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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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Die Schnelligkeit, mit welcher so oft auf der hohen Ebene, ohne alle Veränderung in der Richtung des Windes, wohl durch senkrechte Luftströme und durch Wechsel in der electrischen Spannung der Atmosphäre, dichte Nebel (Paramitos) auf die größte Heiterkeit plötzlich folgen, macht dort trigonometrische Messungen und astronomische Beobachtungen sehr unbequem. Oft ist man in einer Stunde mehrmals abwechselnd in diese Nebel gehüllt. Auch ist der Anblick der Zahlen, welche die mittleren Temperatur-Verhältnisse ausdrücken, dort erfreulicher als der Lebensgenuß, den man von dem sogenannten ewigen Frühlings-Klima, d. h. von der Gesammtheit der Modificationen des Luftkreises, in den hohen Ebenen der Tropen empfängt. Die mittlere Jahreswärme von Bogota ist nach der Centesimal-Eintheilung des Thermometers 14°,5; also 3 Grad kälter als in Popayan und selbst 7/10 Grad kälter als in Quito.1 Das letztere Verhältniß ist sehr auffallend; denn Bogota liegt zwar 2556 Fuß höher als Popayan, aber noch 850 Fuß niedriger als Quito. Ist es nur die geschütztere Lage in einem engen Thale am Fuß des Vulkans von Pichincha, welche der Stadt Quito (trotz ihrer Höhe) ein minder kaltes Klima giebt? Auffallend scheint es freilich, daß Boussingault, welcher die mittlere Luftwärme unter den Tropen sehr scharfsinnig nach der Boden-Temperatur in sehr geringer Tiefe mißt, für Quito, Riobamba und Lactacunga statt 14° oder 13°,5 zwischen 15°,2 und 16°,4 findet. Ueberall

1 Ich folge der sehr genauen Arbeit von Boussingault, die in den Annales de Chimie, Juillet 1833 enthalten ist. Ich selbst fand ehemals für Bogota 14°,3; für Popayan 18°,7; für Quito 14°,4. Siehe mein Memoire sur la distribution de la chaleur et sur les lignes isothermes in den Mem. de la Societe d'Arcueil T. III. 1817 p. 529.

Die Schnelligkeit, mit welcher so oft auf der hohen Ebene, ohne alle Veränderung in der Richtung des Windes, wohl durch senkrechte Luftströme und durch Wechsel in der electrischen Spannung der Atmosphäre, dichte Nebel (Paramitos) auf die größte Heiterkeit plötzlich folgen, macht dort trigonometrische Messungen und astronomische Beobachtungen sehr unbequem. Oft ist man in einer Stunde mehrmals abwechselnd in diese Nebel gehüllt. Auch ist der Anblick der Zahlen, welche die mittleren Temperatur-Verhältnisse ausdrücken, dort erfreulicher als der Lebensgenuß, den man von dem sogenannten ewigen Frühlings-Klima, d. h. von der Gesammtheit der Modificationen des Luftkreises, in den hohen Ebenen der Tropen empfängt. Die mittlere Jahreswärme von Bogota ist nach der Centesimal-Eintheilung des Thermometers 14°,5; also 3 Grad kälter als in Popayan und selbst 7/10 Grad kälter als in Quito.1 Das letztere Verhältniß ist sehr auffallend; denn Bogota liegt zwar 2556 Fuß höher als Popayan, aber noch 850 Fuß niedriger als Quito. Ist es nur die geschütztere Lage in einem engen Thale am Fuß des Vulkans von Pichincha, welche der Stadt Quito (trotz ihrer Höhe) ein minder kaltes Klima giebt? Auffallend scheint es freilich, daß Boussingault, welcher die mittlere Luftwärme unter den Tropen sehr scharfsinnig nach der Boden-Temperatur in sehr geringer Tiefe mißt, für Quito, Riobamba und Lactacunga statt 14° oder 13°,5 zwischen 15°,2 und 16°,4 findet. Ueberall

1 Ich folge der sehr genauen Arbeit von Boussingault, die in den Annales de Chimie, Juillet 1833 enthalten ist. Ich selbst fand ehemals für Bogota 14°,3; für Popayan 18°,7; für Quito 14°,4. Siehe mein Mémoire sur la distribution de la chaleur et sur les lignes isothermes in den Mém. de la Société d'Arcueil T. III. 1817 p. 529.
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[110/0012] Die Schnelligkeit, mit welcher so oft auf der hohen Ebene, ohne alle Veränderung in der Richtung des Windes, wohl durch senkrechte Luftströme und durch Wechsel in der electrischen Spannung der Atmosphäre, dichte Nebel (Paramitos) auf die größte Heiterkeit plötzlich folgen, macht dort trigonometrische Messungen und astronomische Beobachtungen sehr unbequem. Oft ist man in einer Stunde mehrmals abwechselnd in diese Nebel gehüllt. Auch ist der Anblick der Zahlen, welche die mittleren Temperatur-Verhältnisse ausdrücken, dort erfreulicher als der Lebensgenuß, den man von dem sogenannten ewigen Frühlings-Klima, d. h. von der Gesammtheit der Modificationen des Luftkreises, in den hohen Ebenen der Tropen empfängt. Die mittlere Jahreswärme von Bogota ist nach der Centesimal-Eintheilung des Thermometers 14°,5; also 3 Grad kälter als in Popayan und selbst 7/10 Grad kälter als in Quito. 1 Das letztere Verhältniß ist sehr auffallend; denn Bogota liegt zwar 2556 Fuß höher als Popayan, aber noch 850 Fuß niedriger als Quito. Ist es nur die geschütztere Lage in einem engen Thale am Fuß des Vulkans von Pichincha, welche der Stadt Quito (trotz ihrer Höhe) ein minder kaltes Klima giebt? Auffallend scheint es freilich, daß Boussingault, welcher die mittlere Luftwärme unter den Tropen sehr scharfsinnig nach der Boden-Temperatur in sehr geringer Tiefe mißt, für Quito, Riobamba und Lactacunga statt 14° oder 13°,5 zwischen 15°,2 und 16°,4 findet. Ueberall 1 Ich folge der sehr genauen Arbeit von Boussingault, die in den Annales de Chimie, Juillet 1833 enthalten ist. Ich selbst fand ehemals für Bogota 14°,3; für Popayan 18°,7; für Quito 14°,4. S. mein Mémoire sur la distribution de la chaleur et sur les lignes isothermes in den Mém. de la Société d'Arcueil T. III. 1817 p. 529.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/12>, abgerufen am 23.11.2024.