Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Auszug aus einem Briefe des Hrn. v. Humboldt an Hrn. Fourcroy. In: Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rücksicht auf die dazu gehörigen Hülfswissenschaften. Bd. 4 (1802) S. 188-195.

Bild:
<< vorherige Seite

Wir haben Ihnen den Milchsaft eines Bau-
mes geschickt welchen die Indianer die Kuh
nennen, weil sie die Milch davon trinken die nicht
schädlich sondern vielmehr sehr nährend ist. Mit
Hülfe der Salpetersäure habe ich Caoutchouc oder
Federharz daraus bereitet. Unter das für Sie
bestimmte mischte ich etwas Soda und zwar ganz
nach den Grundsätzen die Sie selbst davon aufge-
stellt haben. *)

Ich habe auch versucht Ihnen das Curare
oder das berüchtigte Gift der Indianer vom schwar-
zen Fluß, in seiner ganzen Reinigkeit, zu verschaf-
fen. Ich machte ausdrücklich deshalb eine Reise
nach Esmaralda um die Pflanze zu sehen welche
diesen Saft liefert. Unglücklicherweise aber stand
sie nicht in der Blüthe. Ich werde Ihnen ein
andermal die genaue Bereitungsart dieses Giftes
mittheilen, wie sie bey den Catarapeici- und
Magnixitases-Indianern gewöhnlich ist. Hier
nur einiges: Die Pflanze die das Gift enthält
heißt Maracury, ich sende Ihnen hier die Zweige
dieser Liana; sie wächset sparsam zwischen den

Gra-
*) Fourcroy hatte vorgeschlagen den Saft der
Hevea den man in Flaschen versenden wollte, mit
ätzendem Laugensalze zu verbinden um den Nieder-
schlag des Caoutchouc zu verhüten.

Wir haben Ihnen den Milchſaft eines Bau-
mes geſchickt welchen die Indianer die Kuh
nennen, weil ſie die Milch davon trinken die nicht
ſchaͤdlich ſondern vielmehr ſehr naͤhrend iſt. Mit
Huͤlfe der Salpeterſaͤure habe ich Caoutchouc oder
Federharz daraus bereitet. Unter das fuͤr Sie
beſtimmte miſchte ich etwas Soda und zwar ganz
nach den Grundſaͤtzen die Sie ſelbſt davon aufge-
ſtellt haben. *)

Ich habe auch verſucht Ihnen das Curare
oder das beruͤchtigte Gift der Indianer vom ſchwar-
zen Fluß, in ſeiner ganzen Reinigkeit, zu verſchaf-
fen. Ich machte ausdruͤcklich deshalb eine Reiſe
nach Esmaralda um die Pflanze zu ſehen welche
dieſen Saft liefert. Ungluͤcklicherweiſe aber ſtand
ſie nicht in der Bluͤthe. Ich werde Ihnen ein
andermal die genaue Bereitungsart dieſes Giftes
mittheilen, wie ſie bey den Catarapeici- und
Magnixitaſes-Indianern gewoͤhnlich iſt. Hier
nur einiges: Die Pflanze die das Gift enthaͤlt
heißt Maracury, ich ſende Ihnen hier die Zweige
dieſer Liana; ſie waͤchſet ſparſam zwiſchen den

