Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.rührt allein von der Verdunstung und Einsickerung auf san- Bei der Vuelta de Basilio, wo wir ans Land gingen, rührt allein von der Verdunſtung und Einſickerung auf ſan- Bei der Vuelta de Baſilio, wo wir ans Land gingen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="30"/> rührt allein von der Verdunſtung und Einſickerung auf ſan-<lb/> digen, durchnäßten Ufern her. Man kann ſich vorſtellen, wie<lb/> viel dies ausmacht, wenn man bedenkt, daß wir den trockenen<lb/> Sand zu verſchiedenen Tagesſtunden 36 bis 52°, den Sand,<lb/> über dem 8 bis 10 <hi rendition="#aq">cm</hi> Waſſer ſtanden, noch 32° warm fanden.<lb/> Das Flußwaſſer erwärmt ſich dem Boden zu, ſo weit die<lb/> Sonnenſtrahlen eindringen können, ohne beim Durchgange<lb/> durch die übereinander gelagerten Waſſerſchichten zu ſehr ge-<lb/> ſchwächt zu werden. Dabei reicht die Einſickerung weit über<lb/> das Flußbett hinaus und iſt, ſozuſagen, ſeitlich. Das Ge-<lb/> ſtade, das ganz trocken ſcheint, iſt bis zur Höhe des Waſſer-<lb/> ſpiegels mit Waſſer getränkt. 97 <hi rendition="#aq">m</hi> vom Fluſſe ſahen wir<lb/> Waſſer hervorquellen, ſo oft die Indianer die Ruder in den<lb/> Boden ſteckten; dieſer unten feuchte, oben trockene und dem<lb/> Sonnenſtrahle ausgeſetzte Sand wirkt nun aber wie ein<lb/> Schwamm. Er gibt jeden Augenblick durch Verdunſtung vom<lb/> eingeſickerten Waſſer ab; der ſich entwickelnde Waſſerdampf<lb/> zieht durch die obere, ſtark erhitzte Sandſchicht und wird ſicht-<lb/> bar, wenn ſich am Abend die Luft abkühlt. Im Maße, als<lb/> das Geſtade Waſſer abgibt, zieht es aus dem Strome neues<lb/> an, und man ſieht leicht, daß dieſes fortwährende Spiel von<lb/> Verdunſtung und ſeitlicher Einſaugung dem Fluſſe ungeheure<lb/> Waſſermaſſen entziehen muß, nur daß der Verluſt ſchwer genau<lb/> zu berechnen iſt. Die Zunahme dieſes Verluſtes wäre der<lb/> Länge des Stromlaufes proportional, wenn die Flüſſe von<lb/> der Quelle bis zur Mündung überall gleiche Ufer hätten; da<lb/> aber dieſe von den Anſchwemmungen herrühren, und die Ge-<lb/> wäſſer, je weiter von der Quelle weg, deſto langſamer fließen<lb/> und ſomit notwendig im unteren Stromlaufe mehr abſetzen<lb/> als im oberen, ſo werden viele Flüſſe im heißen Erdſtriche<lb/> ihrer Mündung zu ſeichter. Barrow hat die auffallende<lb/> Wirkung des Sandes im öſtlichen Afrika an den Ufern des<lb/> Orangefluſſes beobachtet. Sie gab ſogar bei den verſchiedenen<lb/> Annahmen über den Lauf des Nigers zu ſehr wichtigen Er-<lb/> örterungen Anlaß.</p><lb/> <p>Bei der <hi rendition="#g">Vuelta de Baſilio</hi>, wo wir ans Land gingen,<lb/> um Pflanzen zu ſammeln, ſahen wir oben auf einem Baum<lb/> zwei hübſche, kleine, pechſchwarze Affen, von der Größe des<lb/> Sa<hi rendition="#aq">ï</hi>, mit Wickelſchwänzen. Ihrem Geſichte und ihren Be-<lb/> wegungen nach konnte es weder der Coa<hi rendition="#aq">ï</hi>ta, noch der Chamek,<lb/> noch überhaupt ein <hi rendition="#g">Atele</hi> ſein. Sogar unſere Indianer hatten<lb/> nie dergleichen geſehen. In dieſen Wäldern gibt es eine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
rührt allein von der Verdunſtung und Einſickerung auf ſan-
digen, durchnäßten Ufern her. Man kann ſich vorſtellen, wie
viel dies ausmacht, wenn man bedenkt, daß wir den trockenen
Sand zu verſchiedenen Tagesſtunden 36 bis 52°, den Sand,
über dem 8 bis 10 cm Waſſer ſtanden, noch 32° warm fanden.
Das Flußwaſſer erwärmt ſich dem Boden zu, ſo weit die
Sonnenſtrahlen eindringen können, ohne beim Durchgange
durch die übereinander gelagerten Waſſerſchichten zu ſehr ge-
ſchwächt zu werden. Dabei reicht die Einſickerung weit über
das Flußbett hinaus und iſt, ſozuſagen, ſeitlich. Das Ge-
ſtade, das ganz trocken ſcheint, iſt bis zur Höhe des Waſſer-
ſpiegels mit Waſſer getränkt. 97 m vom Fluſſe ſahen wir
Waſſer hervorquellen, ſo oft die Indianer die Ruder in den
Boden ſteckten; dieſer unten feuchte, oben trockene und dem
Sonnenſtrahle ausgeſetzte Sand wirkt nun aber wie ein
Schwamm. Er gibt jeden Augenblick durch Verdunſtung vom
eingeſickerten Waſſer ab; der ſich entwickelnde Waſſerdampf
zieht durch die obere, ſtark erhitzte Sandſchicht und wird ſicht-
bar, wenn ſich am Abend die Luft abkühlt. Im Maße, als
das Geſtade Waſſer abgibt, zieht es aus dem Strome neues
an, und man ſieht leicht, daß dieſes fortwährende Spiel von
Verdunſtung und ſeitlicher Einſaugung dem Fluſſe ungeheure
Waſſermaſſen entziehen muß, nur daß der Verluſt ſchwer genau
zu berechnen iſt. Die Zunahme dieſes Verluſtes wäre der
Länge des Stromlaufes proportional, wenn die Flüſſe von
der Quelle bis zur Mündung überall gleiche Ufer hätten; da
aber dieſe von den Anſchwemmungen herrühren, und die Ge-
wäſſer, je weiter von der Quelle weg, deſto langſamer fließen
und ſomit notwendig im unteren Stromlaufe mehr abſetzen
als im oberen, ſo werden viele Flüſſe im heißen Erdſtriche
ihrer Mündung zu ſeichter. Barrow hat die auffallende
Wirkung des Sandes im öſtlichen Afrika an den Ufern des
Orangefluſſes beobachtet. Sie gab ſogar bei den verſchiedenen
Annahmen über den Lauf des Nigers zu ſehr wichtigen Er-
örterungen Anlaß.
Bei der Vuelta de Baſilio, wo wir ans Land gingen,
um Pflanzen zu ſammeln, ſahen wir oben auf einem Baum
zwei hübſche, kleine, pechſchwarze Affen, von der Größe des
Saï, mit Wickelſchwänzen. Ihrem Geſichte und ihren Be-
wegungen nach konnte es weder der Coaïta, noch der Chamek,
noch überhaupt ein Atele ſein. Sogar unſere Indianer hatten
nie dergleichen geſehen. In dieſen Wäldern gibt es eine
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