Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0021" n="181"/> trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse<lb/> darbieten. Wir nahmen unseren Weg von Quito aus<lb/> gegen Nordwesten, um, neben dem Klostergarten <hi rendition="#i">Reco-<lb/> leccion de la Merced</hi> vorbei, zu dem Wasserfall <hi rendition="#i">Chorro<lb/> de la Cantuna</hi> zu gelangen. Die Recoleccion liegt zwi-<lb/> schen zweien der <hi rendition="#i">Guaycos</hi> oder offenen Spalten von 30<lb/> bis 40 Fuſs Breite, von denen ich oben sprach, und die alle<lb/> dem Berggehänge zulaufen. Beide Spalten vereinigen sich<lb/> etwas nördlich von der Kirche <hi rendition="#i">de la Merced</hi>, wo eine<lb/> Brücke über sie geschlagen ist. Weiter hin, nach dem<lb/> Platze des heiligen Franciscus, werden die Guaycos un-<lb/> sichtbar, da hohe Gebäude durch Wölbungen sie ver-<lb/> decken. Einige dieser Guaycos gleichen mächtigen offenen<lb/> Gängen, 60 bis 80 Fuſs tief. An vielen Punkten sind<lb/> sie, in 30 bis 40 Lachter Länge, gar nicht nach oben geöff-<lb/> net, sondern bilden natürliche Stollen, unterirdische Wei-<lb/> tungen. Es ist ein Volksglaube in Quito, daſs die Stadt<lb/> darum so wenig an ihren prächtigen Kirchen und hohen<lb/> Häusern bei häufigem Erbeben leidet, weil diese in an-<lb/> derer Hinsicht geognostich wichtigen offenen Klüfte den<lb/> (elastischen) Dämpfen, <hi rendition="#i">à los vapores</hi>, freien Ausgang gewäh-<lb/> ren. Eine solche, auch von <hi rendition="#g">Ulloa</hi> angenommene Theo-<lb/> rie, die mit der uralten römischen Meinung vom Nutzen<lb/> der Brunnen bei Erdstöſsen zusammenhängt, wird aber<lb/> durch die Erfahrung wenig bestätigt. Aufmerksame Beob-<lb/> achter haben bemerkt, daſs einige östlichere Quartiere<lb/> der Stadt Quito, bei Santa Barbara und San Juan Evan-<lb/> gelista, die von keinen Guaycos durchschnitten sind, minder<lb/> leiden, als die den Guaycos näheren. Die wenig steilen<lb/> Abhänge (<hi rendition="#i">faldas</hi>), die zum Wasserfall führen, sind mit<lb/> kurzem Rasen von geselligen Grasarten (<hi rendition="#i">Podòsaemum<lb/> debile</hi>, <hi rendition="#i">Gymnotrix</hi> und <hi rendition="#i">Stipa eminens</hi>, <hi rendition="#i">Cavan</hi>.) bedeckt.<lb/> In dem Rasen blühen vereinzelnt einige <hi rendition="#i">Calceolarien</hi>.<lb/> Der Wasserfall von Cantuna, 1728 T. über dem Meere<lb/> gelegen, war gerade sehr dürftig, und hatte in anderen<lb/> Monaten, von der Plaza major aus gesehen, unsere Er-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0021]
trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse
darbieten. Wir nahmen unseren Weg von Quito aus
gegen Nordwesten, um, neben dem Klostergarten Reco-
leccion de la Merced vorbei, zu dem Wasserfall Chorro
de la Cantuna zu gelangen. Die Recoleccion liegt zwi-
schen zweien der Guaycos oder offenen Spalten von 30
bis 40 Fuſs Breite, von denen ich oben sprach, und die alle
dem Berggehänge zulaufen. Beide Spalten vereinigen sich
etwas nördlich von der Kirche de la Merced, wo eine
Brücke über sie geschlagen ist. Weiter hin, nach dem
Platze des heiligen Franciscus, werden die Guaycos un-
sichtbar, da hohe Gebäude durch Wölbungen sie ver-
decken. Einige dieser Guaycos gleichen mächtigen offenen
Gängen, 60 bis 80 Fuſs tief. An vielen Punkten sind
sie, in 30 bis 40 Lachter Länge, gar nicht nach oben geöff-
net, sondern bilden natürliche Stollen, unterirdische Wei-
tungen. Es ist ein Volksglaube in Quito, daſs die Stadt
darum so wenig an ihren prächtigen Kirchen und hohen
Häusern bei häufigem Erbeben leidet, weil diese in an-
derer Hinsicht geognostich wichtigen offenen Klüfte den
(elastischen) Dämpfen, à los vapores, freien Ausgang gewäh-
ren. Eine solche, auch von Ulloa angenommene Theo-
rie, die mit der uralten römischen Meinung vom Nutzen
der Brunnen bei Erdstöſsen zusammenhängt, wird aber
durch die Erfahrung wenig bestätigt. Aufmerksame Beob-
achter haben bemerkt, daſs einige östlichere Quartiere
der Stadt Quito, bei Santa Barbara und San Juan Evan-
gelista, die von keinen Guaycos durchschnitten sind, minder
leiden, als die den Guaycos näheren. Die wenig steilen
Abhänge (faldas), die zum Wasserfall führen, sind mit
kurzem Rasen von geselligen Grasarten (Podòsaemum
debile, Gymnotrix und Stipa eminens, Cavan.) bedeckt.
In dem Rasen blühen vereinzelnt einige Calceolarien.
Der Wasserfall von Cantuna, 1728 T. über dem Meere
gelegen, war gerade sehr dürftig, und hatte in anderen
Monaten, von der Plaza major aus gesehen, unsere Er-
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