Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.fünfundzwanzigstes Kapitel. Der obere Orinoko von Esmeralda bis zum Einfluß des Gua- Noch habe ich von der einsamsten, abgelegensten christ- fünfundzwanzigſtes Kapitel. Der obere Orinoko von Esmeralda bis zum Einfluß des Gua- Noch habe ich von der einſamſten, abgelegenſten chriſt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="[54]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">fünfundzwanzigſtes Kapitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Der obere Orinoko von Esmeralda bis zum Einfluß des Gua-<lb/> viare. — Zweite Fahrt durch die Katarakte von Atures und May-<lb/> pures. — Der untere Orinoko zwiſchen der Mündung des Apure<lb/> und Angoſtura, der Hauptſtadt von Spaniſch-Guyana.</hi> </p> </argument><lb/> <p>Noch habe ich von der einſamſten, abgelegenſten chriſt-<lb/> lichen Niederlaſſung am oberen Orinoko zu ſprechen. Gegen-<lb/> über dem Punkte, wo die Gabelteilung erfolgt, auf dem<lb/> rechten Ufer des Fluſſes erhebt ſich amphitheatraliſch der<lb/> Granitbergſtock des Duida. Dieſer Berg, den die Miſſionäre<lb/> einen Vulkan nennen, iſt gegen 2600 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch. Er nimmt<lb/> ſich, da er nach Süd und Weſt ſteil abfällt, äußerſt großartig<lb/> aus. Sein Gipfel iſt kahl und ſteinig; aber überall, wo auf<lb/> den weniger ſteilen Abhängen Dammerde haftet, hängen an<lb/> den Seiten des Duida gewaltige Wälder wie in der Luft.<lb/> An ſeinem Fuße liegt die Miſſion Esmeralda, ein Dörfchen<lb/> mit 80 Einwohnern, auf einer herrlichen, von Bächen mit<lb/> ſchwarzem, aber klarem Waſſer durchzogenen Ebene, einem<lb/> wahren Wieſengrund, auf dem in Gruppen die Mauritia-<lb/> palme, der amerikaniſche Sagobaum, ſteht. Dem Berge zu,<lb/> der nach meiner Meſſung 14,2 <hi rendition="#aq">km</hi> vom Miſſionskreuz liegt,<lb/> wird die ſumpfige Wieſe zur Savanne, die um die untere<lb/> Region der Kordillere herläuft. Hier trifft man ungemein<lb/> große Ananas von köſtlichem Geruch. Dieſe Bromeliaart<lb/> wächſt immer einzeln zwiſchen den Gräſern, wie bei uns<lb/><hi rendition="#aq">Colchicum autumnale,</hi> während der Karatas, eine andere<lb/> Art derſelben Gattung, ein geſelliges Gewächs iſt gleich un-<lb/> ſeren Heiden und Heidelbeeren. Die Ananas von Esmeralda<lb/> ſind in ganz Guyana berühmt. In Amerika wie in Europa<lb/> gibt es für die verſchiedenen Früchte gewiſſe Landſtriche, wo<lb/> ſie zur größten Vollkommenheit gedeihen. Man muß auf der<lb/> Inſel Margarita oder in Cumana Sapotillen (Achras), in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[54]/0062]
fünfundzwanzigſtes Kapitel.
Der obere Orinoko von Esmeralda bis zum Einfluß des Gua-
viare. — Zweite Fahrt durch die Katarakte von Atures und May-
pures. — Der untere Orinoko zwiſchen der Mündung des Apure
und Angoſtura, der Hauptſtadt von Spaniſch-Guyana.
Noch habe ich von der einſamſten, abgelegenſten chriſt-
lichen Niederlaſſung am oberen Orinoko zu ſprechen. Gegen-
über dem Punkte, wo die Gabelteilung erfolgt, auf dem
rechten Ufer des Fluſſes erhebt ſich amphitheatraliſch der
Granitbergſtock des Duida. Dieſer Berg, den die Miſſionäre
einen Vulkan nennen, iſt gegen 2600 m hoch. Er nimmt
ſich, da er nach Süd und Weſt ſteil abfällt, äußerſt großartig
aus. Sein Gipfel iſt kahl und ſteinig; aber überall, wo auf
den weniger ſteilen Abhängen Dammerde haftet, hängen an
den Seiten des Duida gewaltige Wälder wie in der Luft.
An ſeinem Fuße liegt die Miſſion Esmeralda, ein Dörfchen
mit 80 Einwohnern, auf einer herrlichen, von Bächen mit
ſchwarzem, aber klarem Waſſer durchzogenen Ebene, einem
wahren Wieſengrund, auf dem in Gruppen die Mauritia-
palme, der amerikaniſche Sagobaum, ſteht. Dem Berge zu,
der nach meiner Meſſung 14,2 km vom Miſſionskreuz liegt,
wird die ſumpfige Wieſe zur Savanne, die um die untere
Region der Kordillere herläuft. Hier trifft man ungemein
große Ananas von köſtlichem Geruch. Dieſe Bromeliaart
wächſt immer einzeln zwiſchen den Gräſern, wie bei uns
Colchicum autumnale, während der Karatas, eine andere
Art derſelben Gattung, ein geſelliges Gewächs iſt gleich un-
ſeren Heiden und Heidelbeeren. Die Ananas von Esmeralda
ſind in ganz Guyana berühmt. In Amerika wie in Europa
gibt es für die verſchiedenen Früchte gewiſſe Landſtriche, wo
ſie zur größten Vollkommenheit gedeihen. Man muß auf der
Inſel Margarita oder in Cumana Sapotillen (Achras), in
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