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Humboldt, Alexander von: [Befürwortung der geplanten naturwissenschaftlichen Forschungsreise von Carl Ferdinand Appuhn und Leopold Martin nach Südamerika]. In: Flora oder allgemeine botanische Zeitung, Bd. 2 (1848), S. 607.

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organischen Naturkörper und werden wir es uns ganz besonders an-
gelegen sein lassen, über viele, bisher noch schwankende Ansichten
im Bereiche der Naturwissenschaft die nöthige Aufklärung zu er-
langen, um wo möglich manches Dunkel zu lösen, was bis jetzt
noch über dem grössten Theile jener Gegenden in Bezug auf Zoo-
logie und Botanik schwebt; um unserer Aufgabe in jeder Hinsicht
so vollkommen als möglich zu genügen, werden wir auf dieser Reise
an den für unseren Zweck interessantesten Gegenden längere Zeit,
ja mehrere Monate, unseren Aufenthalt nehmen.

Damit ein in allen Beziehungen genaues Beobachten und er-
spriessliches Sammeln erzielt wird, haben wir dahin entschieden,
uns in die Fächer, denen wir durch jahrelanges Studium und prak-
tische Erfahrung am meisten gewachsen, zu theilen, so dass demnach

L. Martin das Sammeln, Präpariren etc. der Wirbelthiere,
C. Appun das der Glieder- und Bauchthiere, wie auch das
Fach der Botanik übernehmen.

Was die Botanik betrifft, so wird dieselbe in jeder Beziehung
auf das Eifrigste verfolgt werden. Es soll nicht nur auf das Sam-
meln und Trocknen von Pflanzen für das Herbarium abgesehen sein,
sondern auch bezwecken wir, durch Aufsuchen seltener Sämereien
und lebender Pflanzen den Pflanzen-Cultivateurs nützlich zu werden.

Der diesem Zweige sich widmende C. Appun hat sich bereits
seit vielen Jahren mit Botanik, so wie der Cultur namentlich exo-
tischer Gewächse beschäftigt und besonders die Ordnungen der Co-
niferen, Seitamineen, Orchideen, Palmen und Farnkräuter zu seinem
Lieblingsstudium gemacht, wodurch er in Stand gesetzt ist, den
Wünschen der Pflanzen-Cultivateure durch Auswahl der seltensten
und schönsten Pflanzen zu genügen.

Ebenso wird er grossen Fleiss und Aufmerksamkeit auf das
Sammeln und Trocknen officineller Pflanzen verwenden und sich
bestreben, jedem blühenden Exemplare ausser der Frucht auch die
Rinde beizufügen, wofür sich auf der Ostseite der Anden nament-
lich das interessanteste und reichste Feld in den unermesslichen
Cinchonen-Wäldern darbietet.

Um ein anschauliches Bild der Vegetationsformen der zu berei-
senden Gegenden zu geben, wird C. Appun, der sich seit 14 Jah-
ren der Landschaftsmalerei gewidmet, getreue Skizzen interessanter
Pflanzengruppen entwerfen und dadurch einen gewiss nicht unwich-
tigen Beitrag zur Pflanzenphysiognomik jener Länder liefern; L.
Martin
dagegen, durch jahrelange Praxis in der Daguerreotypie
geübt, sich angelegen sein lassen, Landschaften, namentlich aber
Portraits und Gruppen von Indianern etc. durch das Daguerreotyp
aufzunehmen.

Ausserdem sind wir gern bereit, jegliche andere Wünsche in
Bezug auf unsere Reise entgegen zu nehmen und wenn irgend mög-
lich, zu realisiren, wie z. B. das Sammeln von Geräthschaften und
Waffen der verschiedenen Indianerstämme, so wie andere in das
Fach der Ethnographie schlagende Gegenstände.

Herr A. v. Humboldt, dem über dieses Unternehmen Mitthei-

organischen Naturkörper und werden wir es uns ganz besonders an-
gelegen sein lassen, über viele, bisher noch schwankende Ansichten
im Bereiche der Naturwissenschaft die nöthige Aufklärung zu er-
langen, um wo möglich manches Dunkel zu lösen, was bis jetzt
noch über dem grössten Theile jener Gegenden in Bezug auf Zoo-
logie und Botanik schwebt; um unserer Aufgabe in jeder Hinsicht
so vollkommen als möglich zu genügen, werden wir auf dieser Reise
an den für unseren Zweck interessantesten Gegenden längere Zeit,
ja mehrere Monate, unseren Aufenthalt nehmen.

Damit ein in allen Beziehungen genaues Beobachten und er-
spriessliches Sammeln erzielt wird, haben wir dahin entschieden,
uns in die Fächer, denen wir durch jahrelanges Studium und prak-
tische Erfahrung am meisten gewachsen, zu theilen, so dass demnach

L. Martin das Sammeln, Präpariren etc. der Wirbelthiere,
C. Appun das der Glieder- und Bauchthiere, wie auch das
Fach der Botanik übernehmen.

Was die Botanik betrifft, so wird dieselbe in jeder Beziehung
auf das Eifrigste verfolgt werden. Es soll nicht nur auf das Sam-
meln und Trocknen von Pflanzen für das Herbarium abgesehen sein,
sondern auch bezwecken wir, durch Aufsuchen seltener Sämereien
und lebender Pflanzen den Pflanzen-Cultivateurs nützlich zu werden.

