Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.immer wieder darauf zurück: die Bodenbildung, die über die Aber nicht nur durch die Bodenbildung zunächst bei der Oestlich von Atures, neben jenen abgerundeten Bergen, immer wieder darauf zurück: die Bodenbildung, die über die Aber nicht nur durch die Bodenbildung zunächſt bei der Oeſtlich von Atures, neben jenen abgerundeten Bergen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="122"/> immer wieder darauf zurück: die Bodenbildung, die über die<lb/> Savannen zerſtreuten Boskette aus kleinen Bäumen mit leder-<lb/> artigen, glänzenden Blättern, die kleinen Bäche, die ſich ein<lb/> Bett im Fels graben und ſich bald über fruchtbares ebenes<lb/> Land, bald über kahle Granitbänke ſchlängeln, alles erinnert<lb/> einen hier an die reizendſten, maleriſchten Partieen unſerer<lb/> Parkanlagen und Pflanzungen. Man meint mitten in der<lb/> wilden Landſchaft menſchlicher Kunſt und Spuren von Kultur<lb/> zu begegnen.</p><lb/> <p>Aber nicht nur durch die Bodenbildung zunächſt bei der<lb/> Miſſion Atures erhält die Gegend eine ſo auffallende Phyſio-<lb/> gnomie: die hohen Berge, welche ringsum den Horizont be-<lb/> grenzen, tragen durch ihre Form und die Art ihres Pflanzen-<lb/> wuchſes das Ihrige dazu bei. Dieſe Berge erheben ſich meiſt<lb/> nur 225 bis 260 <hi rendition="#aq">m</hi> über die umgebenden Ebenen. Ihre<lb/> Gipfel ſind abgerundet, wie in den meiſten Granitgebirgen,<lb/> und mit einem dichten Walde von Laurineen bedeckt. Gruppen<lb/> von Palmen (<hi rendition="#aq">el Cucurito</hi>), deren gleich Federbüſchen ge-<lb/> kräuſelte Blätter unter einem Winkel von 70 Grad maje-<lb/> ſtätiſch emporſteigen, ſtehen mitten unter Bäumen mit wage-<lb/> rechten Aeſten; ihre nackten Stämme ſchießen gleich 30 bis<lb/> 40 <hi rendition="#aq">m</hi> hohen Säulen in die Luft hinauf und heben ſich vom<lb/> blauen Himmel ab, „ein Wald über dem Walde“. Wenn der<lb/> Mond den Bergen von Uniana zu unterging und die rötliche<lb/> Scheibe des Planeten ſich hinter das gefiederte Laub der Palmen<lb/> verſteckte und dann wieder im Luftſtrich zwiſchen beiden Wäl-<lb/> dern zum Vorſchein kam, ſo glaubte ich mich auf Augenblicke<lb/> in die Einſiedelei des Alten verſetzt, die Bernardin de Saint<lb/> Pierre als eine der herrlichſten Gegenden auf der Inſel Bourbon<lb/> ſchildert, und fühlte ſo recht, wie ſehr die Gewächſe nach Wuchs<lb/> und Gruppierung in beiden Welten einander gleichen. Mit<lb/> der Beſchreibung eines kleinen Erdwinkels auf einer Inſel im<lb/> Indiſchen Ozean hat der unnachahmliche Verfaſſer von Paul<lb/> und Virginie vom gewaltigen Bilde der tropiſchen Landſchaft<lb/> eine Skizze entworfen. Er wußte die Natur zu ſchildern,<lb/> nicht weil er ſie als Forſcher kannte, ſondern weil er für all<lb/> ihre harmoniſchen Verhältniſſe in Geſtaltung, Farbe und in-<lb/> neren Kräften ein tiefes Gefühl beſaß.</p><lb/> <p>Oeſtlich von Atures, neben jenen abgerundeten Bergen,<lb/> auf denen zwei Wälder von Laurineen und Palmen überein-<lb/> ander ſtehen, erheben ſich andere Berge von ganz verſchiedenem<lb/> Ausſehen. Ihr Kamm iſt mit gezackten Felſen beſetzt, die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0130]
immer wieder darauf zurück: die Bodenbildung, die über die
Savannen zerſtreuten Boskette aus kleinen Bäumen mit leder-
artigen, glänzenden Blättern, die kleinen Bäche, die ſich ein
Bett im Fels graben und ſich bald über fruchtbares ebenes
Land, bald über kahle Granitbänke ſchlängeln, alles erinnert
einen hier an die reizendſten, maleriſchten Partieen unſerer
Parkanlagen und Pflanzungen. Man meint mitten in der
wilden Landſchaft menſchlicher Kunſt und Spuren von Kultur
zu begegnen.
Aber nicht nur durch die Bodenbildung zunächſt bei der
Miſſion Atures erhält die Gegend eine ſo auffallende Phyſio-
gnomie: die hohen Berge, welche ringsum den Horizont be-
grenzen, tragen durch ihre Form und die Art ihres Pflanzen-
wuchſes das Ihrige dazu bei. Dieſe Berge erheben ſich meiſt
nur 225 bis 260 m über die umgebenden Ebenen. Ihre
Gipfel ſind abgerundet, wie in den meiſten Granitgebirgen,
und mit einem dichten Walde von Laurineen bedeckt. Gruppen
von Palmen (el Cucurito), deren gleich Federbüſchen ge-
kräuſelte Blätter unter einem Winkel von 70 Grad maje-
ſtätiſch emporſteigen, ſtehen mitten unter Bäumen mit wage-
rechten Aeſten; ihre nackten Stämme ſchießen gleich 30 bis
40 m hohen Säulen in die Luft hinauf und heben ſich vom
blauen Himmel ab, „ein Wald über dem Walde“. Wenn der
Mond den Bergen von Uniana zu unterging und die rötliche
Scheibe des Planeten ſich hinter das gefiederte Laub der Palmen
verſteckte und dann wieder im Luftſtrich zwiſchen beiden Wäl-
dern zum Vorſchein kam, ſo glaubte ich mich auf Augenblicke
in die Einſiedelei des Alten verſetzt, die Bernardin de Saint
Pierre als eine der herrlichſten Gegenden auf der Inſel Bourbon
ſchildert, und fühlte ſo recht, wie ſehr die Gewächſe nach Wuchs
und Gruppierung in beiden Welten einander gleichen. Mit
der Beſchreibung eines kleinen Erdwinkels auf einer Inſel im
Indiſchen Ozean hat der unnachahmliche Verfaſſer von Paul
und Virginie vom gewaltigen Bilde der tropiſchen Landſchaft
eine Skizze entworfen. Er wußte die Natur zu ſchildern,
nicht weil er ſie als Forſcher kannte, ſondern weil er für all
ihre harmoniſchen Verhältniſſe in Geſtaltung, Farbe und in-
neren Kräften ein tiefes Gefühl beſaß.
Oeſtlich von Atures, neben jenen abgerundeten Bergen,
auf denen zwei Wälder von Laurineen und Palmen überein-
ander ſtehen, erheben ſich andere Berge von ganz verſchiedenem
Ausſehen. Ihr Kamm iſt mit gezackten Felſen beſetzt, die
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