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Humboldt, Alexander von: Über die Chinawälder in Südamerika. In: Magazin für die neusten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, 1. Jg. (1807), S. 57-68, 104-120.

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in Südamerika.
Wissenschaften den Namen Bonplandia*) beigelegt hat. Dieser Name
meines Reisegefährten ist der Cuspapflanze geblieben, da wir die von
Cavanilles aufgestellte mexikanischen Bonplandia geminiflora in Cal-
dasia heterophylla
verwandelt haben.

Von der Cinchona ist ebenfalls verschieden die China von Cumana,
welche unter dem Namen Cascarilla de Nueva Andalusia seit 4 bis 5
Jahren durch den thätigen Gouverneur Don Vincente Emparan nach
Spanien gesandt worden ist. Ein Chemiker würde diese Cusparinde
schwerlich von wahrer Fieberrinde unterscheiden können. Sie ist ein
vortreffliches fieberheilendes Mittel. Ohnerachtet wir die Cuspabäume
von Rio Manzanario bei Cumana fast ein Jahr lang beobachtet haben,
so ist es uns doch leider nie geglückt ihre Blüthe zu finden. Wir wissen
daher nicht, in welchem Kennzeichen sich das genus von Cinchona und
Bonplandia unterscheidet, doch macht der Mangel von stipulis, der
Blätterstand und der ganze habitus es mehr als wahrscheinlich, dass
die Cuspa keine Cinchona ist. Die Abwesenheit der Afterblätter ist be-
sonders auffallend. Trotz der folia alterna könnte indess die China von
Cumana doch wohl Cinchona seyn, wie Cornus alternifolia isolirt zwi-
schen zwölf Cornusarten foliis oppositis steht.

Sehr zweifelhaft ist uns ebenfalls geblieben, ob die Chinarinde von
Atacamez, einem Dorfe das westlich von der Villa de Ibarra an der
Küste der Südsee zwischen Rio verde und Rio Esmeraldita gelegen ist,
von einer Cinchonaart geliefert wird. Die Blüthe dieser Atacamezrinde,
welche wir bei unserm Aufenthalt in der Stadt Popayan haben kennen
gelernt, ist noch von keinem Botaniker untersucht worden. Herr Brown,
der lange vor uns, 1793 in der Südsee war, hat bereits in Lamberts Mo-
nographie der Cinchona**) einige Nachricht von dieser neuen China-
rinde heisser Erdstriche gegeben. Er nennt sie aus geographischer Un-
kunde oder durch Verunstaltung des Namens, Bark of Tecamez statt
Cascarilla of Atacamez.

Eine vierte Pflanzengattung, welche Chinarinde, wenn gleich von
geringer Heilkraft giebt, ist das genus Cosmibuena der Flora Peruviana.
Daher gehört Cinchona longiflora Mutis, oder Cinchona grandiflora
Ruiz,
ein Baum von grosser Schönheit, den wir oft in tiefen heissen Thä-
lern mit schönen duftenden Blüthen prangen gesehen. Die Staubfäden
liegen tief in dem tubus corollae versteckt, und die Frucht ist der der
andern Cinchonaarten so ähnlich, dass das genus Cosmibuena wohl schwer-
lich als ein eigenes bestehen kann.

*) Samml. deutscher Abhandl. für 1801 und 1802, S. 36.
**) Lambert p. 30.

in Südamerika.
Wissenschaften den Namen Bonplandia*) beigelegt hat. Dieser Name
meines Reisegefährten ist der Cuspapflanze geblieben, da wir die von
Cavanilles aufgestellte mexikanischen Bonplandia geminiflora in Cal-
dasia heterophylla
verwandelt haben.

Von der Cinchona ist ebenfalls verschieden die China von Cumana,
welche unter dem Namen Cascarilla de Nueva Andalusia seit 4 bis 5
Jahren durch den thätigen Gouverneur Don Vincente Emparan nach
Spanien gesandt worden ist. Ein Chemiker würde diese Cusparinde
schwerlich von wahrer Fieberrinde unterscheiden können. Sie ist ein
vortreffliches fieberheilendes Mittel. Ohnerachtet wir die Cuspabäume
von Rio Manzanario bei Cumana fast ein Jahr lang beobachtet haben,
so ist es uns doch leider nie geglückt ihre Blüthe zu finden. Wir wissen
daher nicht, in welchem Kennzeichen sich das genus von Cinchona und
Bonplandia unterscheidet, doch macht der Mangel von stipulis, der
Blätterstand und der ganze habitus es mehr als wahrscheinlich, daſs
die Cuspa keine Cinchona ist. Die Abwesenheit der Afterblätter ist be-
sonders auffallend. Trotz der folia alterna könnte indeſs die China von
Cumana doch wohl Cinchona seyn, wie Cornus alternifolia isolirt zwi-
schen zwölf Cornusarten foliis oppositis steht.

