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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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(welche mit einem Gemische von 2 Theilen Lebensluft
und einem Theil atmosphärischer Luft gefüllt war) be-
reit. Der Augenblick des Aufmachens war, ich geste-
he es Ihnen, über unsere Erwartung schrecklich. Ich
war mehrmahls dabey, als mir Retorten mit dephlo-
gistischer Salzsäure sprangen, aber Herr Killinger kann
Ihnen wie ich versichern, daß jene Säure ein beleben-
der Hauch gegen das ist, was wir hier einschluckten.
Denken Sie sich eine krüppeliche Strecke, die kaum
3/4 Lachter hoch und 1/2 Lachter weit ist; und eine Sän-
le schwarzen Kohlendampfs, welche aus dem alten
Orte uns entgegen fuhr, um nach dem weit ent-
fernten Tannenschachte zu ziehen. Alle Grubenlich-
ter verlöschten, als wären sie ausgeblasen, aber meine
Lebensluftlampe loderte hoch auf. Ein unartiger Zu-
ruf der freudigsten Verwunderung war alles, was wir
vorbringen konnten. Der Schmerz im Halse und
in den Augen war unerträglich. Wir ließen die
Maschine hinter der Blende stehen, und waren, ein
jeder auf unsere Flucht bedacht. Als ich mich bereits
in einer etwas erträglichern Atmosphäre befand, vermißte
ich Hrn. Killinger, der zunächst hinter mir gefahren war.
Ich rief ihn zu, sich schleunigst aus dem Dampfe her-
auszumachen. Auch war meine Besorgniß für ihn
sehr gegründet, denn der Dampf hatte bey ge-
hemmter Respiration ihn dergestalt betäubt, daß er ei-
nige Secunden lang unbeweglich da stand. Endlich
neigte er sich mit dem Munde gegen die Wasserseige
weil er dort Linderung hoffte, und raffte seine letzten
Kräfte zusammen, um mir nachzufahren.

Wir

(welche mit einem Gemiſche von 2 Theilen Lebensluft
und einem Theil atmoſphaͤriſcher Luft gefuͤllt war) be-
reit. Der Augenblick des Aufmachens war, ich geſte-
he es Ihnen, uͤber unſere Erwartung ſchrecklich. Ich
war mehrmahls dabey, als mir Retorten mit dephlo-
giſtiſcher Salzſaͤure ſprangen, aber Herr Killinger kann
Ihnen wie ich verſichern, daß jene Saͤure ein beleben-
der Hauch gegen das iſt, was wir hier einſchluckten.
Denken Sie ſich eine kruͤppeliche Strecke, die kaum
¾ Lachter hoch und ½ Lachter weit iſt; und eine Saͤn-
le ſchwarzen Kohlendampfs, welche aus dem alten
Orte uns entgegen fuhr, um nach dem weit ent-
fernten Tannenſchachte zu ziehen. Alle Grubenlich-
ter verloͤſchten, als waͤren ſie ausgeblaſen, aber meine
Lebensluftlampe loderte hoch auf. Ein unartiger Zu-
ruf der freudigſten Verwunderung war alles, was wir
vorbringen konnten. Der Schmerz im Halſe und
in den Augen war unertraͤglich. Wir ließen die
Maſchine hinter der Blende ſtehen, und waren, ein
jeder auf unſere Flucht bedacht. Als ich mich bereits
in einer etwas ertraͤglichern Atmoſphaͤre befand, vermißte
ich Hrn. Killinger, der zunaͤchſt hinter mir gefahren war.
Ich rief ihn zu, ſich ſchleunigſt aus dem Dampfe her-
auszumachen. Auch war meine Beſorgniß fuͤr ihn
ſehr gegruͤndet, denn der Dampf hatte bey ge-
hemmter Reſpiration ihn dergeſtalt betaͤubt, daß er ei-
nige Secunden lang unbeweglich da ſtand. Endlich
neigte er ſich mit dem Munde gegen die Waſſerſeige
weil er dort Linderung hoffte, und raffte ſeine letzten
Kraͤfte zuſammen, um mir nachzufahren.

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[198/0018] (welche mit einem Gemiſche von 2 Theilen Lebensluft und einem Theil atmoſphaͤriſcher Luft gefuͤllt war) be- reit. Der Augenblick des Aufmachens war, ich geſte- he es Ihnen, uͤber unſere Erwartung ſchrecklich. Ich war mehrmahls dabey, als mir Retorten mit dephlo- giſtiſcher Salzſaͤure ſprangen, aber Herr Killinger kann Ihnen wie ich verſichern, daß jene Saͤure ein beleben- der Hauch gegen das iſt, was wir hier einſchluckten. Denken Sie ſich eine kruͤppeliche Strecke, die kaum ¾ Lachter hoch und ½ Lachter weit iſt; und eine Saͤn- le ſchwarzen Kohlendampfs, welche aus dem alten Orte uns entgegen fuhr, um nach dem weit ent- fernten Tannenſchachte zu ziehen. Alle Grubenlich- ter verloͤſchten, als waͤren ſie ausgeblaſen, aber meine Lebensluftlampe loderte hoch auf. Ein unartiger Zu- ruf der freudigſten Verwunderung war alles, was wir vorbringen konnten. Der Schmerz im Halſe und in den Augen war unertraͤglich. Wir ließen die Maſchine hinter der Blende ſtehen, und waren, ein jeder auf unſere Flucht bedacht. Als ich mich bereits in einer etwas ertraͤglichern Atmoſphaͤre befand, vermißte ich Hrn. Killinger, der zunaͤchſt hinter mir gefahren war. Ich rief ihn zu, ſich ſchleunigſt aus dem Dampfe her- auszumachen. Auch war meine Beſorgniß fuͤr ihn ſehr gegruͤndet, denn der Dampf hatte bey ge- hemmter Reſpiration ihn dergeſtalt betaͤubt, daß er ei- nige Secunden lang unbeweglich da ſtand. Endlich neigte er ſich mit dem Munde gegen die Waſſerſeige weil er dort Linderung hoffte, und raffte ſeine letzten Kraͤfte zuſammen, um mir nachzufahren. Wir

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/18>, abgerufen am 21.11.2024.