Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.mals zu begleiten. Die ganze Höhe des Felsens über mals zu begleiten. Die ganze Höhe des Felsens über <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="212"/> mals zu begleiten. Die ganze Höhe des Felsens über<lb/> dem Boden der Sienega del Volcan beträgt, wie spätere<lb/> Messungen gaben, allerdings noch 1560 Fuſs, aber der aus<lb/> dem Bimsstein-Mantel frei hervorragende Theil des Thur-<lb/> mes erreicht kaum ¼ dieser Höhe. Als wir das nackte Ge-<lb/> stein erreicht hatten und mühevoll, des Weges unkundig,<lb/> auf schmalen Simsen und zapfenartigen Hervorragungen<lb/> emporstiegen, wurden wir in einen immer dichter werden-<lb/> den, aber noch geruchlosen Dampf gehüllt. Die Gestein-<lb/> platten gewannen an Breite, das Ansteigen wurde minder<lb/> steil. Wir trafen zu unserer groſsen Freude nur einzelne<lb/> Schneeflecke. Sie hatten 10 bis 12 Fuſs Länge und kaum<lb/> 8 Zoll Dicke. Wir fürchteten, nachdem was wir erfahren,<lb/> nichts so sehr als den halbgefrorenen Schnee. Der Nebel<lb/> erlaubte uns nur den Felsboden zu sehen, den wir betra-<lb/> ten; kein ferner Gegenstand war sichtbar. Ein stechender<lb/> Geruch von schweflichter Säure verkündigte uns nun zwar<lb/> die Nähe des Craters, aber wir ahneten nicht, daſs wir ge-<lb/> wissermaſsen schon über demselben standen. Auf einem<lb/> kleinen Schneefelde schritten wir langsam in nordwestlicher<lb/> Richtung, der Indianer <hi rendition="#g">Aldas</hi> voran, ich hinter ihm, et-<lb/> was zur Linken. Wir sprachen keine Sylbe mit einander,<lb/> wie dieſs immer geschieht, wenn man, durch lange Erfah-<lb/> rung, des Bergsteigens auf schwierigen Pfaden kundig ist.<lb/> Groſs war meine Aufregung, als ich plötzlich dicht vor<lb/> uns auf einen Steinblock sah, der frei in einer Kluft hing,<lb/> und als zugleich zwischen dem Steine und dem äuſser-<lb/> sten Rande der Schneedecke, die uns trug, in groſser<lb/> Tiefe, ein Licht erschien, wie eine kleine sich fortbewe-<lb/> gende Flamme. Gewaltsam zog ich den Indianer bei sei-<lb/> nem Poncho (so heiſst ein Hemde aus Lamawolle) rück-<lb/> wärts, und zwang ihn, sich mit mir zur Linken platt auf den<lb/> Boden zu werfen. Es war ein schneefreies Felsenstück<lb/> mit horizontaler Oberfläche von kaum 12 Fuſs Länge und<lb/> 7 bis 8 Fuſs Breite. Der Indianer schien schnell zu erra-<lb/> then, was die Vorsicht erheischt hatte. Wir lagen nun<lb/> beide auf einer Steinplatte, die altanartig über dem Crater<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0020]
mals zu begleiten. Die ganze Höhe des Felsens über
dem Boden der Sienega del Volcan beträgt, wie spätere
Messungen gaben, allerdings noch 1560 Fuſs, aber der aus
dem Bimsstein-Mantel frei hervorragende Theil des Thur-
mes erreicht kaum ¼ dieser Höhe. Als wir das nackte Ge-
stein erreicht hatten und mühevoll, des Weges unkundig,
auf schmalen Simsen und zapfenartigen Hervorragungen
emporstiegen, wurden wir in einen immer dichter werden-
den, aber noch geruchlosen Dampf gehüllt. Die Gestein-
platten gewannen an Breite, das Ansteigen wurde minder
steil. Wir trafen zu unserer groſsen Freude nur einzelne
Schneeflecke. Sie hatten 10 bis 12 Fuſs Länge und kaum
8 Zoll Dicke. Wir fürchteten, nachdem was wir erfahren,
nichts so sehr als den halbgefrorenen Schnee. Der Nebel
erlaubte uns nur den Felsboden zu sehen, den wir betra-
ten; kein ferner Gegenstand war sichtbar. Ein stechender
Geruch von schweflichter Säure verkündigte uns nun zwar
die Nähe des Craters, aber wir ahneten nicht, daſs wir ge-
wissermaſsen schon über demselben standen. Auf einem
kleinen Schneefelde schritten wir langsam in nordwestlicher
Richtung, der Indianer Aldas voran, ich hinter ihm, et-
was zur Linken. Wir sprachen keine Sylbe mit einander,
wie dieſs immer geschieht, wenn man, durch lange Erfah-
rung, des Bergsteigens auf schwierigen Pfaden kundig ist.
Groſs war meine Aufregung, als ich plötzlich dicht vor
uns auf einen Steinblock sah, der frei in einer Kluft hing,
und als zugleich zwischen dem Steine und dem äuſser-
sten Rande der Schneedecke, die uns trug, in groſser
Tiefe, ein Licht erschien, wie eine kleine sich fortbewe-
gende Flamme. Gewaltsam zog ich den Indianer bei sei-
nem Poncho (so heiſst ein Hemde aus Lamawolle) rück-
wärts, und zwang ihn, sich mit mir zur Linken platt auf den
Boden zu werfen. Es war ein schneefreies Felsenstück
mit horizontaler Oberfläche von kaum 12 Fuſs Länge und
7 bis 8 Fuſs Breite. Der Indianer schien schnell zu erra-
then, was die Vorsicht erheischt hatte. Wir lagen nun
beide auf einer Steinplatte, die altanartig über dem Crater
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