Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.wuchs, über den Palmen mit Federbuschlaub hoch in die Wo man vom Orinoko abfährt, kommt man, aber ohne A. v. Humboldt, Reise. III. 14
wuchs, über den Palmen mit Federbuſchlaub hoch in die Wo man vom Orinoko abfährt, kommt man, aber ohne A. v. Humboldt, Reiſe. III. 14
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0217" n="209"/> wuchs, über den Palmen mit Federbuſchlaub hoch in die<lb/> Luft ſteigend, ſpiegelt ſich im Fluß. Das Grün am re-<lb/> flektierten Bilde iſt ganz ſo ſatt als am direkt geſehenen<lb/> Gegenſtand, ſo glatt und eben iſt die Waſſerfläche, ſo frei<lb/> von ſuspendiertem Sand und organiſchen Trümmern, die<lb/> auf der Oberfläche minder heller Flüſſe Streifen und Un-<lb/> ebenheiten bilden.</p><lb/> <p>Wo man vom Orinoko abfährt, kommt man, aber ohne<lb/> alle Gefahr, über mehrere kleine Stromſchnellen. Mitten in<lb/> dieſen <hi rendition="#g">Raudialitos</hi> ergießt ſich, wie die Miſſionäre an-<lb/> nehmen, der Atabapo in den Orinoko. Nach meiner Anſicht<lb/> ergießt ſich aber der Atabapo vielmehr in den Guaviare, und<lb/> dieſen Namen ſollte man der Flußſtrecke vom Orinoko bis zur<lb/> Miſſion San Fernando geben. Der Rio Guaviare iſt weit<lb/> breiter als der Atabapo, hat weißes Waſſer, und der ganze<lb/> Anblick ſeiner Ufer, ſeine gefiederten Fiſchfänger, ſeine Fiſche,<lb/> die großen Krokodile, die darin hauſen, machen, daß er dem<lb/> Orinoko weit mehr gleicht als der Teil dieſes Fluſſes, der<lb/> von Esmeralda herkommt. Wenn ſich ein Strom durch die<lb/> Vereinigung zweier faſt gleich breiten Flüſſe bildet, ſo iſt<lb/> ſchwer zu ſagen, welchen derſelben man als die Quelle zu<lb/> betrachten hat. Die Indianer in San Fernando haben noch<lb/> heute eine Anſchauung, die der der Geographen gerade zu-<lb/> widerläuft. Sie behaupten, der Orinoko entſpringe aus zwei<lb/> Flüſſen, aus dem Guaviare und dem Rio Paragua. Unter<lb/> letzterem Namen verſtehen ſie den oberen Orinoko von San<lb/> Fernando und Santa Barbara bis über Esmeralda hinauf.<lb/> Dieſer Annahme zufolge iſt ihnen der Caſſiquiare kein Arm<lb/> des Orinoko, ſondern des Rio Paragua. Ein Blick auf die<lb/> von mir entworfene Karte zeigt, daß dieſe Benennungen völlig<lb/> willkürlich ſind. Ob man dem Rio Paragua den Namen<lb/> Orinoko abſtreitet, daran iſt wenig gelegen, wenn man nur<lb/> den Lauf der Flüſſe naturgetreu zeichnet, und nicht, wie man<lb/> vor meiner Reiſe gethan, Flüſſe, die untereinander zuſammen-<lb/> hängen und <hi rendition="#g">ein</hi> Syſtem bilden, durch eine Gebirgskette ge-<lb/> trennt ſein läßt. Will man einen der beiden Zweige, die<lb/> einen großen Fluß bilden, nach dem letzteren benennen, ſo<lb/> muß man den Namen dem waſſerreichſten derſelben beilegen.<lb/> In den beiden Jahreszeiten, wo ich den Guaviare und den<lb/> oberen Orinoko oder Rio Paragua (zwiſchen Esmeralda und<lb/> San Fernando) geſehen, kam es mir nun aber vor, als wäre<lb/> letzterer nicht ſo breit als der Guaviare. Die Vereinigung<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A. v. <hi rendition="#g">Humboldt</hi>, Reiſe. <hi rendition="#aq">III.</hi> 14</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0217]
wuchs, über den Palmen mit Federbuſchlaub hoch in die
Luft ſteigend, ſpiegelt ſich im Fluß. Das Grün am re-
flektierten Bilde iſt ganz ſo ſatt als am direkt geſehenen
Gegenſtand, ſo glatt und eben iſt die Waſſerfläche, ſo frei
von ſuspendiertem Sand und organiſchen Trümmern, die
auf der Oberfläche minder heller Flüſſe Streifen und Un-
ebenheiten bilden.
Wo man vom Orinoko abfährt, kommt man, aber ohne
alle Gefahr, über mehrere kleine Stromſchnellen. Mitten in
dieſen Raudialitos ergießt ſich, wie die Miſſionäre an-
nehmen, der Atabapo in den Orinoko. Nach meiner Anſicht
ergießt ſich aber der Atabapo vielmehr in den Guaviare, und
dieſen Namen ſollte man der Flußſtrecke vom Orinoko bis zur
Miſſion San Fernando geben. Der Rio Guaviare iſt weit
breiter als der Atabapo, hat weißes Waſſer, und der ganze
Anblick ſeiner Ufer, ſeine gefiederten Fiſchfänger, ſeine Fiſche,
die großen Krokodile, die darin hauſen, machen, daß er dem
Orinoko weit mehr gleicht als der Teil dieſes Fluſſes, der
von Esmeralda herkommt. Wenn ſich ein Strom durch die
Vereinigung zweier faſt gleich breiten Flüſſe bildet, ſo iſt
ſchwer zu ſagen, welchen derſelben man als die Quelle zu
betrachten hat. Die Indianer in San Fernando haben noch
heute eine Anſchauung, die der der Geographen gerade zu-
widerläuft. Sie behaupten, der Orinoko entſpringe aus zwei
Flüſſen, aus dem Guaviare und dem Rio Paragua. Unter
letzterem Namen verſtehen ſie den oberen Orinoko von San
Fernando und Santa Barbara bis über Esmeralda hinauf.
Dieſer Annahme zufolge iſt ihnen der Caſſiquiare kein Arm
des Orinoko, ſondern des Rio Paragua. Ein Blick auf die
von mir entworfene Karte zeigt, daß dieſe Benennungen völlig
willkürlich ſind. Ob man dem Rio Paragua den Namen
Orinoko abſtreitet, daran iſt wenig gelegen, wenn man nur
den Lauf der Flüſſe naturgetreu zeichnet, und nicht, wie man
vor meiner Reiſe gethan, Flüſſe, die untereinander zuſammen-
hängen und ein Syſtem bilden, durch eine Gebirgskette ge-
trennt ſein läßt. Will man einen der beiden Zweige, die
einen großen Fluß bilden, nach dem letzteren benennen, ſo
muß man den Namen dem waſſerreichſten derſelben beilegen.
In den beiden Jahreszeiten, wo ich den Guaviare und den
oberen Orinoko oder Rio Paragua (zwiſchen Esmeralda und
San Fernando) geſehen, kam es mir nun aber vor, als wäre
letzterer nicht ſo breit als der Guaviare. Die Vereinigung
A. v. Humboldt, Reiſe. III. 14
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |