Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.unabsehbare Ebene, in welcher Cheno-podium Quinoa, Kartoffeln und Weizen (dieser funfzehn bis zwanzigfältiges Korn gebend) sorgsam angebaut werden. Einzelne niedrige Hügel wie der Cerro de Suba und Cerro de Facatativa, stehen als Inseln zerstreut auf dem alten Seeboden. Bis zur Hauptstadt hat man volle vier Meilen. Die Mitte der Hochebene ist etwas gesengt und sumpfig. Hier liegt das Dorf Funzha, unter der spanischen Herrschaft einst Bogota genannt: ein Dorf, das vor der Conquista der Hauptsitz der alten Schibschas oder Muyscas war. Seit der Revolution und Unabhängigkeit von Neu-Granada oder Cundinamarca hat man die geographischen Benennungen geändert. Der Name des Dorfes Bogota ist auf die Hauptstadt übergegangen, die von ihrem ersten Gründer, Gonzalo Ximenez de Quesada, (weil er aus Santa Fe in der schönen Vega de Granada gebürtig war) Santa Fe de Bogota genannt wurde. In der neuen Ordnung der Dinge wollte man, wie bei allen Colonial-Revolutionen, die Erinnerung an das Mutterland vertilgen. Das Gebiet durfte nicht mehr Neu-Granada, die Hauptstadt nicht mehr Santa Fe heißen. Dem Lande wurde der indische Namen Cundinamarca gegeben; ich glaube, nicht sehr sprachrichtig, denn der älteste Name unter der Herrschaft des Zaque war Cundirumarca.1 Ich folge der neuen, jetzt allgemein angenommenen geographischen Nomenclatur. 1 Herrera, Hist. general de los hechos de los Castellanos Dec. V. libro 7 (vergleiche Joaquin Acosta, Compendio historico del descubr. de la Nueva Granada 1848 p. 189). Der Name Cunturmarca, welcher sich auf den Cuntur- oder Condor-Geier bezieht, bei Garcilaso Commentarios Reales lib. VIII cap. 2, hat mit jenem Namen des Landes, Cundi-rumarca, nichts gemein.
unabsehbare Ebene, in welcher Cheno-podium Quinoa, Kartoffeln und Weizen (dieser funfzehn bis zwanzigfältiges Korn gebend) sorgsam angebaut werden. Einzelne niedrige Hügel wie der Cerro de Suba und Cerro de Facatativa, stehen als Inseln zerstreut auf dem alten Seeboden. Bis zur Hauptstadt hat man volle vier Meilen. Die Mitte der Hochebene ist etwas gesengt und sumpfig. Hier liegt das Dorf Funzha, unter der spanischen Herrschaft einst Bogota genannt: ein Dorf, das vor der Conquista der Hauptsitz der alten Schibschas oder Muyscas war. Seit der Revolution und Unabhängigkeit von Neu-Granada oder Cundinamarca hat man die geographischen Benennungen geändert. Der Name des Dorfes Bogota ist auf die Hauptstadt übergegangen, die von ihrem ersten Gründer, Gonzalo Ximenez de Quesada, (weil er aus Santa Fé in der schönen Vega de Granada gebürtig war) Santa Fé de Bogota genannt wurde. In der neuen Ordnung der Dinge wollte man, wie bei allen Colonial-Revolutionen, die Erinnerung an das Mutterland vertilgen. Das Gebiet durfte nicht mehr Neu-Granada, die Hauptstadt nicht mehr Santa Fé heißen. Dem Lande wurde der indische Namen Cundinamarca gegeben; ich glaube, nicht sehr sprachrichtig, denn der älteste Name unter der Herrschaft des Zaque war Cundirumarca.1 Ich folge der neuen, jetzt allgemein angenommenen geographischen Nomenclatur. 1 Herrera, Hist. general de los hechos de los Castellanos Dec. V. libro 7 (vergleiche Joaquin Acosta, Compendio historico del descubr. de la Nueva Granada 1848 p. 189). Der Name Cunturmarca, welcher sich auf den Cuntur- oder Condor-Geier bezieht, bei Garcilaso Commentarios Reales lib. VIII cap. 2, hat mit jenem Namen des Landes, Cundi-rumarca, nichts gemein.
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1 Herrera, Hist. general de los hechos de los Castellanos Dec. V. libro 7 (vergl. Joaquin Acosta, Compendio historico del descubr. de la Nueva Granada 1848 p. 189). Der Name Cunturmarca, welcher sich auf den Cuntur- oder Condor-Geier bezieht, bei Garcilaso Commentarios Reales lib. VIII cap. 2, hat mit jenem Namen des Landes, Cundi-rumarca, nichts gemein.
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