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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Be-
gründung der Karte des Vulkans und zur Bestimmung
der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen gegen die be-
nachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu messen.
Die Kälte war sehr empfindlich, gegen 3° R. Einzelne
Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüdwe-
sten erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber
leider durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit
Schnee bedeckten Rucupichincha. Wo der Crater sich
geöffnet, blieb uns damals noch unbekannt, denn seit
dem Junius 1742 war Niemand an seinen Rand gelangt.
Man wusste nur noch, dass er sich gegen das Südmeer
hin öffne.

Nach eben dieser Seite hin geniesst man von dem Gi-
pfel des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten
Anblicke, die sich mir je auf allen meinen Gebirgsreisen
dargeboten haben. Der südwestliche Absturz des Pichin-
cha ist überaus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele,
auf den Kamm senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir
erfuhren, bei anderen Excursionen, nur die Namen zweier
dieser Thal-Klüfte, der Quebrada de Nina Urcu, und,
dem Rucupichincha näher, die Quebrada de las minas
de Melizaldi. Auch in diesen hohen Einöden, mitten im
vulkanischen Gestein, hat man bald nach Erzen, bald
nach vergrabenen Schätzen geschürft. Den Vordergrund,
nach dem unteren Theile des Abhanges zu, bildet die
Waldvegetation von los Yumbos, die, fast undurch-
dringlich, sich bis an die Meeresküste erstreckt und
die weite heisse Ebene erfüllt. Um zu untersuchen,
welcher Theil des Littorals dem Vulkan am nächsten
liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen von
Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht neh-
men. Die Expedition der Descubierta und Atrevida
ist der Küste, von Guayaquil an bis zum Vorgebirge
Guasacama, in einer Nähe von 15 bis 16 Seemeilen
(60 auf einen Grad) gefolgt. Der Irrthum von 3/4 Län-
gengrad, die meine Beobachtungen für die Stadt Quito

Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Be-
gründung der Karte des Vulkans und zur Bestimmung
der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen gegen die be-
nachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu messen.
Die Kälte war sehr empfindlich, gegen 3° R. Einzelne
Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüdwe-
sten erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber
leider durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit
Schnee bedeckten Rucupichincha. Wo der Crater sich
geöffnet, blieb uns damals noch unbekannt, denn seit
dem Junius 1742 war Niemand an seinen Rand gelangt.
Man wuſste nur noch, daſs er sich gegen das Südmeer
hin öffne.

Nach eben dieser Seite hin genieſst man von dem Gi-
pfel des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten
Anblicke, die sich mir je auf allen meinen Gebirgsreisen
dargeboten haben. Der südwestliche Absturz des Pichin-
cha ist überaus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele,
auf den Kamm senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir
erfuhren, bei anderen Excursionen, nur die Namen zweier
dieser Thal-Klüfte, der Quebrada de Nina Urcu, und,
dem Rucupichincha näher, die Quebrada de las minas
de Melizaldi. Auch in diesen hohen Einöden, mitten im
vulkanischen Gestein, hat man bald nach Erzen, bald
nach vergrabenen Schätzen geschürft. Den Vordergrund,
nach dem unteren Theile des Abhanges zu, bildet die
Waldvegetation von los Yumbos, die, fast undurch-
dringlich, sich bis an die Meeresküste erstreckt und
die weite heiſse Ebene erfüllt. Um zu untersuchen,
welcher Theil des Littorals dem Vulkan am nächsten
liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen von
Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht neh-
men. Die Expedition der Descubierta und Atrevida
ist der Küste, von Guayaquil an bis zum Vorgebirge
Guasacama, in einer Nähe von 15 bis 16 Seemeilen
(60 auf einen Grad) gefolgt. Der Irrthum von ¾ Län-
gengrad, die meine Beobachtungen für die Stadt Quito

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[186/0026] Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Be- gründung der Karte des Vulkans und zur Bestimmung der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen gegen die be- nachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu messen. Die Kälte war sehr empfindlich, gegen 3° R. Einzelne Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüdwe- sten erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber leider durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit Schnee bedeckten Rucupichincha. Wo der Crater sich geöffnet, blieb uns damals noch unbekannt, denn seit dem Junius 1742 war Niemand an seinen Rand gelangt. Man wuſste nur noch, daſs er sich gegen das Südmeer hin öffne. Nach eben dieser Seite hin genieſst man von dem Gi- pfel des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten Anblicke, die sich mir je auf allen meinen Gebirgsreisen dargeboten haben. Der südwestliche Absturz des Pichin- cha ist überaus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele, auf den Kamm senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir erfuhren, bei anderen Excursionen, nur die Namen zweier dieser Thal-Klüfte, der Quebrada de Nina Urcu, und, dem Rucupichincha näher, die Quebrada de las minas de Melizaldi. Auch in diesen hohen Einöden, mitten im vulkanischen Gestein, hat man bald nach Erzen, bald nach vergrabenen Schätzen geschürft. Den Vordergrund, nach dem unteren Theile des Abhanges zu, bildet die Waldvegetation von los Yumbos, die, fast undurch- dringlich, sich bis an die Meeresküste erstreckt und die weite heiſse Ebene erfüllt. Um zu untersuchen, welcher Theil des Littorals dem Vulkan am nächsten liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen von Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht neh- men. Die Expedition der Descubierta und Atrevida ist der Küste, von Guayaquil an bis zum Vorgebirge Guasacama, in einer Nähe von 15 bis 16 Seemeilen (60 auf einen Grad) gefolgt. Der Irrthum von ¾ Län- gengrad, die meine Beobachtungen für die Stadt Quito

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/26>, abgerufen am 25.04.2024.