Sehr zweifelhaft ist uns ebenfalls geblieben, ob die Chinarinde von
Atacamez, einem Dorfe das westlich von der Villa de Ibarra an der
Küste der Südsee zwischen Rio verde und Rio Esmeraldita gelegen ist,
von einer Cinchonaart geliefert wird. Die Blüthe dieser Atacamezrinde,
welche wir bei unserm Aufenthalt in der Stadt Popayan haben kennen
gelernt, ist noch von keinem Botaniker untersucht worden. Herr Brown,
der lange vor uns, 1793 in der Südsee war, hat bereits in Lamberts Mo-
nographie der Cinchona**) einige Nachricht von dieser neuen China-
rinde heiſser Erdstriche gegeben. Er nennt sie aus geographischer Un-
kunde oder durch Verunstaltung des Namens, Bark of Tecamez statt
Cascarilla of Atacamez.

Eine vierte Pflanzengattung, welche Chinarinde, wenn gleich von
geringer Heilkraft giebt, ist das genus Cosmibuena der Flora Peruviana.
Daher gehört Cinchona longiflora Mutis, oder Cinchona grandiflora
Ruiz,
ein Baum von groſser Schönheit, den wir oft in tiefen heiſsen Thä-
lern mit schönen duftenden Blüthen prangen gesehen. Die Staubfäden
liegen tief in dem tubus corollae versteckt, und die Frucht ist der der
andern Cinchonaarten so ähnlich, daſs das genus Cosmibuena wohl schwer-
lich als ein eigenes bestehen kann.

*) Samml. deutscher Abhandl. für 1801 und 1802, S. 36.
**) Lambert p. 30.
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[107/0017] in Südamerika. Wissenschaften den Namen Bonplandia *) beigelegt hat. Dieser Name meines Reisegefährten ist der Cuspapflanze geblieben, da wir die von Cavanilles aufgestellte mexikanischen Bonplandia geminiflora in Cal- dasia heterophylla verwandelt haben. Von der Cinchona ist ebenfalls verschieden die China von Cumana, welche unter dem Namen Cascarilla de Nueva Andalusia seit 4 bis 5 Jahren durch den thätigen Gouverneur Don Vincente Emparan nach Spanien gesandt worden ist. Ein Chemiker würde diese Cusparinde schwerlich von wahrer Fieberrinde unterscheiden können. Sie ist ein vortreffliches fieberheilendes Mittel. Ohnerachtet wir die Cuspabäume von Rio Manzanario bei Cumana fast ein Jahr lang beobachtet haben, so ist es uns doch leider nie geglückt ihre Blüthe zu finden. Wir wissen daher nicht, in welchem Kennzeichen sich das genus von Cinchona und Bonplandia unterscheidet, doch macht der Mangel von stipulis, der Blätterstand und der ganze habitus es mehr als wahrscheinlich, daſs die Cuspa keine Cinchona ist. Die Abwesenheit der Afterblätter ist be- sonders auffallend. Trotz der folia alterna könnte indeſs die China von Cumana doch wohl Cinchona seyn, wie Cornus alternifolia isolirt zwi- schen zwölf Cornusarten foliis oppositis steht. Sehr zweifelhaft ist uns ebenfalls geblieben, ob die Chinarinde von Atacamez, einem Dorfe das westlich von der Villa de Ibarra an der Küste der Südsee zwischen Rio verde und Rio Esmeraldita gelegen ist, von einer Cinchonaart geliefert wird. Die Blüthe dieser Atacamezrinde, welche wir bei unserm Aufenthalt in der Stadt Popayan haben kennen gelernt, ist noch von keinem Botaniker untersucht worden. Herr Brown, der lange vor uns, 1793 in der Südsee war, hat bereits in Lamberts Mo- nographie der Cinchona **) einige Nachricht von dieser neuen China- rinde heiſser Erdstriche gegeben. Er nennt sie aus geographischer Un- kunde oder durch Verunstaltung des Namens, Bark of Tecamez statt Cascarilla of Atacamez. Eine vierte Pflanzengattung, welche Chinarinde, wenn gleich von geringer Heilkraft giebt, ist das genus Cosmibuena der Flora Peruviana. Daher gehört Cinchona longiflora Mutis, oder Cinchona grandiflora Ruiz, ein Baum von groſser Schönheit, den wir oft in tiefen heiſsen Thä- lern mit schönen duftenden Blüthen prangen gesehen. Die Staubfäden liegen tief in dem tubus corollae versteckt, und die Frucht ist der der andern Cinchonaarten so ähnlich, daſs das genus Cosmibuena wohl schwer- lich als ein eigenes bestehen kann. *) Samml. deutscher Abhandl. für 1801 und 1802, S. 36. **) Lambert p. 30.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Chinawälder in Südamerika. In: Magazin für die neusten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, 1. Jg. (1807), S. 57-68, 104-120, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_chinawaelder_1807/17>, abgerufen am 21.11.2024.