Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Arbeiten der Grenzexpedition am besten bekannt geworden; So stand es mit den hydrographischen Entdeckungen im Ich war so glücklich, diese Bergkette an Ort und Stelle brochen worden sind, weil derselbe besorgte, die Karte möchte allzu
genau sein. Ich kann versichern, daß sie diesen Vorwurf nur hin- sichtlich weniger Punkte verdient. Arbeiten der Grenzexpedition am beſten bekannt geworden; So ſtand es mit den hydrographiſchen Entdeckungen im Ich war ſo glücklich, dieſe Bergkette an Ort und Stelle brochen worden ſind, weil derſelbe beſorgte, die Karte möchte allzu
genau ſein. Ich kann verſichern, daß ſie dieſen Vorwurf nur hin- ſichtlich weniger Punkte verdient. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="50"/> Arbeiten der Grenzexpedition am beſten bekannt geworden;<lb/> denn die zahlreichen Widerſprüche darauf beziehen ſich auf<lb/> die Quellen des Orinoko und des Rio Branco, nicht auf den<lb/> Lauf des Caſſiquiare und des Rio Negro, die ſo richtig an-<lb/> gegeben ſind, als man es beim gänzlichen Mangel an aſtro-<lb/> nomiſchen Beobachtungen verlangen kann.</p><lb/> <p>So ſtand es mit den hydrographiſchen Entdeckungen im<lb/> Inneren von Guyana, als kurze Zeit vor meinem Abgang<lb/> von Europa ein Gelehrter, deſſen Arbeiten die Geographie<lb/> ſo bedeutend gefördert haben, Acuñas Bericht, die Karte des<lb/> Paters Samuel Fritz und La Cruz Olmedillas „Südamerika“<lb/> noch einmal näher prüfen zu müſſen glaubte. Die politiſchen<lb/> Verhältniſſe in Frankreich machten vielleicht, daß ſich Buache<lb/> nicht verſchaffen oder nicht benutzen konnte, was Caulin und<lb/> Gili geſchrieben, die zwei Miſſionäre, die am Orinoko lebten,<lb/> als die Grenzexpedition zwiſchen der ſpaniſchen Schanze am<lb/> Rio Negro und der Stadt Angoſtura, über den Caſſiquiare und<lb/> den oberen Orinoko, den Verkehr eröffnete, der über ein halbes<lb/> Jahrhundert regelmäßig im Gange war. Auf der im Jahre 1798<lb/> erſchienenen <hi rendition="#aq">Carte générale de la Guyane</hi> iſt der Caſſiquiare<lb/> und das Stück des oberen Orinoko oſtwärts von Esmeralda<lb/> als ein Nebenfluß des Rio Negro, der mit dem Orinoko gar<lb/> nicht zuſammenhängt, dargeſtellt. Eine Bergkette ſtreicht über<lb/> die Ebene, welche die Landenge zwiſchen dem Tuamini und<lb/> dem Pimichin bildet. Dieſe Kette läßt die Karte gegen<lb/> Nordoſt fortlaufen und zwiſchen den Gewäſſern des Orinoko<lb/> und denen des Rio Negro und Caſſiquiare, 90 <hi rendition="#aq">km</hi> weſtlich<lb/> von Esmeralda, eine Waſſerſcheide bilden. In einer An-<lb/> merkung auf der Karte heißt es: „Die ſchon lange her an-<lb/> genommene Verbindung zwiſchen dem Orinoko und dem<lb/> Amazonenſtrom ſei eine geographiſche Ungeheuerlichkeit, die<lb/> Olmedillas Karte ohne allen Grund in der Welt verbreitet,<lb/> und um die Vorſtellungen über dieſen Punkt zu berichtigen,<lb/> habe man die Richtung der großen Bergkette, welche die<lb/> Waſſerſcheide bilde, zu ermitteln.“</p><lb/> <p>Ich war ſo glücklich, dieſe Bergkette an Ort und Stelle<lb/> zu ermitteln. Ich übernachtete am 24. Mai mit meiner<lb/> Piroge am Stücke des Orinoko, wo nach Buaches Annahme<lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="1">brochen worden ſind, weil derſelbe beſorgte, die Karte möchte allzu<lb/> genau ſein. Ich kann verſichern, daß ſie dieſen Vorwurf nur hin-<lb/> ſichtlich weniger Punkte verdient.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0058]
Arbeiten der Grenzexpedition am beſten bekannt geworden;
denn die zahlreichen Widerſprüche darauf beziehen ſich auf
die Quellen des Orinoko und des Rio Branco, nicht auf den
Lauf des Caſſiquiare und des Rio Negro, die ſo richtig an-
gegeben ſind, als man es beim gänzlichen Mangel an aſtro-
nomiſchen Beobachtungen verlangen kann.
So ſtand es mit den hydrographiſchen Entdeckungen im
Inneren von Guyana, als kurze Zeit vor meinem Abgang
von Europa ein Gelehrter, deſſen Arbeiten die Geographie
ſo bedeutend gefördert haben, Acuñas Bericht, die Karte des
Paters Samuel Fritz und La Cruz Olmedillas „Südamerika“
noch einmal näher prüfen zu müſſen glaubte. Die politiſchen
Verhältniſſe in Frankreich machten vielleicht, daß ſich Buache
nicht verſchaffen oder nicht benutzen konnte, was Caulin und
Gili geſchrieben, die zwei Miſſionäre, die am Orinoko lebten,
als die Grenzexpedition zwiſchen der ſpaniſchen Schanze am
Rio Negro und der Stadt Angoſtura, über den Caſſiquiare und
den oberen Orinoko, den Verkehr eröffnete, der über ein halbes
Jahrhundert regelmäßig im Gange war. Auf der im Jahre 1798
erſchienenen Carte générale de la Guyane iſt der Caſſiquiare
und das Stück des oberen Orinoko oſtwärts von Esmeralda
als ein Nebenfluß des Rio Negro, der mit dem Orinoko gar
nicht zuſammenhängt, dargeſtellt. Eine Bergkette ſtreicht über
die Ebene, welche die Landenge zwiſchen dem Tuamini und
dem Pimichin bildet. Dieſe Kette läßt die Karte gegen
Nordoſt fortlaufen und zwiſchen den Gewäſſern des Orinoko
und denen des Rio Negro und Caſſiquiare, 90 km weſtlich
von Esmeralda, eine Waſſerſcheide bilden. In einer An-
merkung auf der Karte heißt es: „Die ſchon lange her an-
genommene Verbindung zwiſchen dem Orinoko und dem
Amazonenſtrom ſei eine geographiſche Ungeheuerlichkeit, die
Olmedillas Karte ohne allen Grund in der Welt verbreitet,
und um die Vorſtellungen über dieſen Punkt zu berichtigen,
habe man die Richtung der großen Bergkette, welche die
Waſſerſcheide bilde, zu ermitteln.“
Ich war ſo glücklich, dieſe Bergkette an Ort und Stelle
zu ermitteln. Ich übernachtete am 24. Mai mit meiner
Piroge am Stücke des Orinoko, wo nach Buaches Annahme
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1 brochen worden ſind, weil derſelbe beſorgte, die Karte möchte allzu
genau ſein. Ich kann verſichern, daß ſie dieſen Vorwurf nur hin-
ſichtlich weniger Punkte verdient.
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