Der diesem Zweige sich widmende C. Appun hat sich bereits
seit vielen Jahren mit Botanik, so wie der Cultur namentlich exo-
tischer Gewächse beschäftigt und besonders die Ordnungen der Co-
niferen, Seitamineen, Orchideen, Palmen und Farnkräuter zu seinem
Lieblingsstudium gemacht, wodurch er in Stand gesetzt ist, den
Wünschen der Pflanzen-Cultivateure durch Auswahl der seltensten
und schönsten Pflanzen zu genügen.

Ebenso wird er grossen Fleiss und Aufmerksamkeit auf das
Sammeln und Trocknen officineller Pflanzen verwenden und sich
bestreben, jedem blühenden Exemplare ausser der Frucht auch die
Rinde beizufügen, wofür sich auf der Ostseite der Anden nament-
lich das interessanteste und reichste Feld in den unermesslichen
Cinchonen-Wäldern darbietet.

Um ein anschauliches Bild der Vegetationsformen der zu berei-
senden Gegenden zu geben, wird C. Appun, der sich seit 14 Jah-
ren der Landschaftsmalerei gewidmet, getreue Skizzen interessanter
Pflanzengruppen entwerfen und dadurch einen gewiss nicht unwich-
tigen Beitrag zur Pflanzenphysiognomik jener Länder liefern; L.
Martin
dagegen, durch jahrelange Praxis in der Daguerreotypie
geübt, sich angelegen sein lassen, Landschaften, namentlich aber
Portraits und Gruppen von Indianern etc. durch das Daguerreotyp
aufzunehmen.

Ausserdem sind wir gern bereit, jegliche andere Wünsche in
Bezug auf unsere Reise entgegen zu nehmen und wenn irgend mög-
lich, zu realisiren, wie z. B. das Sammeln von Geräthschaften und
Waffen der verschiedenen Indianerstämme, so wie andere in das
Fach der Ethnographie schlagende Gegenstände.

Herr A. v. Humboldt, dem über dieses Unternehmen Mitthei-

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[605/0003] organischen Naturkörper und werden wir es uns ganz besonders an- gelegen sein lassen, über viele, bisher noch schwankende Ansichten im Bereiche der Naturwissenschaft die nöthige Aufklärung zu er- langen, um wo möglich manches Dunkel zu lösen, was bis jetzt noch über dem grössten Theile jener Gegenden in Bezug auf Zoo- logie und Botanik schwebt; um unserer Aufgabe in jeder Hinsicht so vollkommen als möglich zu genügen, werden wir auf dieser Reise an den für unseren Zweck interessantesten Gegenden längere Zeit, ja mehrere Monate, unseren Aufenthalt nehmen. Damit ein in allen Beziehungen genaues Beobachten und er- spriessliches Sammeln erzielt wird, haben wir dahin entschieden, uns in die Fächer, denen wir durch jahrelanges Studium und prak- tische Erfahrung am meisten gewachsen, zu theilen, so dass demnach L. Martin das Sammeln, Präpariren etc. der Wirbelthiere, C. Appun das der Glieder- und Bauchthiere, wie auch das Fach der Botanik übernehmen. Was die Botanik betrifft, so wird dieselbe in jeder Beziehung auf das Eifrigste verfolgt werden. Es soll nicht nur auf das Sam- meln und Trocknen von Pflanzen für das Herbarium abgesehen sein, sondern auch bezwecken wir, durch Aufsuchen seltener Sämereien und lebender Pflanzen den Pflanzen-Cultivateurs nützlich zu werden. Der diesem Zweige sich widmende C. Appun hat sich bereits seit vielen Jahren mit Botanik, so wie der Cultur namentlich exo- tischer Gewächse beschäftigt und besonders die Ordnungen der Co- niferen, Seitamineen, Orchideen, Palmen und Farnkräuter zu seinem Lieblingsstudium gemacht, wodurch er in Stand gesetzt ist, den Wünschen der Pflanzen-Cultivateure durch Auswahl der seltensten und schönsten Pflanzen zu genügen. Ebenso wird er grossen Fleiss und Aufmerksamkeit auf das Sammeln und Trocknen officineller Pflanzen verwenden und sich bestreben, jedem blühenden Exemplare ausser der Frucht auch die Rinde beizufügen, wofür sich auf der Ostseite der Anden nament- lich das interessanteste und reichste Feld in den unermesslichen Cinchonen-Wäldern darbietet. Um ein anschauliches Bild der Vegetationsformen der zu berei- senden Gegenden zu geben, wird C. Appun, der sich seit 14 Jah- ren der Landschaftsmalerei gewidmet, getreue Skizzen interessanter Pflanzengruppen entwerfen und dadurch einen gewiss nicht unwich- tigen Beitrag zur Pflanzenphysiognomik jener Länder liefern; L. Martin dagegen, durch jahrelange Praxis in der Daguerreotypie geübt, sich angelegen sein lassen, Landschaften, namentlich aber Portraits und Gruppen von Indianern etc. durch das Daguerreotyp aufzunehmen. Ausserdem sind wir gern bereit, jegliche andere Wünsche in Bezug auf unsere Reise entgegen zu nehmen und wenn irgend mög- lich, zu realisiren, wie z. B. das Sammeln von Geräthschaften und Waffen der verschiedenen Indianerstämme, so wie andere in das Fach der Ethnographie schlagende Gegenstände. Herr A. v. Humboldt, dem über dieses Unternehmen Mitthei-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Befürwortung der geplanten naturwissenschaftlichen Forschungsreise von Carl Ferdinand Appuhn und Leopold Martin nach Südamerika]. In: Flora oder allgemeine botanische Zeitung, Bd. 2 (1848), S. 607, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_befuerwortung_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.