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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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Empfindlichkeit, für alles haben, was das Wohl einer
arbeitsamen Menschenklasse betrifft, vor Ihnen werde
ich leicht Entschuldigung für den lebhaften Ausdruck
und die Verworrenheit dieser Zeilen finden.

Sie wissen, daß ich mich seit mehreren Jahren mit Ver-
suchen über die Zerlegung der Grubenwetter, und über
die wunderbaren Erscheinungen der unterirdischen Me-
teorologie beschäftige. So interessant es mir an sich
schien, die untersten Schichten der Atmosphäre, wo sie
sich tief in die Spalten der festen Erdrinde einsenkt,
mit der obern Wolkenregion zu vergleichen, und zu
zeigen, wie es in beyden nebelt, blitzt und weht; so
konnte ich mich doch nicht mit einer Untersuchung be-
gnügen, welche zwar mehrere physikalische Kenntnisse
erweitert, aber nicht unmittelbar zum Nutzen des prakti-
schen Bergbaues hinführt. Mein eifrigster Wunsch
war daher nicht, die Mischung der matten oder bösen
Grubenwetter zu kennen, sondern Mittel zu erfinden,
durch welche der Nachtheil für das Leben der Menschen,
und den Betrieb der Gruben gemindert würde; es
kränkte mich oft, wenn ich bedachte, wie riesenmäßig
die Fortschritte sind, welche Physik und Chemie in
neuern Zeiten gemacht, und wie gering der Einfluß
dieser Fortschritte auf die bürgerlichen Gewerbe gewe-
sen sind.

Der hell polirte Bergbauspiegel des trefflichen
Balthasar Rößler ist in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts geschrieben, und enthält das 25ste Kapitel des
2ten Buches nicht fast alles, was wir bis jetzt von den

Wet-

Empfindlichkeit, fuͤr alles haben, was das Wohl einer
arbeitſamen Menſchenklaſſe betrifft, vor Ihnen werde
ich leicht Entſchuldigung fuͤr den lebhaften Ausdruck
und die Verworrenheit dieſer Zeilen finden.

Sie wiſſen, daß ich mich ſeit mehreren Jahren mit Ver-
ſuchen uͤber die Zerlegung der Grubenwetter, und uͤber
die wunderbaren Erſcheinungen der unterirdiſchen Me-
teorologie beſchaͤftige. So intereſſant es mir an ſich
ſchien, die unterſten Schichten der Atmoſphaͤre, wo ſie
ſich tief in die Spalten der feſten Erdrinde einſenkt,
mit der obern Wolkenregion zu vergleichen, und zu
zeigen, wie es in beyden nebelt, blitzt und weht; ſo
konnte ich mich doch nicht mit einer Unterſuchung be-
gnuͤgen, welche zwar mehrere phyſikaliſche Kenntniſſe
erweitert, aber nicht unmittelbar zum Nutzen des prakti-
ſchen Bergbaues hinfuͤhrt. Mein eifrigſter Wunſch
war daher nicht, die Miſchung der matten oder boͤſen
Grubenwetter zu kennen, ſondern Mittel zu erfinden,
durch welche der Nachtheil fuͤr das Leben der Menſchen,
und den Betrieb der Gruben gemindert wuͤrde; es
kraͤnkte mich oft, wenn ich bedachte, wie rieſenmaͤßig
die Fortſchritte ſind, welche Phyſik und Chemie in
neuern Zeiten gemacht, und wie gering der Einfluß
dieſer Fortſchritte auf die buͤrgerlichen Gewerbe gewe-
ſen ſind.

Der hell polirte Bergbauſpiegel des trefflichen
Balthaſar Roͤßler iſt in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts geſchrieben, und enthaͤlt das 25ſte Kapitel des
2ten Buches nicht faſt alles, was wir bis jetzt von den

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[100/0003] Empfindlichkeit, fuͤr alles haben, was das Wohl einer arbeitſamen Menſchenklaſſe betrifft, vor Ihnen werde ich leicht Entſchuldigung fuͤr den lebhaften Ausdruck und die Verworrenheit dieſer Zeilen finden. Sie wiſſen, daß ich mich ſeit mehreren Jahren mit Ver- ſuchen uͤber die Zerlegung der Grubenwetter, und uͤber die wunderbaren Erſcheinungen der unterirdiſchen Me- teorologie beſchaͤftige. So intereſſant es mir an ſich ſchien, die unterſten Schichten der Atmoſphaͤre, wo ſie ſich tief in die Spalten der feſten Erdrinde einſenkt, mit der obern Wolkenregion zu vergleichen, und zu zeigen, wie es in beyden nebelt, blitzt und weht; ſo konnte ich mich doch nicht mit einer Unterſuchung be- gnuͤgen, welche zwar mehrere phyſikaliſche Kenntniſſe erweitert, aber nicht unmittelbar zum Nutzen des prakti- ſchen Bergbaues hinfuͤhrt. Mein eifrigſter Wunſch war daher nicht, die Miſchung der matten oder boͤſen Grubenwetter zu kennen, ſondern Mittel zu erfinden, durch welche der Nachtheil fuͤr das Leben der Menſchen, und den Betrieb der Gruben gemindert wuͤrde; es kraͤnkte mich oft, wenn ich bedachte, wie rieſenmaͤßig die Fortſchritte ſind, welche Phyſik und Chemie in neuern Zeiten gemacht, und wie gering der Einfluß dieſer Fortſchritte auf die buͤrgerlichen Gewerbe gewe- ſen ſind. Der hell polirte Bergbauſpiegel des trefflichen Balthaſar Roͤßler iſt in der Mitte des vorigen Jahr- hunderts geſchrieben, und enthaͤlt das 25ſte Kapitel des 2ten Buches nicht faſt alles, was wir bis jetzt von den Wet-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/3>, abgerufen am 21.11.2024.