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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253.

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rahua, das Hr. v. H. in einer Höhe von 12,480 Fuss vom Felskamme von Guandisava abgeschlagen, hat Herr Gustav Rose den Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, dass dieses Fossil, welches eine so grosse Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirges spielt, dem Altai fehlt, aber in Tyrol bei Predazzo und Claussen vorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Gesteinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkanischer Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlich-grauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am gewöhnlichsten im Hochlande von Quito, viele sehr kleine Krystalle von Labrador neben grossen sparsam eingesprengten Krystallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit-Gestein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene (Exido) östlich vom Flüsschen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose's Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen sehr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse hat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Cotopaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuss Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den grossen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zumbalica) unfern des Städtchens Lactacunga, ohngefähr drei geographische Meilen in Südwesten vom Fuss des Cotopaxi nicht bemerkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weisse Krystalle, die man für Albit halten kann.

Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riobamba und im Bimstein des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. v. H. gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechte auf die Anwesenheit von Andesit zwischen den sichtbar allgemeiner

rahua, das Hr. v. H. in einer Höhe von 12,480 Fuſs vom Felskamme von Guandisava abgeschlagen, hat Herr Gustav Rose den Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, daſs dieses Fossil, welches eine so groſse Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirges spielt, dem Altai fehlt, aber in Tyrol bei Predazzo und Claussen vorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Gesteinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkanischer Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlich-grauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am gewöhnlichsten im Hochlande von Quito, viele sehr kleine Krystalle von Labrador neben groſsen sparsam eingesprengten Krystallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit-Gestein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene (Exido) östlich vom Flüſschen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose’s Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen sehr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse hat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Cotopaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuſs Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den groſsen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zumbalica) unfern des Städtchens Lactacunga, ohngefähr drei geographische Meilen in Südwesten vom Fuſs des Cotopaxi nicht bemerkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weiſse Krystalle, die man für Albit halten kann.

Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riobamba und im Bimstein des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. v. H. gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechte auf die Anwesenheit von Andesit zwischen den sichtbar allgemeiner

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[251/0008] rahua, das Hr. v. H. in einer Höhe von 12,480 Fuſs vom Felskamme von Guandisava abgeschlagen, hat Herr Gustav Rose den Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, daſs dieses Fossil, welches eine so groſse Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirges spielt, dem Altai fehlt, aber in Tyrol bei Predazzo und Claussen vorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Gesteinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkanischer Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlich-grauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am gewöhnlichsten im Hochlande von Quito, viele sehr kleine Krystalle von Labrador neben groſsen sparsam eingesprengten Krystallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit-Gestein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene (Exido) östlich vom Flüſschen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose’s Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen sehr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse hat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Cotopaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuſs Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den groſsen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zumbalica) unfern des Städtchens Lactacunga, ohngefähr drei geographische Meilen in Südwesten vom Fuſs des Cotopaxi nicht bemerkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weiſse Krystalle, die man für Albit halten kann. Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riobamba und im Bimstein des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. v. H. gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechte auf die Anwesenheit von Andesit zwischen den sichtbar allgemeiner

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253, hier S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1839/8>, abgerufen am 21.11.2024.