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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276.

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durch die glühenden Materien, welche der Vesuv
in sich schliesst, lässt sie sich nicht erklären. Denn
gesetzt, es sey richtig, dass die Hitze die Kraft eines
Magnets zerstöre, so ist doch ein Vulkan ein blo-
sser Punkt auf der Erde, und die Einwirkung des
magnetischen Kerns der Erde würde auf dieselbe
Art in das Innere des Vulkans dringen, und sich
über dasselbe hinaus verbreiten, wie sie in den
Raum, der sich über der Oberfläche der Erde befin-
det, eindringt, und sich durch denselben fortpflanzt.

Wir wollen zuletzt noch einen allgemeinen Ue-
berblick unsrer Beobachtungen von Berlin bis Nea-
pel nehmen.

Die Spalte der folgenden Tabelle, welche die
Zeit angiebt, die auf 60 horizontale Schwingun-
gen hinging, zeigt, dass diese Zeit zugleich mit
der Breite abnimmt. Sie betrug in Berlin 316"",5,
in Paris 314", in Mailand 295",5, in Rom 281",8,
und in Neapel selbst nur 279". Augenscheinlich
wächst also die horizontale Kraft von Berlin ab im-
mer mehr, wenn man sich dem magnetischen Ae-
quator nähert. Dieses muss im Ganzen stets der
Fall seyn; immer muss im Ganzen die Stärke der
horizontalen magnetischen Kräfte in höhern Breiten
kleiner seyn; doch liesse sich denken, dass vermö-
ge des uns noch unbekannten Gesetzes des Erd-Ma-
gnetismus, ein Maximum der horizontalen Kraft in
irgend einer Breite Statt fände. Die Lage eines sol-
chen Punktes würde für die Auffindung jenes Ge-
setzes wichtig seyn. Unsern Beobachtungen zu Fol-

durch die glühenden Materien, welche der Veſuv
in ſich ſchlieſst, läſst ſie ſich nicht erklären. Denn
geſetzt, es ſey richtig, daſs die Hitze die Kraft eines
Magnets zerſtöre, ſo iſt doch ein Vulkan ein blo-
ſser Punkt auf der Erde, und die Einwirkung des
magnetiſchen Kerns der Erde würde auf dieſelbe
Art in das Innere des Vulkans dringen, und ſich
über daſſelbe hinaus verbreiten, wie ſie in den
Raum, der ſich über der Oberfläche der Erde befin-
det, eindringt, und ſich durch denſelben fortpflanzt.

Wir wollen zuletzt noch einen allgemeinen Ue-
berblick unſrer Beobachtungen von Berlin bis Nea-
pel nehmen.

Die Spalte der folgenden Tabelle, welche die
Zeit angiebt, die auf 60 horizontale Schwingun-
gen hinging, zeigt, daſs dieſe Zeit zugleich mit
der Breite abnimmt. Sie betrug in Berlin 316″″,5,
in Paris 314″, in Mailand 295″,5, in Rom 281″,8,
und in Neapel ſelbſt nur 279″. Augenſcheinlich
wächſt alſo die horizontale Kraft von Berlin ab im-
mer mehr, wenn man ſich dem magnetiſchen Ae-
quator nähert. Dieſes muſs im Ganzen ſtets der
Fall ſeyn; immer muſs im Ganzen die Stärke der
horizontalen magnetiſchen Kräfte in höhern Breiten
kleiner ſeyn; doch lieſse ſich denken, daſs vermö-
ge des uns noch unbekannten Geſetzes des Erd-Ma-
gnetismus, ein Maximum der horizontalen Kraft in
irgend einer Breite Statt fände. Die Lage eines ſol-
chen Punktes würde für die Auffindung jenes Ge-
ſetzes wichtig ſeyn. Unſern Beobachtungen zu Fol-

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[274/0018] durch die glühenden Materien, welche der Veſuv in ſich ſchlieſst, läſst ſie ſich nicht erklären. Denn geſetzt, es ſey richtig, daſs die Hitze die Kraft eines Magnets zerſtöre, ſo iſt doch ein Vulkan ein blo- ſser Punkt auf der Erde, und die Einwirkung des magnetiſchen Kerns der Erde würde auf dieſelbe Art in das Innere des Vulkans dringen, und ſich über daſſelbe hinaus verbreiten, wie ſie in den Raum, der ſich über der Oberfläche der Erde befin- det, eindringt, und ſich durch denſelben fortpflanzt. Wir wollen zuletzt noch einen allgemeinen Ue- berblick unſrer Beobachtungen von Berlin bis Nea- pel nehmen. Die Spalte der folgenden Tabelle, welche die Zeit angiebt, die auf 60 horizontale Schwingun- gen hinging, zeigt, daſs dieſe Zeit zugleich mit der Breite abnimmt. Sie betrug in Berlin 316″″,5, in Paris 314″, in Mailand 295″,5, in Rom 281″,8, und in Neapel ſelbſt nur 279″. Augenſcheinlich wächſt alſo die horizontale Kraft von Berlin ab im- mer mehr, wenn man ſich dem magnetiſchen Ae- quator nähert. Dieſes muſs im Ganzen ſtets der Fall ſeyn; immer muſs im Ganzen die Stärke der horizontalen magnetiſchen Kräfte in höhern Breiten kleiner ſeyn; doch lieſse ſich denken, daſs vermö- ge des uns noch unbekannten Geſetzes des Erd-Ma- gnetismus, ein Maximum der horizontalen Kraft in irgend einer Breite Statt fände. Die Lage eines ſol- chen Punktes würde für die Auffindung jenes Ge- ſetzes wichtig ſeyn. Unſern Beobachtungen zu Fol-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276, hier S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808/18>, abgerufen am 21.11.2024.