Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.den Ebenen steigt das Gewitter 2 Stunden nach dem Durch- Auf welchen Ursachen beruht es nun, daß das Gleich- Wie wir gesehen haben, fällt in der nördlichen Aequinok- den Ebenen ſteigt das Gewitter 2 Stunden nach dem Durch- Auf welchen Urſachen beruht es nun, daß das Gleich- Wie wir geſehen haben, fällt in der nördlichen Aequinok- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="12"/> den Ebenen ſteigt das Gewitter 2 Stunden nach dem Durch-<lb/> gang der Sonne durch den Meridian auf, alſo kurze Zeit<lb/> nach dem Eintritt des täglichen Wärmemaximums unter den<lb/> Tropen. Im Binnenlande hört man bei Nacht oder Morgens<lb/> äußerſt ſelten donnern; nächtliche Gewitter kommen nur in<lb/> gewiſſen Flußthälern vor, die ein eigentümliches Klima haben.</p><lb/> <p>Auf welchen Urſachen beruht es nun, daß das Gleich-<lb/> gewicht in der elektriſchen Spannung der Luft geſtört wird,<lb/> daß ſich die Dünſte fortwährend zu Waſſer verdichten, daß<lb/> der Wind aufhört, daß die Regenzeit eintritt und ſo lange<lb/> anhält? Ich bezweifle, daß die Elektrizität bei Bildung der<lb/> Dunſtbläschen mitwirkt; durch dieſe Bildung wird vielmehr<lb/> nur die elektriſche Spannung geſteigert und modifiziert. Nörd-<lb/> lich und ſüdlich vom Aequator kommen die Gewitter oder die<lb/> großen Entladungen in der gemäßigten und in der äquinok-<lb/> tialen Zone um dieſelbe Zeit vor. Beſteht ein Moment, das<lb/> durch das große Luftmeer aus jener Zone gegen die Tropen<lb/> her wirkt? Wie läßt ſich denken, daß in letzterem Himmels-<lb/> ſtrich, wo die Sonne ſich immer ſo hoch über den Horizont<lb/> erhebt, der Durchgang des Geſtirnes durch den Zenith be-<lb/> deutenden Einfluß auf die Vorgänge in der Luft haben ſollte?<lb/> Nach meiner Anſicht iſt die Urſache, welche unter den Tropen<lb/> das Eintreten des Regens bedingt, keine örtliche, und das<lb/> ſcheinbar ſo verwickelte Problem würde ſich wohl unſchwer<lb/> löſen, wenn wir mit den oberen Luftſtrömungen beſſer be-<lb/> kannt wären. Wir können nur beobachten, was in den unteren<lb/> Luftſchichten vorgeht. Ueber 3900 <hi rendition="#aq">m</hi> Meereshöhe ſind die<lb/> Anden faſt unbewohnt, und in dieſer Höhe äußern die Nähe<lb/> des Bodens und die Gebirgsmaſſen, welche die <hi rendition="#g">Untiefen</hi> im<lb/> Luftozean ſind, bedeutenden Einfluß auf die umgebende Luft.<lb/> Was man auf der Hochebene von Antiſana beobachtet, iſt<lb/> etwas anderes, als was man wahrnähme, wenn man in<lb/> derſelben Höhe in einem Luftballon über den Llanos oder<lb/> über der Meeresfläche ſchwebte.</p><lb/> <p>Wie wir geſehen haben, fällt in der nördlichen Aequinok-<lb/> tialzone der Anfang der Regenniederſchläge und Gewitter zu-<lb/> ſammen mit dem Durchgang der Sonne durch den Zenith<lb/> des Orts, mit dem Aufhören der See- oder Nordoſtwinde, mit<lb/> dem häufigen Eintreten von Windſtillen und <hi rendition="#g">Bendavales</hi>,<lb/> das heißt heftigen Südoſt- und Südweſtwinden bei bedecktem<lb/> Himmel. Vergegenwärtigt man ſich die allgemeinen Geſetze<lb/> des Gleichgewichtes, denen die Gasmaſſen, aus denen unſere<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0020]
den Ebenen ſteigt das Gewitter 2 Stunden nach dem Durch-
gang der Sonne durch den Meridian auf, alſo kurze Zeit
nach dem Eintritt des täglichen Wärmemaximums unter den
Tropen. Im Binnenlande hört man bei Nacht oder Morgens
äußerſt ſelten donnern; nächtliche Gewitter kommen nur in
gewiſſen Flußthälern vor, die ein eigentümliches Klima haben.
Auf welchen Urſachen beruht es nun, daß das Gleich-
gewicht in der elektriſchen Spannung der Luft geſtört wird,
daß ſich die Dünſte fortwährend zu Waſſer verdichten, daß
der Wind aufhört, daß die Regenzeit eintritt und ſo lange
anhält? Ich bezweifle, daß die Elektrizität bei Bildung der
Dunſtbläschen mitwirkt; durch dieſe Bildung wird vielmehr
nur die elektriſche Spannung geſteigert und modifiziert. Nörd-
lich und ſüdlich vom Aequator kommen die Gewitter oder die
großen Entladungen in der gemäßigten und in der äquinok-
tialen Zone um dieſelbe Zeit vor. Beſteht ein Moment, das
durch das große Luftmeer aus jener Zone gegen die Tropen
her wirkt? Wie läßt ſich denken, daß in letzterem Himmels-
ſtrich, wo die Sonne ſich immer ſo hoch über den Horizont
erhebt, der Durchgang des Geſtirnes durch den Zenith be-
deutenden Einfluß auf die Vorgänge in der Luft haben ſollte?
Nach meiner Anſicht iſt die Urſache, welche unter den Tropen
das Eintreten des Regens bedingt, keine örtliche, und das
ſcheinbar ſo verwickelte Problem würde ſich wohl unſchwer
löſen, wenn wir mit den oberen Luftſtrömungen beſſer be-
kannt wären. Wir können nur beobachten, was in den unteren
Luftſchichten vorgeht. Ueber 3900 m Meereshöhe ſind die
Anden faſt unbewohnt, und in dieſer Höhe äußern die Nähe
des Bodens und die Gebirgsmaſſen, welche die Untiefen im
Luftozean ſind, bedeutenden Einfluß auf die umgebende Luft.
Was man auf der Hochebene von Antiſana beobachtet, iſt
etwas anderes, als was man wahrnähme, wenn man in
derſelben Höhe in einem Luftballon über den Llanos oder
über der Meeresfläche ſchwebte.
Wie wir geſehen haben, fällt in der nördlichen Aequinok-
tialzone der Anfang der Regenniederſchläge und Gewitter zu-
ſammen mit dem Durchgang der Sonne durch den Zenith
des Orts, mit dem Aufhören der See- oder Nordoſtwinde, mit
dem häufigen Eintreten von Windſtillen und Bendavales,
das heißt heftigen Südoſt- und Südweſtwinden bei bedecktem
Himmel. Vergegenwärtigt man ſich die allgemeinen Geſetze
des Gleichgewichtes, denen die Gasmaſſen, aus denen unſere
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