Gra-
*) Fourcroy hatte vorgeſchlagen den Saft der
Hevea den man in Flaſchen verſenden wollte, mit
aͤtzendem Laugenſalze zu verbinden um den Nieder-
ſchlag des Caoutchouc zu verhuͤten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0004" n="190"/>
        <p>Wir haben Ihnen den Milch&#x017F;aft eines Bau-<lb/>
mes ge&#x017F;chickt welchen die Indianer die <hi rendition="#g">Kuh</hi><lb/>
nennen, weil &#x017F;ie die Milch davon trinken die nicht<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;ehr na&#x0364;hrend i&#x017F;t. Mit<lb/>
Hu&#x0364;lfe der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure habe ich Caoutchouc oder<lb/>
Federharz daraus bereitet. Unter das fu&#x0364;r Sie<lb/>
be&#x017F;timmte mi&#x017F;chte ich etwas Soda und zwar ganz<lb/>
nach den Grund&#x017F;a&#x0364;tzen die Sie &#x017F;elb&#x017F;t davon aufge-<lb/>
&#x017F;tellt haben. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Fourcroy</hi> hatte vorge&#x017F;chlagen den Saft der<lb/><hi rendition="#aq">Hevea</hi> den man in Fla&#x017F;chen ver&#x017F;enden wollte, mit<lb/>
a&#x0364;tzendem Laugen&#x017F;alze zu verbinden um den Nieder-<lb/>
&#x017F;chlag des Caoutchouc zu verhu&#x0364;ten.</note></p><lb/>
        <p>Ich habe auch ver&#x017F;ucht Ihnen das <hi rendition="#g">Curare</hi><lb/>
oder das beru&#x0364;chtigte Gift der Indianer vom &#x017F;chwar-<lb/>
zen Fluß, in &#x017F;einer ganzen Reinigkeit, zu ver&#x017F;chaf-<lb/>
fen. Ich machte ausdru&#x0364;cklich deshalb eine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Esmaralda um die Pflanze zu &#x017F;ehen welche<lb/>
die&#x017F;en Saft liefert. Unglu&#x0364;cklicherwei&#x017F;e aber &#x017F;tand<lb/>
&#x017F;ie nicht in der Blu&#x0364;the. Ich werde Ihnen ein<lb/>
andermal die genaue Bereitungsart die&#x017F;es Giftes<lb/>
mittheilen, wie &#x017F;ie bey den Catarapeici- und<lb/>
Magnixita&#x017F;es-Indianern gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t. Hier<lb/>
nur einiges: Die Pflanze die das Gift entha&#x0364;lt<lb/>
heißt Maracury, ich &#x017F;ende Ihnen hier die Zweige<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#g">Liana</hi>; &#x017F;ie wa&#x0364;ch&#x017F;et &#x017F;par&#x017F;am zwi&#x017F;chen den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gra-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0004] Wir haben Ihnen den Milchſaft eines Bau- mes geſchickt welchen die Indianer die Kuh nennen, weil ſie die Milch davon trinken die nicht ſchaͤdlich ſondern vielmehr ſehr naͤhrend iſt. Mit Huͤlfe der Salpeterſaͤure habe ich Caoutchouc oder Federharz daraus bereitet. Unter das fuͤr Sie beſtimmte miſchte ich etwas Soda und zwar ganz nach den Grundſaͤtzen die Sie ſelbſt davon aufge- ſtellt haben. *) Ich habe auch verſucht Ihnen das Curare oder das beruͤchtigte Gift der Indianer vom ſchwar- zen Fluß, in ſeiner ganzen Reinigkeit, zu verſchaf- fen. Ich machte ausdruͤcklich deshalb eine Reiſe nach Esmaralda um die Pflanze zu ſehen welche dieſen Saft liefert. Ungluͤcklicherweiſe aber ſtand ſie nicht in der Bluͤthe. Ich werde Ihnen ein andermal die genaue Bereitungsart dieſes Giftes mittheilen, wie ſie bey den Catarapeici- und Magnixitaſes-Indianern gewoͤhnlich iſt. Hier nur einiges: Die Pflanze die das Gift enthaͤlt heißt Maracury, ich ſende Ihnen hier die Zweige dieſer Liana; ſie waͤchſet ſparſam zwiſchen den Gra- *) Fourcroy hatte vorgeſchlagen den Saft der Hevea den man in Flaſchen verſenden wollte, mit aͤtzendem Laugenſalze zu verbinden um den Nieder- ſchlag des Caoutchouc zu verhuͤten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_fourcroy_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_fourcroy_1802/4
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Auszug aus einem Briefe des Hrn. v. Humboldt an Hrn. Fourcroy. In: Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rücksicht auf die dazu gehörigen Hülfswissenschaften. Bd. 4 (1802) S. 188-195, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_fourcroy_1802/4>, abgerufen am 21.11.2024.