerſtoff? 1 Vielleicht äußert auch das Gebirgsland neben
den Llanos von Monaï einen ungünſtigen Einfluß auf die
anſtoßenden Ebenen. Südoſtwinde mögen die faulen Efflu-
vien herführen, die ſich aus der Schlucht Villegas und Sienega
de Cabra zwiſchen Carora und Carache entwickeln. Ich ſtelle
abſichtlich alles zuſammen, was auf die Ungeſundheit der Luft
Bezug haben mag; denn auf einem ſo dunkeln Gebiete kann
man nur durch Vergleichung zahlreicher Beobachtungen hoffen,
das wahre Sachverhältnis zu ermitteln.
Die dürren und doch ſo fieberreichen Savannen zwiſchen
Barqueſimeto und dem öſtlichen Ufer des Sees Maracaybo
ſind zum Teil mit Fackeldiſteln bewachſen; aber die gute
Bergkochenille, die unter dem unbeſtimmten Namen Grana
de Carora bekannt iſt, kommt aus einem gemäßigteren Land-
ſtriche zwiſchen Carora und Truxillo, beſonders aber aus dem
Thale des Rio Mucuju, öſtlich von Merida. Die Einwohner
geben ſich mit dieſem im Handel ſo ſtark geſuchten Produkte
gar nicht ab.
1
1 Don Carlos de Pozo fand in dieſem Bezirke, in der Que-
brada de Moroturo, eine Schicht ſchwarzer Thonerde, welche ſtark
abfärbt, ſtark nach Schwefel riecht und ſich von ſelbſt entzündet,
wenn man ſie, leicht befeuchtet, lange den Strahlen der tropiſchen
Sonne ausſetzt; dieſe ſchleimige Materie verpufft ſehr heftig.
1 Einfahrt (boca) in den See von Maracaybo, ſo daß die Steuerleute
ſich nach ihm richten wie nach einem Leuchtfeuer.
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/268>, abgerufen am 23.06.2024. |